Der Händler Laurence Mantilla-Mayans. Foto:  

Den Wochenmarkt gibt es seit 25 Jahren. Marktmeister Peter Vetter prophezeit ihm eine düstere Zukunft.

Hemmingen - Laurence Mantilla-Mayans (52) kommt nicht nur zum Arbeiten auf den Wochenmarkt, er trifft dort auch Freunde. „Die Kunden sind sehr angenehm“, sagt der Marktbeschicker aus Filderstadt-Sielmingen, viele kenne er persönlich. Mantilla-Mayans ist Händler mit Leib und Seele, egal, ob es stürmt oder schneit. Der Mann in hellgrünem T-Shirt und mit hellgrüner Schürze verkauft italienische Produkte auf dem Alten Schulplatz, seitdem es in Hemmingen den Wochenmarkt gibt. Dieser feiert 2017 sein 25-Jahr-Jubiläum. Frische und Qualität seien die Kriterien, die die Kunden an seiner Ware schätzten, sagt Mantilla-Mayans – und das Wissen, dass sie „immer etwas Besonderes“ bei ihm finden. „Mit den Preisen in Supermärkten kann ich nämlich nicht konkurrieren.“

Supermärkte und Discounter sind die härtesten Gegner der Wochenmärkte. Die Konkurrenz expandiert allerorts, ist günstiger und verfügbarer, als Wochenmärkte es je sein könnten. Deshalb sieht der Marktmeister Peter Vetter schwarz für ihre Zukunft: „Wochenmärkte sind auf dem absteigenden Ast. Es kommen immer weniger Besucher, was für die Händler weniger Umsatz bedeutet.“ Vetter sorgt seit Ende der 1990er Jahre für den reibungslosen Ablauf des Marktes in Hemmingen. Damals gab es drei Beschicker mehr als heute, wo es neun sind. Noch, denn Familie Gentner war am Freitag das letzte Mal dabei.

Einkaufsverhalten hat sich verändert

„Der Wochenmarkt lohnt sich nicht mehr für uns. Wir haben uns dazu entschieden, unseren Hofladen auszubauen“, sagt Barbara Gentner (54), die auch von Anfang an dabei war. Die Hemmingerin blickt zurück: Damals sei es „supergut“ gelaufen. Längst habe sich das Einkaufsverhalten der Menschen aber verändert. Zudem koste es Überwindung, bei Wind und Wetter hinter dem Stand zu stehen, ebenso mache dessen Auf- und Abbau zu schaffen. Der Hofladen biete deshalb viel Potenzial, weil die vorwiegend Stammkunden dort ähnlich wie im Supermarkt einkaufen könnten. Ersatz für den Stand der Gentners hat die Gemeinde laut Marktmeister Vetter bislang nicht gefunden.

Anders verhält sich die Situation bei Gerhard Giek. Der Bauernhof mit Hofladen des Möglingers ist zu klein, um alle Produkte an die Kundschaft zu bringen. Daher ist Giek auf zahlreichen Wochenmärkten in der Region Stuttgart unterwegs. „Zurzeit wollen viele Menschen wissen, wo die Lebensmittel herkommen und wer dahinter steckt“, sagt Giek, der von Lebensmittelskandalen profitiert: Als im Sommer aufgedeckt wurde, dass Eier und Eiprodukte mit dem Insektizid Fipronil belastet sind, habe er ein Drittel mehr Eier als sonst verkauft, sagt der 78-Jährige. „Normalerweise herrscht im Sommer eher Flaute, weshalb wir die Hälfte unserer Hühnerställe leerlassen“, sagt Giek. Dieses Jahr aber arbeiteten die Hühner auf Hochtouren.