Die Kundschaft bevorzugt Ware aus dem Großraum Stuttgart. Foto:  

Der Wochenmarkt am Marienplatz läuft inzwischen gut, andere Händler klagen. Sieben Märkte gibt es in der Innenstadt insgesamt, Markttage sind von Dienstag bis Freitag.

Innenstadt - Der Anfang verlief holprig. Am Marienplatz schien sich der Wochenmarkt nicht so recht zu etablieren. Händler beklagten insbesondere die mangelnde Bekanntheit des Marktes. Heute, vier Jahre später, kann davon keine Rede mehr sein. Der Handel an dem äußerst beliebten Platz floriert.

Am Marienplatz läuft der Wochenmarkt inzwischen

„Wir erleben seit einem Jahr definitiv eine Steigerung. Der Trend geht bei uns nach oben“, sagt Silvia Beck vom Käse- und Maultaschenspezialisten Beck aus Sulzbach an der Murr. Seit 25 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann den Käsehandel. Fünf Mal die Woche beschicken die Becks mit ihren drei Wagen Wochenmärkte im Großraum Stuttgart. Bis man sie auch am Marienplatz kannte, hat es seine Zeit gedauert. Dort schätzt Beck besonders die ansprechende Lage. Zudem bieten die zehn Stände alles an: Fleisch, Obst und Gemüse, Käse, Blumen, Eier und Maultaschen. An frischen Waren finden Besucher dort alles, was sie zum Leben brauchen.

Während der Markt am Marienplatz einer der jüngsten im Innenstadtgebiet ist, bestehen die Wochenmärkte in Gablenberg und am Bismarckplatz seit ungefähr 30 Jahren. Das Markttreiben überhaupt in der Stadt hat eine beachtliche Tradition: Die ersten Wochenmärkte in Stuttgart fanden bereits im Jahr 1304 statt, damals immer dienstags und samstags. Heute gibt es in den 23 Stadtbezirken insgesamt 29 Wochenmärkte, sieben davon sind in der Innenstadt. In der Regel befinden sie sich an zentralen Plätzen im jeweiligen Stadtteil, so am Wilhelms- und auf dem Schillerplatz sowie vor dem Rathaus. Die Wochenmarkttage sind festgelegt von dienstags bis samstags. Wer möchte, kann sich fast jeden Tag mit frischen Lebensmitteln versorgen.

Bio und Regio ist vor allem bei jungen Familien gefragt

Regionalität ist wieder in. Viele Konsumenten wollen inzwischen genauer wissen, woher ihr Gemüse, ihr Obst und ihr Fleisch kommt. Die Firma Heinzelmann aus dem Schwarzwald, die Wurst- und Fleischwaren verkauft, hatte mit ihren Produkten sogleich Glück am Marienplatz. „Wir sind von Anfang an gut angekommen“, sagt der Verkäufer Wolfgang Tröger. Er könne nur Positives berichten. „Selbst der total verregnete Eröffnungstag lief bei uns gut“, erzählt er. Inzwischen hat sein Stand ein großes Stammpublikum, das wöchentlich Wurst und Fleisch bei ihm kauft.

Vielen Händlern im Süden fällt auf, dass vor allem Familien auf regionale Kost setzen und sich diese Wertschätzung in der Bereitschaft zeigt, höhere Preise zu bezahlen. Im Stuttgarter Süden wohnen viele junge Familien. Davon profitieren die Marktbeschicker vom Marienplatz.

Genau diese Klientel fehle dem Osten, meint Henrik Darel, der für einen Sindelfinger Händler auf dem Markt an der Ostendstraße freitags Obst und Gemüse verkauft. Er hat den Eindruck, dass im Stadtbezirk vornehmlich ältere Menschen wohnen, junge Familien fehlten. Seit fast 30 Jahren kommt er jede Woche nach Stuttgart. Die Zeiten, sagt er, seien schon mal besser gewesen. Er bemängelt die Konkurrenz durch die Supermärkte. Seine Standkollegin Renate Krämer von Krämer Obst und Gemüse verkauft auch in Botnang. „Dort ist ein ganz anderes Publikum“, sagt sie. Die Kaufkraft sei dort wesentlich höher.

Am Bismarckplatz herrscht eher negative Stimmung

Auch am Bismarckplatz vernimmt man eher verdrießliche Töne: „Der Markt im Westen war früher der beste im Umkreis“, sagt Ursula Nikolaou, die Backwaren von verschiedenen kleinen Bäckereien verkauft. „Es kommen immer weniger Kunden.“ Wer und was Schuld daran ist, glaubt Nikolaou genau zu wissen: „Es liegt an der Parkplatzsituation im Westen und an den fleißigen Politessen hier. Wenn die Leute jedes Mal einen Strafzettel kassieren, wird der Einkauf teuer.“

Nikolaou beschickt den Markt bereits seit einer kleinen Ewigkeit. Ihr fällt auf, dass sich das Kaufverhalten der Leute verändert hat. „Früher war die Stoßzeit zwischen 9 und 11 Uhr.“ Heute verteile sich die Kundschaft über den ganzen Vormittag. Die Ersten bediene sie um kurz vor 7 Uhr. „Da sind viele Leute dabei, die halt noch vom Abend übrig geblieben sind.“