Mit der Übernahme von WMF will der französische SEB-Konzern seine Stellung in China stärken. Foto: dpa

SEB, das Traditionshaus aus dem Burgund, steht für Erfindungsgeist, Geschäftssinn – und ein spezielles Flair für die Küche. Derzeit arbeiten es mit Hochdruck an etwas Neuem.

Paris - SEB-Chef Thierry de La Tour d’Artaise spricht etwas trocken von einer „neuen strukturierenden Etappe seiner Entwicklung“. Weniger zurückhaltend urteilt die Pariser Presse, der französische Haushaltsgerätehersteller tätige mit der Übernahme von WMF „den Kauf des Jahrhunderts“.

Und das will etwas heißen für einen Konzern, dessen Kürzel jedem Franzosen geläufig ist. SEB gehört zu den wenigen französischen Firmen, die seit anderthalb Jahrhunderten harmonisch gewachsen sind. Die „Société d’emboutissage de Bourgogne“ entstand 1857 im Burgund als kleines Presswerk für Weißblech. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erweiterte es die Angebotspalette um elektrische Bügeleisen, damals noch ein ausgesprochenes Eliteprodukt. Findige Ingenieure entwickelten in der Folge immer mehr Haushaltsgeräte, 1953 etwa die legendäre Cocotte-Minute, zu deutsch: den Dampfkochtopf.

Das nun plötzlich rasch wachsende Unternehmen übernahm in Frankreich – und seit der Jahrtausendwende weltweit – andere Marken wie Tefal, Rowenta, Moulinex oder Krups. Mit der Übernahme von WMF für schätzungsweise 1,8 Milliarden Euro steigt es in den lukrativen Markt der professionellen Kaffeemaschinen ein. Strategisch schließt es zudem mit dem Zuwachs durch das Servier- und Tafelgeschirr eine Lücke in seinem Angebot, das vom simplen Küchenspachtel bis zu den multifunktionalen Großküchengeräten reicht.

Vor wenigen Tagen erst hat SEB auch Emsa übernommen

Schon vor der Integration von WMF ist SEB die weltweite Nummer eins bei den kleinen Haushaltsgeräten. Zu den Küchenartikeln kommen heute auch Waschmaschinen, Grillgeräte, Haartrockner oder Ventilatoren. Der Umsatz von 4,7 Milliarden Euro – bei einem Nettogewinn von 206 Millionen Euro – wird von 26 000 Angestellten erarbeitet. Allerdings nur noch zu 20 Prozent in Europa: 30 Prozent des Umsatzes entfallen auf Asien, 20 Prozent auf Nord- und Südamerika.

Besonders stark ist SEB heute in China, wo es schon 2007 die Marke Supor übernommen hat – und nicht zuletzt dank dem Zukauf von WMF seine Stellung weiter ausbauen will. Vor wenigen Tagen erst hatten die Franzosen zudem auch den Haushalts- und Gartenprodukte-Anbieter Emsa aus Emsdetten übernommen.

Willkürlich ist diese Einkaufstour mitnichten. SEB geht nicht wie ein globaler Finanzinvestor vor, sondern so sorgfältig und zielstrebig, wie der Meisterkoch sein Imperium zusammenstellt. „Heute sind wir in allen Küchen der Welt präsent“, folgert der Direktor für Produkte und Innovation, Philippe Crevoisier.

Die Küche von morgen als Sozialnetz

SEB wurde schon dafür kritisiert, seinen findigen Ingenieuren zu wenig Wertschätzung entgegenzubringen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 160 Millionen Euro im Jahr können sich aber sehen lassen. „Unsere große Idee, das Herz unserer Strategie besteht darin, dass die Küche von morgen ein gigantisches Sozialnetz sein wird“, erklärte Crevoisier vergangene Woche. „Der Konsument wird nicht mehr einfach ein Produkt kaufen, er geht zuerst auf eine Plattform, um mit einem Freund ein Rezept zu besprechen.“ Und genau an einer solchen Plattform, so Crevoisier, arbeitet SEB derzeit mit Hochdruck.