Es kann wieder mitgefiebert und mitgelitten werden: An diesem Montagabend bestreitet die deutsche Mannschaft ihr erstes Spiel bei der Fußball-WM in Brasilien. Foto: dpa

Nur wenige nicht-kommerzielle Institutionen laden zum Public Viewing der WM ein. Die Ausnahmen im Stuttgarter Norden bilden das Botnanger Bürgerhaus sowie in Weilimdorf der Gemeindesaal der St.-Theresia-Kirche.

Stuttgarter Norden - König Fußball bestimmt seit vergangenem Donnerstag das abendliche Freizeitvergnügen. Eingefleischte Fans des runden Leders werden wieder kein Spiel bei der Weltmeisterschaft in Brasilien verpassen wollen. Das bedeutet allerdings in den nächsten Wochen auch, dass Schlaf erst einmal Mangelware sein dürfte. In der Regel finden täglich drei Vorrunden-Partien statt. Das letzte Spiel wird um Mitternacht angepfiffen.

„Alle Spiele. Alle Tore. Live“

Wer sein heimisches Sofa lieber gegen einen Sitzplatz im öffentlichen Raum eintauschen möchte, um Fußball zu schauen, hat im Stuttgarter Norden beispielsweise im Botnanger Bürgerhaus die Gelegenheit dazu. „Alle Spiele. Alle Tore. Live“, heißt es auf der Internetseite des Bürgerhausvereins. „Das stimmt – eigentlich“, sagt Andreas Dick und schmunzelt. „Bei den Partien, die um Mitternacht beginnen, werden wir je nach Zulauf entscheiden, ob wir geöffnet lassen. Wenn nur ein Gast da sein sollte, denke ich, dass wir ihn wieder nach Hause schicken.“ Von vornherein klar war jedoch, dass die Begegnung Elfenbeinküste gegen Japan, die am Sonntag erst um 3 Uhr angepfiffen wurde, nicht im Café intus an der Griegstraße 18 zu sehen sein wird.

Andreas Dick ist Mitglied des Bürgerhausvereins und für die Technik zuständig, wenn im Kulturcafé Fußball geschaut wird. Er ist der Meinung, dass seit der Europameisterschaft 2004 in der Botnanger Einrichtung Fußball-Großereignisse übertragen werden. „Ich bin selbst ein Fußballverrückter“, sagt er. Immer werde er nicht vor Ort sein, aber sehr oft. Vor allem, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielen wird, rechnet Dick damit, dass „halb Botnang kommen wird“. Noch mehr Zuspruch könnte es geben, wenn die DFB-Kicker am Donnerstag, 26. Juni, ab 18 Uhr gegen die Auswahl der USA auf Torejagd gehen. Bei den Amerikanern sitzt ein Botnanger auf der Trainerbank, nämlich „unser Klinsi“, sagt Dick. Für ihn hege man im Bezirk natürlich immer noch große Sympathien. Doch trotz Jürgen-Klinsmann-Faktor drückt er Deutschland die Daumen.

„Das gehört zum Leben und zu den Menschen“

In Weilimdorf sind im Gemeindesaal der St.-Theresia-Kirche, Pirmasenser Straße 8, alle Spiele der deutschen Mannschaft sowie alle Viertel- und Halbfinalspiele sowie das Endspiel auf einer Leinwand zu sehen. Dass somit weltlicher Fußball in der Kirche Einzug hält, stört Pfarrer Hanns Schäfer überhaupt nicht: „Warum nicht? Das gehört zum Leben und zu den Menschen“, sagt er. Beim Eröffnungsspiel am vergangenen Donnerstag seien zwar nur wenige Zuschauer vorbeigekommen, Schäfer rechnet aber damit, dass sich am heutigen Montag beim ersten Deutschlandspiel die Reihen füllen werden.

Eine Lizenz zum Zeigen hat auch die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Weilimdorf. Die Genehmigung gilt für das Waldheim Lindental. Trotzdem ist laut Pfarrer Hartmut Häcker bislang nur eine öffentliche Ausstrahlung geplant und zwar am Samstag, 5. Juli. An diesem Tag feiert die Oswald-Wolfbusch-Gemeinde nämlich dort ihr Gemeindefest. Denkbar sei daher, das 22-Uhr-Spiel für alle zu übertragen. „Für die anderen Spiele haben wir niemanden, der das organisiert“, sagt Häcker. „Falls aber noch jemand aus einer Staubwolke aufsteht, der das in die Hand nimmt, könnten wir auch weitere Spiele zeigen.“