Respektvoller Umgang unter Boxern: IBF-Champion Hernández (li.) und Herausforderer Firat Arslan Foto: Getty

Es ist seine wohl letzte Chance, um noch einmal Box-Weltmeister zu werden. Und die will Firat Arslan (43) unbedingt nutzen. An diesem Samstag (22.35 Uhr/ARD) fordert der Cruisergewichtler aus Süßen den IBF-Champion Yoan Pablo Hernández (29) heraus.

Erfurt - Es ist seine wohl letzte Chance, um noch einmal Box-Weltmeister zu werden. Und die will Firat Arslan unbedingt nutzen. An diesem Samstag (22.35 Uhr/ARD) fordert der 43-Jährige in der Erfurter Messehalle den IBF-Champion Yoan Pablo Hernández (29) heraus. „Ich fühle mich in der Form meines Lebens und werde alles daran setzen, meinen Traum zu erfüllen“, sagt der Cruisergewichtler aus Süßen (Kreis Göppingen). Bei einem Sieg wäre er der bisher älteste Weltmeister in seiner Gewichtsklasse.

In der Vorbereitung hat Arslan dabei nichts dem Zufall überlassen. Körperlich brachte sich der Rechtsausleger mit den türkischen Wurzeln, der von 2007 bis 2008 Weltmeister war, nach eigenen Angaben „in eine Topverfassung“. Zudem holte er Fritz Sdunek (67) in sein Gym nach Donzdorf, um sich mit ihm auf den wichtigen WM-Kampf vorzubereiten. Deutschlands erfolgreichster Boxtrainer hat ein Händchen für ältere Profis, das hat Sdunek mit Vitali Klitschko bewiesen. „Ich mache aus Firat keinen anderen Boxer mehr, aber wir haben an Details gearbeitet“, sagt er. Die Eindrücke aus den Einheiten mit Arslan stimmen die Trainerlegende optimistisch. „Unsere Sieg-Strategie liegt parat. Firat wird mit mir in der Ecke der älteste Weltmeister im Cruisergewicht unserer Zeit“, sagt Sdunek, der in seiner Karriere bereits die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir sowie Dariusz Michalczewski und Felix Sturm zu WM-Titeln geführt hat.

Im November des vergangenen Jahres boxte Sdunek bereits mit Alexander Alexejew gegen Hernández. Sein Schützling verlor knapp, der Coach machte aber wichtige Beobachtungen, die nun Arslan zugute kommen sollen. Boxerisch sei Yoan Pablo Hernández einer der Stärksten im Cruisergewicht, meint Sdunek: „Aber die Art von Firat, der immer voll auf Angriff boxt, passt ihm überhaupt nicht.“ Trotzdem steigt der Exil-Kubaner, der in Berlin lebt, im Duell der zwei Kämpfer aus dem Sauerland-Boxstall als klarer Favorit in den Ring. Der Titelverteidiger verlor erst einen seiner insgesamt 29 Profi-Kämpfen und gilt nicht nur als schneller, sondern auch als deutlich technisch überlegen. „Meine technischen Vorteile auszuspielen wird einer der entscheidenden Punkte sein“, erklärt der Mann, der zuletzt von einem Unternehmensberater um 300 000 Euro betrogen wurde: „Er nahm mich aus wie eine Weihnachtsgans.“

Jetzt gelte seine Konzentration aber wieder dem Boxen, sagt er. Der Respekt vor seinem Gegner ist groß. „Das Alter spielt keine Rolle, wenn man sich gut dabei fühlt“, meint Hernández und ergänzt: „Arslan ist ein harter Hund – ein Krieger im Ring. Das Wort Aufgabe kennt er nicht. Wenn man ihn unterschätzt, kann das schnell mal ins Auge gehen.“ Der charakterstarke Arslan ist ein Vorbild an Leidenschaft. Mit seiner Fitness und seinem unbändigen Willen will der Box-Dinosaurier, der im Januar gegen Marco Huck eine K.o.-Niederlage einstecken musste, nun noch einmal zum WM-Titel.

Falls Arslan verlieren sollte, gilt sein Karriereende als wahrscheinlich. Der Vertrag bei Sauerland läuft noch bis Jahresende. „Wenn er es nicht schafft, sollte er seine aktive Laufbahn beenden“, rät Promotor Kalle Sauerland und fügt im Brustton der Überzeugung an, „Firat wäre ein super Trainer.“