Die Werbung für den Versuch ist nicht zu übersehen – Fenster und Türen der Züge sind beklebt Foto: Niess

In zwei S-Bahn-Zügen kommt testweise freies drahtloses Internet zum Einsatz. Der Selbstversuch zeigt: Die Technologie funktioniert, ist aber durchaus noch ausbaufähig.

stuttgart - „Jetzt in dieser S-Bahn gratis WLAN testen!“ Dieser Spruch prangt unübersehbar auf jeder Tür und vielen Fenstern der S 5 Richtung Bietigheim, die in die Haltestelle Schwabstraße einfährt. Die Aufkleber fallen ins Auge und sorgen bei manchem Fahrgast für Kopfschütteln, nach dem Motto: „Gibt es nichts Wichtigeres?“ Doch ein neues Angebot will getestet werden.

Smartphone zücken, WLAN einschalten, warten – das Anmeldefenster auf dem Handy-Display erscheint erst nach zwei weiteren Haltestellen. Das liegt vermutlich an der unterirdischen Fahrstrecke. Sind die Nutzungsbedingungen einmal akzeptiert, funktioniert der kostenlose Internetzugang – allerdings bei mäßiger Geschwindigkeit. Ergebnisse in Sekundenschnelle sind nicht zu erwarten. „Ich finde die Idee super, und die Zeit ist auch echt reif dafür. Solange mein mobiles Datennetz aber schneller ist, benutze ich das“, sagt Mark (27).

Anmeldung ohne persönliche Daten

Abgesehen von kurzen Aussetzern und Wartezeiten funktioniert das WLAN auch auf einer längeren Strecke. Kurz die Facebook-Seite checken, eine Whatsapp-Nachricht schreiben oder etwas googeln ist durchaus drin. „Am allerbesten finde ich, dass man bei der Anmeldung keine persönlichen Daten hinterlassen muss, wie es zum Beispiel am Bahnhof in Bietigheim der Fall ist“, sagt eine 18-jährige Schülerin. Die längeren Ladezeiten nimmt sie in Kauf, immerhin könne sie durch das WLAN ihr begrenztes Datenvolumen sparen.

Leider hat nicht jeder Glück mit dem Angebot. Marilena sitzt schon zum dritten Mal in einer S-Bahn mit Internetzugang, nie ist sie über die Anmeldeseite hinausgekommen. Für solche und andere Fälle bietet die Deutsche Bahn die Möglichkeit zum Feedback unter www.s-bahn-stuttgart.de. Die Aufforderung dazu prangt im Wechsel mit der Bedienungsanleitung auf den Bildschirmen, auf denen sonst die nächsten Haltestellen inklusive Verzögerungszeiten vermerkt sind. Das könnte nicht jedem gefallen.

Bei jungen Leuten kommt die Aktion gut an

Der Bedarf an WLAN auf der Schiene besteht ohne Zweifel. Smartphones und Tablets, wohin das Auge reicht, vor allem bei der berüchtigten Generation Y. Viele jüngere Fahrgäste, die frisch zugestiegen und auf das Angebot aufmerksam geworden sind, holen gleich ihr Smartphone hervor. „Ah, sehr gut, hier gibt es WLAN“, lautet die häufigste Reaktion. Bei der jungen Generation kommt die Aktion der Bahn also gut an.

„Es läuft nicht so langsam wie befürchtet“, sagt Christian (26). „Lohnt sich aber eher für längere Fahrstrecken, weil vor allem die Anmeldung lange dauert.“ Er bedauert, dass die Züge mit kostenlosem WLAN nicht auf der Flughafenlinie S 1 unterwegs sind. „Vor oder nach dem Urlaub muss man ja oft noch etwas googeln, etwa die Nummer fürs Taxi “, sagt Christian.

Was nicht ist, kann ja noch werden. Bisher handelt es sich schließlich um einen Test. Und siehe da: Nach dem Aussteigen leuchtet das WLAN-Zeichen sogar noch am Bahnsteig, bis der Zug wieder losgefahren ist.