Im Schnitt können sich Hunde 165 Wörter merken, sagen Experten. Foto: Javier Brosch/Fotolia

Die Vierbeiner gelten als die am schlechtesten erforschten Tiere in der Zoologie. Dennoch steht fest: Hunde sind intelligenter als gedacht.

Riechen und hören

„Der Geruchssinn des Hundes ist deutlich besser ausgeprägt als der des Menschen, innerhalb der Tierwelt aber nicht außergewöhnlich“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen. Manche Insekten etwa reagierten auf nur ein Duftmolekül, „das schafft der Hund nicht“. Doch mit seiner Schnüffelatmung pumpt er 300 Mal pro Minute Luft in die Lungen. So werden Duftstoffe zur Riechschleimhaut transportiert. Dort sitzen 225 Millionen Riechzellen, Menschen haben nur sechs Millionen. Auch das Hundegehör ist zehnmal besser als das menschliche. „Wir hören Schalldruckwellen in einem Frequenzbereich bis 16 000 Hertz, Hunde bis 50 000 Hertz“, erklärtKopernik. Zudem können Hunde mit einer Genauigkeit von ein, zwei Grad in der Horizontalen die Richtung einer Schallquelle bestimmen. An das Gehör einer Fledermaus, die hochfrequentierte Töne bis zu 200 000 Hertz wahrnimmt, kommt der Hund trotzdem nicht ran.

Lernen

Forscher vermuten, dass Hunde die Bedeutung unbekannter Wörter über ein Ausschlussverfahren erraten und lernen können. Wenn Border Collies ein Objekt apportieren sollen, dessen Name für sie neu ist, wählen sie dasjenige aus, das ihnen unbekannt ist. Lange schien diese Fähigkeit dem Mensch vorbehalten: Kinder lernen neue Begriffe ebenfalls durch Ausschließen. Im Schnitt können sich Hunde 165 Wörter merken, sagen Experten. Vieles lernen sie, indem sie andere beobachten und imitieren. Der Wiener Kognitionsbiologe Ludwig Huber sagt: „Hunde lernen durch Erfahrung und Training.“

Erkennen

Ludwig Huber und sein Team stellten außerdem fest, dass an Menschen gewöhnte Hunde Gesichtsausdrücke auseinanderhalten können – die ihres Herrchens ebenso wie die von Fremden. Ob sie auch die Bedeutung der Gesichtsausdrücke verstehen, sei aber noch unklar. „Unsere Studie belegt, dass Hunde zwischen wütenden und freudigen Gesichtsausdrücken unterscheiden können“, sagt Huber. Hunde empfinden ein lächelndes Gesicht als positiv, ein wütendes als negativ. Außerdem können die Vierbeiner zwischen bekannten und unbekannten Gesichtern unterscheiden.

Fühlen

Gähnt Herrchen, gähnt der Hund mit. Aus Mitgefühl, sind Forscher der Universität Tokio überzeugt. In Tests ließen sich Hunde häufiger vom Gähnen der Halter anstecken als vom Gähnen Fremder. Auch der Wiener Wissenschaftler Ludwig Huber schließt nicht aus, dass sich die Stimmung des Menschen auf den Hund überträgt und dass sie Mitgefühl empfinden. Huber verweist auf eine Studie, die auf Empathie bei Hunden hindeutet. In den Tests gingen die Tiere sichtlich geknickt auf weinende Menschen zu, um Trost zu spenden. Eifersucht zeigen Hunde offenbar auch: Amerikanische Forscher fanden heraus, dass Hunde bellen, schnappen und sich dazwischen drängen, wenn sich die Bezugsperson anderen Artgenossen zuwendet und das eigene Tier ignoriert. Übrigens gähnen Hunde nicht nur aus Mitgefühl oder weil sie müde sind. Wenn ein Hund ständig gähnt, kann das Hundeexperte Udo Kopernik zufolge an missverständlichen Signalen des Besitzers liegen. Passen Körpersprache und Kommando nicht zusammen, verwirrt das den Hund. „Verstehen Hunde die Signale nicht, kratzen und schütteln sie sich zuerst und dann gähnen sie“, sagt Kopernik.

Schwitzen

Hunde schwitzen an den Pfoten, dort sitzen die Stressdrüsen. „Mit den Drüsen zwischen den Ballen sondert der Hund bei Stress Schweiß ab“, sagt Experte Udo Kopernik. Ihre Temperatur regeln Hunde über die Schleimhaut im Nasen- und Rachenraum, indem sie hecheln, also Luft durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen.

Leben

Doggen oder Bernhardiner leben fünf bis acht Jahre, Terrier, Dackel und andere Kleinhunde fast doppelt so lange. Kurios, da im Tierreich normalerweise kleine Tiere eher früher sterben als große. Die Maus lebt allenfalls wenige Jahre, Elefanten bis zu 70. Experten erklären die kürzere Lebensdauer großer Hunde so: Ihre Zellen teilen sich rascher, damit sie schnell wachsen. Entsprechend rascher altern sie aber auch. Zudem führt eine schnelle Zellteilung öfter zu Krebs. „Bei der Zellteilung entstehen Gifte, an denen der Hund möglicherweise früher stirbt“, sagt Udo Kopernik.

Fressen

Obwohl manche Hunde wie der Beagle oder Cockerspaniel ein unkontrolliertes Fressverhalten haben, frisst keiner, bis er platzt, sagt der Hundeexperte Kopernik. Jedoch hätten dicke Tiere gegenüber dicken Menschen einen Nachteil: „Um überschüssige Pfunde zu verlieren, muss der Hund sich mehr bewegen als der Mensch“, sagt Kopernik. 50 Kilometer täglich sollten es schon sein. Kopernik rät daher zu einer Diät.