Wer liest mit? Wirtschaftsspionage aus China ist eine reale Gefahr Foto: dpa

Wird in einer Firma der Panzerschrank geknackt, merkt man das sehr schnell. Werden dagegen Daten abgezapft, ist das Unternehmen oft ahnungslos. Vor allem Mittelständler haben sich auf die Gefahren aus dem Internet noch nicht eingestellt, mein das Bundesamt für Verfassungsschutz.

Stuttgart - 200 000 Menschen arbeiten beim chinesischen Geheimdienst daran, in anderen Ländern Wirtschaftsspionage zu betreiben und von Unternehmen Geschäftsgeheimnisse wie etwa Forschungs- und Entwicklungsergebnisse abzugreifen. Die Unternehmen stellen dann die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit kosten- und ahnungslos der Konkurrenz zur Verfügung.

Die mit Abstand meisten Angriffe kommen aus China; und vor allem Mittelständler haben den oft ausgeklügelten Angriffen nur wenig entgegenzusetzen, sagt Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, der bei einer Tagung der Industrie- und Handelskammer für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Sicherheitsbehörden warb.

Kleinen Unternehmen oft ein Sicherheitskonzept

„Große Unternehmen sind regelmäßig gut aufgestellt“, sagt Maaßen. Kleinen Unternehmen dagegen fehle in der Regel ein Sicherheitskonzept, mit dem sie ihre „Kornjuwelen“ schützen könnten. In der realen Welt gebe es für geheime Unterlagen Panzerschränke. Ein vergleichbarer Schutz für digitale Unterlagen fehle dagegen häufig. Die Gefahr drohe dabei nicht von Programmen, die von Hackern im Kinderzimmer geschrieben werden. Sollte hätten vor allem „Belästigungspotenzial“. Ausländische Geheimdienste könnten „maßgeschneiderte Angriffe“ starten, die genau auf einen einzelnen Ingenieur passen, dessen Informationen sie abgreifen wollten. „Die deutsche Wirtschaft muss sich darüber im klaren sein, dass es Gegner gibt, denen sie nicht gewachsen ist.“

Maaßen bietet Unternehmen Hilfe zur Selbsthilfe an. „Wir können diesen Schutz zwar nicht selbst liefern“ ,sagt Maaßen. Sehr wohl könne man Unternehmen aber Informationen darüber geben, welche Daten etwa auf Beschaffungslisten ausländischer Geheimdienste stehen. Die Unternehmen müssten wissen, welche ihrer Daten besonders gefährdet seien, denn es sei nicht sinnvoll, alles gleichermaßen zu schützen. Zwischen Behörden und Unternehmen gebe es das „gemeinsame Anliegen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu schützen und zu stärken“.

Vielen Firmen sind Datendiebstähle peinlich

Viele Unternehmen scheuten aber den Kontakt zu den Behörden, weil sie unbedingt verhindern wollen, dass ein Datendiebstahl publik wird – etwa durch ein Strafverfahren gegen den Täter. Der Kontakt zum Verfassungsschutz biete für die Unternehmen den Vorteil, dass dieser nicht an das sogenannte Legalitätsprinzip gebunden ist – anders als Polizeibehörden ist der Geheimdienst nicht verpflichtet, Strafverfahren einzuleiten. „Wir arbeiten diskret“, so Maaßen; zudem könne der Verfassungsschutz auch schon im Vorfeld Hinweise zur gegen den Datenklau geben.