Die Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (links) informierte sich auch über den landwirtschaftlichen Betrieb des Waldeckhofs der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft in Göppingen. Foto: Horst Rudel

Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Kinder – wenn die Eltern aber arbeitslos sind, kein Geld haben und keine Perspektiven sehen, leiden häufig ihre Kinder unter dem tristen Alltag.

Göppingen - Auch in wirtschaftlichen Boomzeiten gibt es Verlierer. Junge Menschen ohne Berufsausbildung, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und ältere Arbeitnehmer können häufig nicht genügend am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben. Noch prekärer wird die Lage, wenn die Kinder aus solchen armen Familien ohne Perspektive aufwachsen, weil positive erwachsene Vorbilder fehlen, sagte Karin Woyta, die Geschäftsführerin der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft (SAB) Göppingen. Hier soll Tandem II helfen, ein Modellprojekt, das die SAB mitentwickelt hat und das vom Wirtschaftsministerium gefördert wird. Diesen Willen bekräftigte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei einem Besuch in Göppingen.

Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Kinder

„Jeder, der Kinder hat, weiß, welche Vorbildfunktion Eltern zufällt. Wichtig ist es daher, Eltern zu stärken. Sie müssen wieder den Mut fassen, für sich erreichbare Perspektiven zu entwickeln, um nicht zuletzt gute Vorbilder für ihre Kinder zu sein“, sagte die Ministerin mit Blick auf das neue Beratungsangebot Tandem II. Hoffmeister-Kraut informierte sich im Rahmen einer arbeitsmarktpolitischen Reise bei der Göppinger SAB über deren breites Instrumentarium. Bereits seit 20 Jahren werden hier arbeitslose Menschen qualifiziert und ausgebildet, um ihnen eine Chance zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration zu eröffnen.

Arbeitslose Eltern sollen beraten und unterstützt werden

Im Gespräch mit einer alleinerziehenden Mutter, die bei der SAB eine Teilzeitausbildung zur Kauffrau für Büromanagement absolviert, lobte Hoffmeister-Kraut den Einsatz der jungen Mutter für ihr berufliches Fortkommen und sagte: „Man muss Frauen ermutigen, alles unter einen Hut zu bekommen. Diese Ermutigung soll nun auch von Tandem II an sechs Modellstandorten in Baden-Württemberg geleistet werden. Der Gesamtprojektträger ist die gemeinnützige Genossenschaft für Beschäftigung und Bildung Phönix in Stuttgart. Der Göppinger Standort erhält dafür in diesem Jahr 50 000 Euro Personalkostenzuschuss für eine sozialpädagogische Fachkraft, landesweit werden 300 000 Euro an Förderung ausbezahlt. Das Projekt ist wahrscheinlich auf drei Jahre befristet. Mit ihrem Programm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ will die Landesregierung bis zum Jahr 2020 mit rund 19,2 Millionen Euro Modellprojekte fördern, die Benachteiligten den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern sollen.

Organisiert werden sollen Kinderbetreuung, Nachhilfe und Sprachkurse

In Göppingen hat die SAB das neue Beratungsangebot bereits vorbereitet, das darauf abzielt, Eltern in ihren vielfältigen Anforderungen zu unterstützen. Damit sollen sieben bis zehn Familien, die Arbeitslosengeld erhalten und mindestens ein minderjähriges Kind erziehen, ganzheitlich betreut werden. „In diesen Familien fehlt es mitunter nicht nur an auskömmlicher Erwerbsarbeit, sondern auch an positiver Lebensfreude und einem Lebensplan. Deshalb muss es eine qualifizierte Vertrauensperson geben, die jedes einzelne Familienmitglied und die Familie als Einheit im Blick hat,“ erklärte Hoffmeister-Kraut.

Ziel des Projekts sei, dass Jobcenter und Beschäftigungsträger eng mit der Jugendhilfe zusammenarbeiten und damit den Konstruktionsfehler beheben, der sich im mangelnden Zusammenspiel der Verwaltungsebenen ergeben habe, wie Karin Woyta sagte. Auch Informationsdefizite über weitere Hilfsangebote sollten abgebaut und die gesellschaftliche Teilhabe gefördert werden. Es gehe um die Organisation von Kindertagesbetreuung, von Nachhilfeunterricht, aber auch um die Vermittlung in Sprachkurse und in die Gesundheitsförderung. All diese Maßnahmen könnten Familien stabilisieren.