Für ihre Tiere geben die Deutschen 9,1 Milliarden Euro aus Foto: Fotolia

Der treue Blick eines Hundes ist für viele unbezahlbar. Futter, Tierarzt und Leine dagegen kosten Geld. Eine Studie der Uni Göttingen hat ausgerechnet, wie viel die Deutschen in ihre tierischen Mitbewohner pro Jahr investieren.

Stuttgart/Göttingen - Hunde tanzen, Skorpione kriechen durch den Sand, und Kinder dürfen mit flauschigen Kaninchen kuscheln: An diesem Samstag startet in Stuttgart die Messe Animal, eine der größten Schauen für Heimtiere in Deutschland. Rund 30 000 Besucher zahlen an den zwei Tagen 12 Euro Eintritt, ergötzen sich an skurrilen Wettbewerben und kaufen bei dieser Gelegenheit auch gleich für ihre lieben Vierbeiner daheim ein.

Die beliebtesten Haustiere der Deutschen:

Auf über 80 Seiten hat die Volkswirtin Renate Ohr von der Uni Göttingen den „Wirtschaftsfaktor Heimtierhaltung“ untersucht. In der am Freitag vorgestellten Studie tauchen auch Ausstellungen und Messen wie die Animal in Stuttgart auf. Allein mit diesen Veranstaltungen lassen sich pro Jahr 12,5 Millionen Euro umsetzen, haben die Wissenschaftler ausgerechnet. Das ist aber nur ein verschwindend kleiner Teil der insgesamt 9,1 Milliarden Euro, die über Hund und Katz nach Angaben der Studie jedes Jahr in den deutschen Wirtschaftskreislauf fließen. Dies entspricht etwa 0,32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Außerdem sind mit der Heimtierhaltung rund 185 000 bis 200 000 Arbeitsplätze verbunden“, sagt Renate Ohr. Hinzu kämen ökonomische und soziale Erträge durch die Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität der Halter.

3,75 Milliarden Euro allein fürs Futter

Der größte Brocken bei den Ausgaben ist demnach mit Abstand das Futter. Schließlich wollen die 11,5 Millionen Katzen, knapp sieben Millionen Hunde, sechs Millionen Kleintiere und Millionen von Vögeln, Echsen und Fische in deutschen Haushalten auch täglich was zu knabbern haben. Allein für Frolic, Cesar, Sheba und Co. müssen Herrchen und Frauchen pro Jahr laut Studie etwa 3,75 Milliarden Euro aufwenden. Diese Nahrungsmittel werden hauptsächlich im Zoofachhandel, in Super- und Heimwerkermärkten gekauft, zunehmend aber auch im Versand- und Online-Handel.

An zweiter Stelle der Ausgaben folgt die Gesundheit mit geschätzten 2,1 Milliarden Euro Umsatz. So gehen beispielsweise 87 Prozent der Hundehalter mindestens einmal im Jahr zum Tierarzt, bei Katzen sind es 70 Prozent. Befragungen haben ergeben, dass Hundehalter pro Jahr 200 Euro für Behandlungen ausgeben, für Katzen fallen jährlich Kosten in Höhe von 122 Euro an. Daneben verdienen aber auch Tierphysiotherapeuten und -heilpraktiker Geld mit den Leiden der Vierbeiner.

Umsätze aus Zucht und Handel ebenfalls erheblich

Nicht zu unterschätzen sind nach der Erhebung aber auch die Umsätze, die aus Zucht und Handel sowie dem Vereinswesen rund um die Tiere entstehen. Während die Hundezucht von Labrador, Mops und Schäferhund 350 Millionen Euro generiert, sind es bei Katzen nur 60 Millionen Euro. Auf sonstige Heimtiere wie Ziervögel oder Terrarientiere entfallen nochmals 150 Millionen Euro. Hinzu kommen noch Vereinsmitgliedschaften. So sind allein dem Verband für das Deutsche Hundewesen 175 Vereine mit 650 000 Mitgliedern zugeordnet. Bei Kleintieren wie Fischen oder Echsen ist das Vereinswesen weniger ausgeprägt.

Um das Leben von Hunden, Katzen und Sittichen herum hat sich inzwischen eine ganze Armada von Dienstleistungen angesiedelt. Haftpflichtversicherungen etwa für Hundehalter sind nur ein Aspekt. Auf Wachstumskurs befinden sich beispielsweise auch Tierpensionen, Tierhotels oder Hundetagesstätten. So seien etwa in den gelben Seiten allein 2000 Tierpensionen und 300 reine Katzenpensionen ausgewiesen, stellt die Studie fest.

Geld verdient wird aber auch mit Bestattungen auf Tierfriedhöfen oder mit Krematorien für Tiere. Schließlich sterben in Deutschland Jahr für Jahr bis zu 600 000 Hunde und bis zu 800 000 Katzen. Wenn Herrchen und Frauchen schon früher genug haben von Hund, Hamster oder Hase Co., landen diese oft im Tierheim. Aus der Perspektive der Tiere mag das traurig sein. Doch die Wirtschaft freut sich auch über das Geld, das Tierheime für ihre Insassen ausgeben müssen.