Garde-Mädchen beim Umzug Foto: dpa

Wegen der sexuellen Übergriffe von Köln sollen Heidelberger Garde-Mädchen angeblich im Trainingsanzug marschieren. So meldete es eine Zeitung - doch laut Karnevalskomitee stimmt das so nicht. Für Hexen gibt es allerdings Einschränkungen.

Stuttgart/Heidelberg - Bei Wolfgang Heindl stand am Mittwoch das Telefon nicht mehr still. Viele wollten wissen, was es denn auf sich habe mit der Meldung, dass die ganz jungen Garde-Mädchen beim Heidelberger Fastnachtszug am kommenden Dienstag in Trainingsanzügen mit marschieren werden – und nicht in kurzen Röcken mit braunen Strumpfhosen wie sonst. Auf Wunsch der Eltern werde dies so geschehen, behauptete die Rhein-Neckar-Zeitung. Der Tenor des Artikels: Aus Angst vor sexuellen Übergriffen von Flüchtlingen oder anderen Ausländern soll es dieses Mal beim Fastnachtszug nicht so freizügig zugehen wie sonst.

Der Heidelberger Ortsverband der Alternative für Deutschland (AfD) griff die Meldung auf seiner Homepage im Internet auf. „Nicht wir müssen uns anpassen, sondern die Asylforderer und Wirtschaftsmigranten“, lautete der Kommentar der Rechtskonservativen dort. Auch die neue Partei von AfD-Gründer Bernd Lucke, Alfa genannt, meldete sich zu Wort. „Wer als Flüchtling oder Asylbewerber feminine Kleidung als Einladung für sexuelle Übergriffe ansieht, für den ist kein Platz in unserem Land“, teilte Alfa-Landeschef Bernd Kölmel in einer Presseerklärung mit.

„Ein Sturm im Wasserglas“, sagt Heindl zu dem Ganzen. Er ist Präsident des Heidelberger Karnevalskomitees (HKK) und beteuert, dass es keinerlei Anweisungen für die Teilnehmer am Fastnachtszug gebe, auf freizügige Kleidung zu verzichten. Der Journalist der Rhein-Neckar-Zeitung habe das Ganze falsch verstanden.

Hexen sollen keine Fremden ins Bett zerren

Er habe nie von Forderungen von Eltern gehört, dass Garde-Mädchen aus Angst vor Übergriffen Trainingsanzüge tragen sollten, beteuert Heindl. Nur bei extremer Kälte komme es vor, dass die Mädchen Hosen tragen würden – das sei auch in den vergangenen Jahren schon mal passiert.

Einen anderen Punkt aus dem Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte Heindl allerdings: Auf Wunsch der Polizei sollen die Hexen, die mit einem rollenden Bett am Umzug teilnehmen, dieses Mal keine Fremden ins Bett ziehen und mit ihnen Schabernack treiben. Aus Angst vor “Missverständnissen“ sind die Hexen angehalten, dies möglichst mit Bekannten zu tun, die am Wegesrand stehen und dem 168. Fastnachtszug zuschauen wollen.

Auch anderswo im Land stehen die Narren dieses Jahr verschärft unter Beobachtung und werden bei ihren Umzug verstärkt geschützt.“Die Fastnacht wird immer politischer“, seufzt Volker Gegg von der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. Wobei die schwäbisch-alemannische Fastnacht nach seinen Worten zumindest mit angeblichen Bekleidungsvorschriften für Garde-Mädchen überhaupt kein Problem haben kann: „Wir haben kaum Garde-Mädchen und auch sonst kaum aufreizende Kostüme“, sagt er.