Die Grünen diskutieren über die Zukunft des Garnisonsschützenhauses. Foto: Lg/Max Kovalenko

Die „Initiative Garnisonsschützenhaus“ informiert mit der Grünen-Fraktion über ihr Konzept zu dem Gebäude. Anfang Februar will der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen über die Zukunft des Gebäudes diskutieren.

S-Süd/ Degerloch - Die Standseilbahn, Stuttgarts „Erbschleicherexpress“, der Wald- und der Dornhaldenfriedhof und ebenso das Garnisonsschützenhaus sind eng mit der Historie der Landeshauptstadt verknüpft. Viele Geschichten gibt es darüber zu erzählen. Bei einem Spaziergang durch das Waldgebiet zwischen Degerloch und dem Stuttgarter Süden waren die historischen Fakten für die meisten der rund 70 Teilnehmer aber eher zweitrangig.

Eingeladen hatten zu dem knapp zweistündigen Rundgang die Gemeinderatsfraktion der Grünen sowie die „Initiative Garnisonsschützenhaus“ um Christian Dosch. Neun Referenten erzählten an markanten Punkten Geschichtliches zur Seilbahn, zu Tod und Trauer, zu den Stolpersteinen sowie zum Begräbnis der RAF-Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe. Anlass für den winterlichen Spaziergang war von Seiten der Grünen aber nicht die Auffrischung der Geschichtskenntnisse der Stuttgarter Bürger. Vielmehr ging es um die Zukunft des Garnisonsschützenhauses.

Stuttgarter Blogger wollen ein „Haus der Ruhe“ schaffen

Vor knapp einem Jahr machte die Initiative um Christian Dosch auf das verfallende, denkmalgeschützte Haus aufmerksam. Seitdem diskutiert nicht nur die Stadtverwaltung über die Zukunft des Gebäudes. Fünf Interessenten haben inzwischen Konzepte mit Nutzungsvorschlägen eingereicht. Die endgültige Entscheidung über das Gebäudeensemble am Dornhaldenfriedhof wurde bisher im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen aus Zeitgründen immer wieder vertagt. „Die Gelegenheit wollten wir noch einmal nutzen, um uns ausführlich über die Pläne der Initiative zu informieren“, sagte Andreas Winter, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Gemeinderat.

Die Gruppe aus Stuttgarter Bloggern um Sprecher Dosch will dort ein „Haus der Ruhe“ schaffen. „Die Idee der Initiative finden wir sehr sympathisch“, ergänzte Winter. Dennoch seien für ihn noch einige Punkte offen, so vor allem, wie die Ehrenamtlichen die Finanzierung stemmen wollen. Auch Grünen-Fraktionssprecherin Anna Deparnay-Grunenberg gefällt das Konzept der Initiative durchaus: „Ansprechend ist die nicht kommerzielle Nutzung des Hauses“, sagte sie. In ihrem Schlusswort betonte sie den Wert von kulturell und historisch interessanten Orten für die Kreativwirtschaft in Stuttgart. „Trotzdem müssen wir uns fragen, ob unsere Ideen mit der Realität vereinbar sind“, ergänzte die Stadträtin.

Parkplätze und Landschaftssschutz sprechen dagegen

Bedenken äußerte auch Hagen Dilling vom Garten-, Forst- und Friedhofsamt in einigen Punkten. „Es würde ein Ort werden, der vieles verbinden könnte, aber damit natürlich auch viele Menschen anlockt“, sagte er. Problematisch sieht er vor allem die Lage des Hauses inmitten des 149 Hektar großen Landschaftsschutzgebietes. Zudem habe das Garnisonsschützenhaus keine Parkplätze. Die Nutzung der Friedhofsparkplätze dürfte aber durch Besucher des historischen Gebäudes nicht eingeschränkt werden, betonte Dilling.

Für einige Referenten waren Geld und Parken jedoch nicht die ausschlaggebenden Kriterien bei der Zukunftsplanung. „Stuttgart verbinden wenige mit einer florierenden Kreativwirtschaft“, sagte zum Beispiel Tina Kammer, Architektin und Geschäftsführerin von Interiorpark Stuttgart. Deshalb finde sie es umso spannender, wenn sich Bürger selbst mit kreativen Ideen und Mut für ihre Stadt einsetzten. Maike Sander von „meinlebenlang“ thematisierte in ihrem Vortrag den Umgang mit Tod und Trauer. „Es ist wichtig, auch außerhalb von Krankenhäusern und Hospizen über dieses Thema zu sprechen“, sagte Sander. Das Konzept zum „Haus der Ruhe“ sieht Lesungen, Ausstellungen und Vorträge dazu vor. Der Dornhalden- und der Waldfriedhof sollen als Orte der Stille in Führungen mit einbezogen werden.

Werner Schmidt von der Initiative „Stolpersteine“ und den Naturfreunden Heslach erinnerte vor Ort an die NS-Vergangenheit Deutschlands, die an diesem Ort ebenfalls präsent ist. „Das Gebäude könnte somit auch eine Art großer Stolperstein werden“, sagte er.