Spaß und Rodel gut – auch hier am Berg unterm Schloss Solitude Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Winterfreud: Sieben Zentimeter Neuschnee allein in Stuttgart – und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Winterleid: In der Region gab es weit über 200 Verkehrsunfälle in der Region mit einer halben Million Euro Schaden.

Stuttgart - Manchmal sind es wenige Zentimeter, die über Leben und Tod entscheiden. Eine 55-jährige Spaziergängerin war am Sonntag gegen 12.20 Uhr in einem Waldgebiet bei Herrenberg-Oberjesingen (Kreis Böblingen) unterwegs, als plötzlich eine Tanne unter der Schneelast nachgab und umstürzte. Die Frau wurde getroffen und eingeklemmt. Die Feuerwehr musste sie befreien – mit einer guten Nachricht: „Die Frau hat offenbar alles mit leichteren Verletzungen überstanden“, sagt ein Polizeisprecher.

Wintereinbruch in der Region. Seit dem Wochenende ist klar, dass es einen weißen Jahreswechsel geben wird. Für die Kinder ein Riesenspektakel – nach dem Totalausfall im vergangenen Jahr der erste richtige Schneemann seit langem. Sieben Zentimeter Neuschnee allein in Stuttgart – und es soll noch eine Fortsetzung an diesem Montag geben. Nach einer klirrenden Frostnacht mit bis zu minus 15 Grad Celsius. Dann heißt das Tief Hiltrud aber Indira.

Da muss sich auch der städtische Räumdienst warm anziehen. „Seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir alles unterwegs, was wir zur Verfügung haben“, sagt Einsatzleiter Markus Kaukars. Der erste große Streueinsatz seit langem – mit 50 bis 100 Tonnen Salz. An diesem Montag rechnet Kaukars mit vollem Einsatz. Bis Montagmittag ist erneut Schneefall angekündigt. Am Sonntag wurde das wichtigste Ziel geschafft: „Alle Haupt- und Nebenstraße frei“, so der Einsatzleiter vom stadteigenen Betrieb Abfallwirtschaft (AWS) am Sonntag. Steile Wohnstraßen seien ein Zusatzprogramm, das man teilweise am Wochenende begonnen habe. Aber: „Wir werden da nie alles schaffen“, sagt Kaukars, „dafür sind uns personell die Hände gebunden.“

Autofahrer müssen sich bis auf weiteres an Eis und Schnee gewöhnen. Viele waren am Wochenende eiskalt erwischt worden, wie man so schön sagt. Allein in Stuttgart gab es am Sonntag 16 Unfälle mit 50 000 Euro Schaden. Spektakulär war der Überschlag eines Ford-Fahrers am Sonntag gegen 1.30 Uhr, als sein Fahrzeug auf der schneeglatten Wildparkstraße im Stuttgarter Westen außer Kontrolle geriet und sich an einer Böschung überschlug. Der 32-Jährige überstand die Karambolage unverletzt. Am Pragsattel in Bad Cannstatt rutschte ein Opel-Fahrer aus dem Kreis Esslingen gegen eine Verkehrsinsel. Dabei rammte er ein Hinweisschild zum Killesberg, das daraufhin Richtung Boden zeigte.

Bereits am Samstagmorgen krachte es auf der Flughafenstraße am Stuttgarter Airport. Ein 26-jähriger Renault-Fahrer kam von der schneebedeckten Fahrbahn ab und rammte eine Ampelanlage. Schaden: Mehr als 10 000 Euro. Im Landkreis Esslingen registrierte die Polizei 15 Unfälle mit 80 000 Euro Schaden. Verletzt wurde niemand – auch nicht bei einer Kollision auf der L 1210 bei Kohlberg, wo ein 46-jähriger VW-Fahrer auf die Gegenfahrbahn gerutscht und einen 51-jährigen Mitsubishi-Fahrer gerammt hatte.

Unfallschwerpunkte der Region waren am Wochenende die Landkreise Ludwigsburg mit 62 und Böblingen mit 47 Karambolagen. Gesamtschaden: über 200 000 Euro. „Zum Glück waren es meist Kleinstunfälle ohne Verletzte“, sagt ein Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.

In Waiblingen überschlug sich ein 47-jähriger Mercedes-Fahrer, als er die B 14 bei Waiblingen-Süd verlassen wollte. Der Fahrer kam mit dem Schrecken davon. 25 Unfälle gab es im Rems-Murr-Kreis. Das zuständige Polizeipräsidium Aalen kam richtig ins Schwitzen, besonders auf der Ostalb und im Bereich Schwäbisch Hall. Schaden: 200 000 Euro. „Die Verkehrspolizeidirektion war gezwungen, Beamte aus ihrer Freizeit in den Dienst zu versetzen“, so ein Polizeisprecher.

Winterfreude auf der Alb: Die Lifte hatten geöffnet. Donnstetten und Römerstein-Zainingen melden 20 Zentimeter Neuschnee.

Der Stuttgarter Meteorologe Paul Dilger sieht für diesen Montag Dauerfrost und weiteren Schneefall voraus. Nochmals fünf Zentimeter, etwa ab Mittag. Bis Silvester wird es vor allem bitterkalt, mit deutlichen Minustemperaturen, hier und da sei noch etwas Schnee möglich, so Dilger. In der Silvesternacht werde die Wolkendecke sich wieder auflockern. Da heißt: Kein Schnee, aber strenger Frost mit minus fünf bis minus zehn Grad. Dafür verspricht der Neujahrstag heiter zu werden: „Und das“, sagt Dilger, „wäre doch ein versöhnlicher Jahresbeginn.“