Gruppenbild mit Groupie: Scobo Skobowski (mit Hut), Manny Rutzen, Lars Besa und Mick Scheuerle (von links)         Foto: 7us Media Group

Die Bundesprüfstelle stuft die mehr als 30 Jahre alte Platte „Live In Switzerland“ der Winnender Band als nicht jugendfrei ein.

Leutenbach - Damit darf „Live in Switzerland“ nur an Personen im Alter von 18 Jahren an verkauft werden. Es darf keine Werbung dafür gemacht werden, und die Platte darf nicht in Läden ausgestellt werden. Die Pläne, zum 35-jährigen Band-Bestehen eine Gesamtausgabe herauszubringen, sind damit geplatzt. „Statt der 15 Platten können wir ja schlecht nur zwölf als Gesamtausgabe bringen“, sagt Besa.

Dass die Platte überhaupt auf den Index kam, hat die Band dem Landeskriminalamt Brandenburg zu verdanken, das die Bundesprüfstelle auf die Platte hingewiesen hatte. Mit den Staatsschützern aus Sachsen war die Band bereits in der Vergangenheit zusammengerasselt. Die Behörde hatte die Wohnungen der Musiker durchsuchen lassen – zu Unrecht, wie das Landgericht Stuttgart später urteilte.

Die Bundesprüfstelle begründet die Indizierung der Platte mit dem Lied „Bullenschweine“, dessen Refrain die Gruppe schon früher auf den Index gebracht hat: „Haut die Bullen platt wie Stullen, haut ihnen ins Gesicht, bis dass der Schädel bricht.“ „Das Lied ist mehr als 30 Jahre alt“, sagt Besa. Außerdem ist auf der Live-CD noch das Lied „Al Capone“ zu hören, das ebenfalls auf dem Index steht. Die CDs „Verarschung total“, „Ein Volk steht hinter uns“ und jetzt „Live In Switzerland“ gelten deshalb als nicht jugendfrei.

Für die Band und ihren Plattenverlag, die 7us Media Group in Winnenden (Rems-Murr-Kreis), entstehe deshalb ein finanzieller Verlust von geschätzt 75 000 Euro. „Wir hatten bereits Vorbestellungen, als durchgesickert war, dass es eine Gesamtausgabe geben soll“, sagt 7us-Chef Hans Derer. Die Fans der ersten Stunde seien mittlerweile gesetzte Herrschaften, auf jeden Fall so solvent, dass sie sich ein Plattenpaket für 99 Euro leisten könnten. „Wir sind von rund 1000 verkauften Exemplaren ausgegangen“, sagt Derer. Der Grund für diese optimistische Schätzung ist der Verkauf des aktuellen Albums „Friede den Hütten – Kampf den Palästen“, das innerhalb weniger Wochen auf Platz 10 der Punk-Charts bei Amazon landete. Doch angesichts der Indizierung ist den Beteiligten das wirtschaftliche Risiko nun zu hoch.

Die Band und der Staatsschutz liegen seit rund zwei Jahren im Clinch. Damals waren die Musiker wegen der Titel „Bullenschweine“, „Drecksau“ und „Pflasterstein, flieg“ ins Visier des Verfassungsschutzes Sachsen geraten. Die Schlapphüte fahndeten nach rechtsradikalen Bands und verorteten ausgerechnet die Punkmusiker aus dem Remstal in der braunen Szene.

„Die haben uns damals mit einer rechten Band aus Ulm verwechselt“, mutmaßt Besa. Weil Polizisten auch die Wohnungen der Musiker durchsucht hatten - „das war denen sichtlich peinlich“ – wehrte sich der Schlagzeuger Scobo Skobowski vor dem Landgericht und bekam recht. Im März 2013 befand das Landgericht Stuttgart den Durchsuchungsbeschluss nachträglich für rechtswidrig. Bei den besungenen Gewalttätigkeiten aus dem Jahr 1982 handle es sich „nicht um grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten“, so das Gericht, das die Texte in Zusammenhang mit der damaligen Jugendszene sah, in der es ein wichtiges Anliegen war, sich gegen die „Staatsmacht“ zur Wehr zu setzen.