Der Gemeinderat hat sich für eine Prüfung des Standorts im Tauschwald ausgesprochen Foto: dpa

Die Prüfung des Windkraftstandorts im Tauschwald ist richtig. Wenn die Stadt ihre energiepolitischen Ziele ernst nimmt, muss sie auch Flächen auf der eigenen Gemarkung prüfen, kommentiert StN-Redakteur Josef Schunder.

Stuttgart - Es war ein bisschen wie beim Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21: „Lüge“ und „Dummkopf“ riefen Zuhörer von der Tribüne im Rathaus, als der Gemeinderat über die weitere Prüfung oder den sofortigen Stopp des Windkraft-Projektes im Tauschwald debattierte. Noch ein Glaubenskrieg in Stuttgart? Die Stimmung ist aufgeheizt. Die Temperatur könnte noch steigen. Jetzt, da der Gemeinderat entschieden hat, dass man die Genehmigung von zwei Windrädern beantragt.

Gebaut sind sie damit noch lange nicht. Denn was die Befürworter des Genehmigungsantrags sagten, ist nicht falsch: Es gibt nicht nur viele offene Fragen, sondern auch diverse Bedenken. Einige davon hat die Windrad-Gegnerin und grüne Abweichlerin Clarissa Seitz durchaus beachtenswert formuliert. In Anbetracht des Artenschutzes gebe es für das Projekt keine Chance auf Genehmigung, sagte sie. Das wisse man sogar bei den Stadtwerken, die dieses Projekt betreiben. Wenn Clarissa Seitz Recht hat, gibt es auch keinen Grund, die Entscheidung des Gemeinderats zu dramatisieren.

Nein, das Gremium hat richtig entschieden. Der Tauschwald ist der letzte Standort für Windräder, der in Stuttgart überhaupt diskussionsfähig ist. Wenn die Stadt ihre energiepolitischen Ziele ernst nimmt und die Stadtwerke weiterhin in Windkraftanlagen in Deutschland investieren wollen, dann muss dieser Standort auf eigener Gemarkung geprüft werden. Möglicherweise, ja wahrscheinlich ist dies das Ende des Projektes. Wenn nicht, muss der Gemeinderat abwägen und sich entscheiden. Nach der Prüfung, nicht vorher.