So soll das neue Menschanaffenhaus der Wilhelma aussehen, wenn es fertig ist. Foto: Foto: Hascher Jehle Architektur

Beim Bau des neuen Affenhauses in der Wilhelma ist Halbzeit. Das Projekt verläuft planmäßig.

Stuttgart - Beim Bau des neuen Menschenaffenhauses in der Stuttgarter Wilhelma ist Halbzeit. Während andernorts der Winter die Bautrupps in Zeitverzug gebracht hat, verläuft das Projekt im zoologisch-botanischen Garten planmäßig. In einem knappen Jahr sollen die Tiere einziehen.

Betonierte Wände, Schalelemente und Bewehrungsstahl - alles wirkt wie hingeworfen. Dieser Baustelle scheint jeder rechte Winkel zu fehlen. Gestaltetes Chaos statt architektonischer Konfektionsware. Möglicherweise hatten die Planer von Hascher & Jehle Architekten aus Berlin auch ein klein wenig das Durcheinander eines Urwalds im Kopf, als sie das zukünftige Zuhause der Gorillas und Bonobos entwickelten. Schließlich verbinden wir Kinder der Industriegesellschaft Urwald gerne mit Unordnung.

Gänzlich in Ordnung ist laut der zuständigen Landesbaubehörde Vermögen und Bau indes der Zeitplan. Der schneereiche Dezember habe die Bautrupps bisher kaum gebremst, so ein Mitarbeiter bei Vermögen und Bau. Ruhen mussten die Arbeiten, anders als andernorts, offenbar nur an einzelnen Tagen. Auch nach der Weihnachtspause könne problemlos Beton in die Schalungen gegossen werden, denn man habe vorigen Montag "eine aufgetaute Baustelle vorgefunden".

Giraffen bleiben lieber im Stall

Nach dem Spatenstich im April 2010 ist Halbzeit beim seit Jahren größten Projekt in der Wilhelma. Zwei Affenfamilien mit bis zu zwölf Tieren samt Aufzuchtstation finden im 14,5 Millionen Euro teuren Menschenaffenhaus Platz. Der Rohbau nimmt zusehends Gestalt an. Im Oktober soll die Anlage übergeben werden. Für Wilhelma- Direktor Dieter Jauch ist damit das Ende eines Projekts in Reichweite, um das planerisch wie finanziell jahrelang heftig gerungen worden ist.

Jauch hat bereits eine Idealvorstellung davon, wie der Umzug von Gorillas und Bonobos in ihre künftigen naturnahen Gehege vonstatten gehen soll. Nach der Bauübergabe im nächsten Herbst "würden wir die Tiere im Dezember oder zum Jahreswechsel 2011/2012 ins Haus bringen". Für Jauch der geeignetste Zeitpunkt, weil sich der Besucherandrang im Winter bei einer Witterung wie zurzeit auf wenige Hundert am Tag beschränkt. "Der Umzug könnte dann ungestört über die Bühne gehen." Sind die Tiere erst eingezogen, will Jauch die neue Anlage sogleich, also schon in der besucherärmeren Phase, öffnen. "Auf diese Weise hätten sich die Menschenaffen bis zum Frühjahr daran gewöhnt, dass sie in neuer Umgebung von vielen Augen begutachtet werden." Die offizielle Eröffnung ist im März 2012 vorgesehen, wenn der Besucherstrom langsam anschwillt. Den Wetterbericht verfolgt der Wilhelma-Direktor deshalb schon jetzt ganz genau: "Wenn der Winter noch einmal massiv zurückkommt, könnte das den Zeitplan durcheinanderbringen." So kurz vor dem Ziel kann Jauch gut darauf verzichten.

Die Arbeiter auf der Baustelle hoffen nicht nur darauf, dass der Schnee ausbleibt. Derzeit verrichten sie ihr Tagwerk nämlich bei Schmuddelwetter. Kaum Besucher nehmen davon Notiz, und auch die Giraffen im benachbarten Gehege bleiben lieber im Stall, als draußen ihre Hälse Richtung Baustelle zu recken. Das Durcheinander dort muss dennoch geordnet werden, auch wenn es regnet.

Wer sich vom Baufortschritt ein Bild machen will, sollte gelegentlich die Homepage (www.foerderer-der-wilhelma.de) des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma anklicken. Der Förderverein hat eine Webcam installiert, deren Bild zweimal am Tag aktualisiert wird.

Besucher der Wilhelma können sich auf einer Schautafel am Bauzaun über das Projekt informieren und durch Luken im Bretterzaun die Arbeiten beobachten.