Wie geht Hängenlassen? Flugfüchse haben den Bogen raus Foto: Wilhelma/Harald Knitter

Die Flugfüchse der Wilhelma sind vom Haus der nachtaktiven Tiere ins Schmetterlingshaus umgezogen. Das ist für die bunten Falter insofern kein Problem, als sich die Flugfüchse ausschließlich von Früchten ernähren. Seit Mai haben sie Nachwuchs.

Stuttgart - Einst galten sie allenfalls als Geheimfavoriten, mittlerweile sind sie Publikumslieblinge. Die Flugfüchse in der Wilhelma können einen immer größer werdenden Fankreis verzeichnen. Und mittlerweile gibt’s sogar noch einen Neuankömmling – nämlich einen am 8. Mai dieses Jahres geborenen Flugfuchs-Nachwuchs.

Dieser Anblick bringt denn auch manch Kinder- wie Erwachsenenherz zum Schmelzen. Klammert sich der Kleine doch kopfüber an seine vom Ast hängende Mutter, die ihn mit ihren Flügeln umhüllt, die ihn wärmt, putzt und säugt – ein ganz heimeliges und gar nicht unheimliches Erlebnis, beteuern zumindest die Wilhelma-Verantwortlichen.

Diese Anmerkung hat durchaus ihren Hintergrund. Kopfüber hängen sie von Ästen, fest umschlungen von ihren Flughäuten, die sich zwischen den Fingerknochen spannen. Aus diesem Mantel lugt nur der fuchsrote Kopf hervor – mit seinen vorstehenden dunklen Augen. „Fledertiere haben leider bei vielen Menschen zu Unrecht einen schlechten Ruf“, erläutert Kuratorin Annika Krengel. So lässt sie ihr wissenschaftlicher Name Pteropus vampyrus sogar als Blutsauger dastehen. Doch das kommt nach Auskunft der Wilhelma-Expertin von einem Missverständnis her – nämlich jenem, dass hierzulande Vampir-Legenden kursierten, als die Art nach Europa kam. „Dabei interessieren den Flugfuchs weder Blut noch Fleisch, nicht einmal Insekten.“ Deshalb sind auch die Mitbewohner, die Schmetterlinge, vor ihm sicher.

Denn seit Sommer 2014 leben die Fledertiere in der Schmetterlingshalle der Wilhelma. Der Grund: Im Maurischen Landhaus im Bereich der Nachttierabteilung, wo sie bisher wohnten, muss das Gebäude saniert werden. Besucher, die sich früher nicht in die dunkle Abteilung vorgewagt hatten, entdecken nun also durch Zufall diese wunderbaren Tiere. „Wir zeigen nun mit unseren Flugfüchsen im Schmetterlingshaus – und auch mit den Brillenblattnasen im Amazonienhaus – in einer freundlichen Atmosphäre, wie liebenswert und interessant diese Tiere sind“, erläutert Annika Krengel.

Als Vegetarier ernährt sich der Flugfuchs von Früchten. Gern nascht er davon auch einmal über Tag, so dass die Besucher das vorwiegend nacht- und dämmerungsaktive Tier aus der Nähe beobachten können. Bei Licht betrachtet schwinden in dem harmonischen Umfeld der Schmetterlingshalle die Berührungsängste. „Trotzdem sollte man die Finger bei sich halten, denn Flugfüchse haben sehr spitze Zähne“, warnt die Wilhelma-Verantwortliche vor allzu großer Neugier.