Entspricht nicht dem Standard: Das Gehege der Dickhäuter im Zoologisch-botanischen Garten Foto: Max Kovalenko

Der Rosensteintunnel muss fertig sein, ehe die Wilhelma auf dem Nordportal das notwendige neue Elefantenhaus bauen kann. Doch die Bergleute graben derzeit schneller, als das Land plant.

Stuttgart - Wer mit Thomas Kölpin spricht, trifft auf einen Mann mit Elan. An Ideen mangelt es dem Zoologen nicht, auch das Notwendige hat der Direktor der Stuttgarter Wilhelma stets im Blick – seit mehr als zwei Jahren. Angetreten war der gebürtige Hamburger Anfang 2014 mit dem Ziel, den zoologisch-botanischen Garten fit für die Zukunft zu machen. Dafür sei er geholt worden, heißt es dazu stets im baden-württembergischen Wirtschafts- und Finanzministerium, jener Behörde, die für die Landeseinrichtung Wilhelma zuständig ist. Bis heute bremsen jedoch Altlasten aus der Zeit vor seinem Amtsantritt den Tatendrang des Direktors. Stichwort Baumängel am Menschenaffenhaus, die immer noch Kapazitäten im Zoo binden. Eine Bestandsaufnahme legt den Schluss nahe, dass kleinere Vorhaben nach und nach abgearbeitet werden können, die großen Projekte hingegen eher schleppend vorankommen.

Das nächste große Ding

Schon während des Baus der Menschenaffenanlage war die Rede davon, dass danach rasch die Elefanten ein neues Zuhause erhalten sollen. Thomas Kölpin nannte dies bei seiner Vorstellung im Herbst 2013 als vordringlichste Aufgabe, da das aktuelle Gehege, in dem die betagten Elefantinnen Zella und Pama leben, schon lange nicht mehr den Standards moderner Elefantenhaltung entspreche. Als Bremsklotz galt immer der Bau des Rosensteintunnels. Dieser muss zuerst fertiggestellt werden, da die beiden Röhren des Autotunnels das für die künftige Elefantenanlage vorgesehene Gelände direkt unterfahren. Ein von Kölpin ins Spiel gebrachter Baubeginn 2017 erschien daher vielen zumindest als ambitioniert.

Zu ambitioniert – inzwischen allerdings eher deshalb, weil das Land langsamer plant, als die Bergleute die Tunnelröhren graben. „Unser Terminplan ist kein Hinderungsgrund für das Projekt der Wilhelma“, sagt Claus-Dieter Hauck, der für den Rosensteintunnel zuständige Abteilungsleiter im Tiefbauamt der Stadt Stuttgart. Laut Hauck sei der Tunnel in zwei Jahren im Rohbau fertig, dann könne theoretisch auch die Wilhelma mit dem Bauen beginnen. Beim derzeitigen Planungsstand ist schwer vorstellbar, dass der als dringlich eingestufte Gehegebau tatsächlich 2018 begonnen wird. Anforderungsprofil benennen, Machbarkeitsstudie erstellen, Architektenwettbewerb ausloben – so lautete einmal Kölpins Fahrplan. Doch der Wettbewerb lässt auf sich warten. Dabei hatte die Wilhelma einen Katalog der Notwendigkeiten dem Ministerium bereits vor geraumer Zeit vorgelegt.

Kölpin rechnet derzeit eher 2017 als 2016 mit dem Architektenwettbewerb. „Eine europaweite Ausschreibung vorzubereiten dauert“. Ob die Unwägbarkeiten der jüngsten Landtagswahl das Arbeitstempo im Haus von Noch-Minister Nils Schmid (SPD) beeinflusst hätten, könne er nicht beurteilen, sagt Kölpin.

Der Masterplan

Einen Masterplan, ausgelegt auf 20 Jahre, hatte Kölpin bei seiner Vorstellung angekündigt. Entlang dieses Plans soll die Wilhelma Stück für Stück runderneuert werden, um weiterhin mit den großen europäischen Zoos mithalten zu können. Auch hier dauert die Abstimmung mit dem Land länger als angenommen. Für Ende 2014 angekündigt, harrt die Expertise immer noch ihrer Veröffentlichung. Aufgehalten hat die Zoologen vor allem das Beheben der Baumängel am Affenhaus. Eine Zusammenstellung der Notwendigkeiten aus Sicht der Wilhelma „haben wir Mitte 2015 überreicht“, sagt Kölpin. Nun habe aber das Land noch eine Prioritätenliste angefordert.

Klar ist, dass sich der Bereich mit dem nicht mehr zeitgemäßen Gehege entlang der Pragstraße verändern muss. Details über Tierbestand, Artenvielfalt und Kosten soll der Masterplan ebenfalls enthalten, auch eine Kostenschätzung zum Elefantenhaus. Im Umfeld der Wilhelma rechnet man hier mit einer mindestens so hohen Investition wie beim Menschenaffenhaus. Die 2013 eröffnete Anlage hatte nach diversen Kostensteigerungen am Ende insgesamt 22 Millionen Euro gekostet.

Die kleinen Dinge

Mit kleinen Erfolgen kann der Wilhelma-Direktor schon in diesem Jahr aufwarten. „Für das neue Gehege der Schneeleoparden werden wir in etwa zwei Wochen das Baugesuch einreichen“, sagt Thomas Kölpin. Das künftige Zuhause der Irbisse wird dreimal so groß ausfallen wie das bisherige, dazu wird das abschüssige Areal hinter der Eisbärenanlage erweitert.

Für den Neubau des Vogel- und Kleinsäugerhauses im vorderen Teil des Zoos liegt die Baugenehmigung bereits vor, demnächst sollen die Gewerke ausgeschrieben werden. Kölpin: „Die Insektivoren, die Fleisch fressenden Pflanzen also, werden dort eine Dauerschau erhalten.“

Eine Verbesserung, die nicht in der Verantwortung der Wilhelma liegt, erwartet die Besucher voraussichtlich zum Beginn der Sommerferien. „Ende Juli, Anfang August wird die direkt vor den Haupteingang verlegte Stadtbahnhaltestelle in Betrieb gehen, für uns ein Meilenstein“, sagt Claus-Dieter Hauck vom Tiefbauamt.