Wisente zu beobachten – das soll bald auch an der Alexanderschanze am Südportal des Nationalparks Schwarzwald möglich sein. Foto: dpa

Am Südportal des Nationalparks Schwarzwald wird ein Wildtierpark geplant. An der Alexanderschanze an der Schwarzwaldhochstraße können Touristen Wisente und Wildpferde in naturnaher Umgebung beobachten, die Tiere selbst betreiben „naturnahe Landschaftspflege“ – sie sollen die Grindenflächen offen halten.

Freudenstadt - Der Nationalpark Schwarzwald beflügelt die touristischen Ideen und Projekte. Gerade wird ein Wildtierpark an der Alexanderschanze geplant, direkt am südlichen Rand des Nationalparks. Auf den Abschnitten eines erhöhten Bohlenwegs, der an dem rund 24 Hektar großen Gelände entlangführt, werden sich Besucher Auge in Auge mit mächtigen Wisenten gegenüberstehen, nur getrennt durch eine Balustrade. Das Hanggelände ermögliche eine naturnahe Beobachtung ohne massive Zäune, erläutert der Projektmanager Moritz Franz-Gerstein. Ein Drahtzaun hingegen habe sich wegen der dort frei lebenden Auerhühner verboten. Diese könnten die Drahtgitter nicht erkennen und würden in der Falle landen.

Eine kleine Herde von zehn Wisenten, einem Bullen und neun Kühen, sei geplant. Das Gelände mitsamt Sandhügel und Suhle hält Franz-Gerstein für ideal. Für bessere Einblicke hingegen müssten an einigen Stellen die dichten Fichtenbestände noch kräftig ausgelichtet werden. Die Offenhaltung der typischen Grindenflächen hingegen, also der fast baumfreien Feuchtheiden, würden die bis zu 900 Kilogramm schweren Wisente übernehmen. Das Gehege mit den urwüchsigen, zotteligen Tieren sei insofern nicht nur eine Attraktion für Touristen, sondern auch ein Naturschutzprojekt und eine wünschenswerte Ergänzung zum Nationalpark. „Wir wollen keinen Zoostatus“, betont der Projektmanager. Mit der Nationalparkleitung sei er in ständigem Austausch und Kontakt.

Sponsoren zahlen Planungskosten

Das ist auch der Freudenstädter Oberbürgermeister Julian Osswald. Er ist Vorsitzender des Fördervereins Wildtierpark Alexanderschanze, in dem sich die Landkreise Freudenstadt und Ortenau, die Stadt Freudenstadt, die Gemeinden Bad Peterstal-Griesbach, Oppenau und Baiersbronn, Hoteliers aus der Region sowie die Badische Staatsbrauerei Rothaus AG zusammengeschlossen haben. Mit Hilfe weiterer Sponsoren finanzieren sie die Planungskosten. Bis Mai 2017 soll der Projektmanager Gerstein ein Konzept zur Realisierung vorlegen. Wesentlich mit vorangebracht hat das Projekt der frühere SPD-Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel, der auch Vize im Förderverein ist. Bereits in den Arbeitsgruppen zur Einführung des Nationalparks war die Idee einer „tierischen Attraktion“ aufgekommen, wie es sie etwa in den beiden Nationalparkzentren Lusen und Falkenstein im Bayerischen Wald gibt, erinnert sich Hermann Bareiss, der Patron des Baiersbronner Luxushotels. Sein Kollege Meinrad Schmiederer vom Dollenberg, ebenfalls ein Fünf-Sterne-Hotel, träumte kurzzeitig sogar von einem mehr als 1000 Hektar großen Safari-Park mit Rotwild, Wisenten, Elchen, Luchsen, Bären und Wölfen. Mit dem jetzt geplanten Wildtierpark wird alles ein bisschen kleiner, aber auch naturnäher. Neben dem Wisentgehege soll es jenseits der B 500 einen „zweiten Baustein“ geben, der unabhängig davon realisiert werden könnte, erläutert Gerstein. Dort sollen urwüchsige Pferde wie Koniks oder Tarpans zusammen mit Heckrindern, die den ausgerotteten Auerochsen ähneln, die Besucher erfreuen – und ebenfalls die Grindenflächen offen halten.

Der Förderverein leiste jetzt die entscheidende Vorarbeit, betont der Vorsitzende Julian Osswald. Die Hoffnung, dass das Land bei der Finanzierung helfen könnte, ist gestiegen. Immerhin habe man es in den Koalitionsvertrag der neuen grün-schwarzen Landesregierung geschafft: „Wir prüfen auch, wie das Projekt ,Wildtiergehege Alexanderschanze‘ zu einem Leitprojekt des Nationalparks außerhalb der Gebietskulisse zum Thema ‚Schwarzwald-Tierarten im Besucherpark‘ weiterentwickelt werden kann“, heißt es da.

Neuer Aussichtsturm geplant

Julian Osswald müht sich nicht nur als Vorsitzender des Fördervereins, sondern auch als Freudenstädter OB, den Tourismus an der Alexanderschanze anzukurbeln. Direkt neben dem Wildtierpark soll ein neuer, 30 Meter hoher Aussichtsturmerrichtet werden. Damit komme der Besucher auf 1000 Meter Höhe, schwärmt der Oberbürgermeister. Der Entwurfswettbewerb sei bereits entschieden. Für diesen Weißtannenturm nehme die Stadt mit 580 000 Euro „richtig viel Geld in die Hand“. Und vermutlich schafft der OB es endlich auch in den Nationalparkrat – denn Freudenstadt wird Nationalparkgemeinde, sobald das ehemalige Hotel Alexanderschanze auf Freudenstädter Markung renoviert ist und dann zur Rangerstation des Nationalparks wird.

Die Aufbruchstimmung in der Region ist groß – beflügelt vom einst heiß bekämpften Nationalpark. Entlang der Schwarzwaldhochstraße, des westlichen Rückgrats des Nationalparks, soll sich eine „touristische Perlenkette“ winden. Die Perlenglieder: die Geroldsauer Mühle bei Baden-Baden im Norden, der Luchspfad bei der Bühlerhöhe, die von einer Stiftung geplante Anima-Tierwelt in Sasbachwalden, das neue Besucherzentrum des Nationalparks am Ruhestein (Eröffnung soll 2018 sein), der Buchenkopfturm auf Oppenauer Markung und im Süden der Wildtierpark und der Weißtannenturm an der Alexanderschanze in Kniebis. „Dieses wunderbare Ensemble macht den Nordschwarzwald hochattraktiv, auch für längerfristige Investitionen“, sagt der Hotelier Hermann Bareiss. Davon profitierten auch die Einheimischen.