Otto Kleinknecht im Jahr 1936, das Bild stammt aus dem NSDAP-Mitgliedsausweis Foto: Staatsarchiv Ludwigsburg

Justiz im Unrechtsstaat: Der Jurist Otto Kleinknecht (1901–1983) schildert in seinen Tagebucheinträgen, wie er Ankläger im Stuttgarter Sondergericht und damit Teil des Nazi-Apparats wurde.

Stuttgart - Es ist kurz vor Weihnachten 1983, als Walter Elser den Brief eines Testamentsvollstreckers erhält. Otto Kleinknecht habe ihm seine Lebenserinnerungen vermacht, steht darin. Elser, damals Pfarrer in Stuttgart-Fasanenhof, vergisst das Schreiben bald wieder. Ein Dreivierteljahr später bringt ihm der Postbote ein dickes Paket. „Darin waren 2000 Blatt, eng beschrieben auf Vorder- und Rückseite“, erinnert sich Elser. „Mir war sofort klar, dass ich mich damit erst nach meiner Berufsphase beschäftigen konnte.“