In Baden-Württemberg war es am kühlsten, nassesten und trübsten Foto: Leif Piechowski

Mit Grafik - Sommer fühlt sich eigentlich anders an. Selbst die Meteorologen, die sich an klare Daten und Fakten halten, bezeichnen den Juli als nass – über alle Maßen hinaus. Denn es fiel zweieinhalb mal so viel Wasser vom Himmel als gewöhnlich in diesem Sommermonat.

Stuttgart - Aufgeweichte Böden und Heerscharen von Nacktschnecken sind das Ergebnis der häufigen Regenfälle im Juli. „Das Monatssoll liegt normalerweise bei 63 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter; in diesem Juli haben wir tatsächlich 155,9 Liter gemessen“, sagt Klaus Riedl, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst, „das war ein über alle Maßen hinaus nasser Juli“ und, landesweit betrachtet, einer der zehn niederschlagsreichsten seit 1881.

Am Anfang und Ende des Monats kam der Regen nicht sanft daher, sondern in Form von unwetterartigen Starkregenfällen. Spitzenwerte erreichten die Montage 21. und 28. Juli mit bis zu 36 Liter pro Quadratmeter und Überschwemmungen im Schönbuch.

Bei aller Unbeständigkeit brachte es der Juli zuletzt dann doch noch auf 15 Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad, vier davon sogar über 30 Grad Celsius. Der wärmste Tag war am 19. Juli mit 33,9 Grad. Das Hoch Aymen brachte vom 15. bis zum 19. Juli beständiges und sonniges Wetter und trieb den Wert des langjährigen Temperaturmittels auf einen überdurchschnittlichen Wert; es lag mit 19,9 Grad um 1,5 Grad über dem Durchschnitt.

Wetterbilanz Juli

Die Monatsmitte ließ all jene hoffen, die gern im Biergarten sitzen, gern grillen, gern mit dem Rad unterwegs sind oder den Hund ausführen müssen – und enttäuschte bitter: Das bisschen Sommer hat es nicht geschafft, die übliche Zahl an Sonnenstunden zu erreichen. Unterm Strich waren es 195,6 nur 82,2 Prozent des vieljährigen Mittels. Also blieben die Sonnenschirme zugeklappt, die Grills kalt, die Radbrillen beschlagen und die Hunde nass und stinkend. Trotz teils subtropischer Schwüle kam der Juli 2014 im Vergleich mit dem langjährigen Mittel nicht mal unter die zehn wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951. Stattdessen wartete der Monat mit einem, so Klaus Riedl, „neuen negativen Rekord auf: Der 9. Juli war mit 13,4 Grad der Tag mit der niedrigsten Höchsttemperatur seit 1951; drei Tage lang blieb es unter 20 Grad.

Trotz aller Gewitter und Regenfälle hat dieser Juli den des vergangenen Jahres nicht geschlagen. Im Jahr 2013 haben die Meteorologen in Stuttgart für den Juli eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 165,3 Liter pro Quadratmeter errechnet. Allerdings kam das Wasser geballt vom Himmel: 110 Liter Regen fielen allein am 28. und 29. Juli, als die schweren Hagelgewitter große Schäden angerichtet hatten.

In diesem Jahr erwischte es die Schwarzwaldregion am heftigsten. Dort kamen in diesem Monat 400 Liter pro Quadratmeter zusammen. Das trübt die Bilanz: Baden-Württemberg war im Juli laut Deutschem Wetterdienst das kühlste und sonnenscheinärmste Bundesland.

Am Donnerstag zogen die Regenwolken nach Österreich und Polen ab, so dass es bei einer Mischung aus Sonne und Wolken meist trocken wird. Bis Samstag. Danach empfiehlt sich wegen weiterer drohender Gewitter, den Regenschirm wieder unter den Arm zu klemmen.

Weil auch der Zehn-Tages-Trend kein trockenes, hochsommerliches Wetter voraussieht, bleibt nur eins: Den Garten zu verglasen und künftig als Wintergarten zu betreiben, oder den verregneten Sommer als frühen Herbst anzugehen mit Sauerkraut, Kesselgulasch und Bratäpfeln.