Die Springbrunnen am Schlossplatz bieten manchem Vierbeiner an den so genannten Hundstagen im Sommer willkommene Abkühlung. Foto: dpa

Das verflossene Jahr war zu warm, zu trocken und überdurchschnittlich sonnig. Doch einen Rekord in einer der drei Kategorien hat 2015 nicht gebrochen. Für Platz zwei hat es aber in zwei Disziplinen gelangt.

Stuttgart - Ganz nach oben auf dem Siegertreppchen beim Wettbewerb um das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen am Schnarrberg 1951 hat es 2015 nicht geschafft. Die Spitzenposition hält nach wie vor das Jahr 2014 mit einer durchschnittlichen Temperatur von 11,8 Grad inne. Aber 2015 hat das bislang zweit platzierte Jahr 1994, das mit 11,5 Grad seinen Platz verteidigte, auf Platz drei geschubst. Denn mit 11,6 Grad war 2015 um 0,1 Grad wärmer – und damit um 2,1 Grad zu warm.

38,8 Grad: heißester Tag seit 1951

„2015 war ein interessantes, ein extremes Jahr, aber kein Rekordjahr. Trotzdem hat es den einen oder anderen Tagessieg eingefahren“, urteilt Diplom-Meteorologe Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Einen solchen absoluten Rekord in der Wetterbilanz fuhr das verflossene Jahr im August ein. Der 7. des Monats brachte es mit 38,8 Grad auf den wärmsten Tag seit Beginn der Aufzeichnung der Wetterdaten am Schnarreberg: Damit stieß er den 9. August 2003 mit 38,1 Grad von seinem Sockel. Doch trotz diesem phänomenalen Tagesrekord ist der August lediglich der zweitwärmste August seit 1951. Was für den August gilt, gilt für den gesamten Sommer 2015: Auch der konnte dem Sommer 2003 die Erstplatzierung nicht streitig machen und belegt Platz zwei – obwohl mit Ausnahme des Februars, Septembers und des Oktobers alle Monate zu warm waren. Der Dezember, die Erinnerung an ihn ist noch nicht verblasst, geht sogar als wärmster in die Wettergeschichte Stuttgarts ein. Statt Schnee gab es blühende Bäume zu bestaunen. In den Straßencafés genossen die Stuttgarter milde Temperaturen von durchschnittlich 7,2 Grad – das waren 5,7 Grad mehr als im langjährigen Mittel – und fragten sich, ob es in dieser Saison noch was mit dem Winter wird.

Starkregen im November

„Jedes Grad über dem langjährigen Jahresdurchschnitt rückt Stuttgart um 250 Kilometer Richtung Süden“, hat der Klimaexperte Jürgen Baumüller bereits angesichts des Wärmrekords 2014 festgestellt und sieht die Landeshauptstadt klimatisch bereits in der Region von Mailand angesiedelt. „Zwei so warme Jahre hintereinander: Da spielt die globale Erwärmung eine Rolle“, sagt Riedl – und hofft, dass so hohe Temperaturen die Ausnahme bleiben. „Es kann durchaus auch wieder kühler werden“, stellt er fest.

Nicht nur zu warm, auch zu trocken war es. Doch auch da belegt 2015 nur den zweiten Platz. Dass nichts mit einem ersten Platz wurde, dafür sorgten Januar, August und November. Nur diese drei Monate waren 2015 nicht zu trocken. Hervorzuheben ist dabei vor allem der 20. November. Bis zu diesem Datum sah es nämlich so aus, als ob auch der vorletzte Monat des Jahres als zu trocken in die Statistik der Wetterexperten eingeht. Doch am 20. öffnete der Himmel seine Schleusen, ließ in Stuttgart 44,6 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen. „Das war an einem Tag mehr als die Hälfte der Wassermenge des gesamten Monats. Insgesamt sind 77,8 Liter Niederschlag gefallen“, sagt Riedl und stellt fest, dass es ungewöhnlich ist, dass an einem Novembertag soviel Regen fällt. „Normalerweise begünstigen die labilen Luftschichten im Sommer einen solchen Starkregen.“

Am Wochenende kann Schnee fallen

Insgesamt hat es das vergangene Jahr auf 500,5 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gebracht. Das macht 2015 zum fünft trockensten Jahr seit 1951. Trockener waren 1959 mit 451, 3 Litern, 1991 mit 455,9 Litern, 1964 mit 463,5 Litern und 2003 mit 490,9 Litern Niederschlag pro Quadratmeter im gesamten Jahr.

Und nun zum Sonnenschein: Von einem „Zuviel“ zu sprechen, wäre dem Wetter gegenüber unfair, weil es negativ klingt Positiv ausgedrückt: Die Sonne hat ihr Soll im Jahr 2015 übererfüllt: 1875 Stunden lachte sie auf die Landeshauptstadt herunter. Das sind 110,7 Prozent des langjährigen Durchschnitts , aber nur Platz acht im Ranking. Die Spitzenposition nimmt 2003 mit 2249 Stunden Sonnenschein ein.

In den nächsten Tagen soll es wechselhaft und kühl mit einzelnen Schauern bleiben. Zum Wochenende rechnen die Wetterexperten vom Schnarrenberg das leichter Schneefall. den Winter bringt.