Stuttgart gilt unter Wetterexperten als Sonnenstadt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Beim Klima in der Region Stuttgart ist für jeden etwas dabei: Es gibt sonnige und warme Flecken, aber auch kältere Gebiete mit relativ viel Regen. Ein Meteorologe verrät die kleinen Unterschiede.

Stuttgart - In der Region Stuttgart ist es am wärmsten und sonnigsten in der Landeshauptstadt – gefolgt vom Landkreis Ludwigsburg. Am frischesten ist es im Landkreis Böblingen, am vielfältigsten im Kreis Göppingen. Dies hat die Auswertung der Wetterdaten der Jahre 1981 bis 2010 des Deutschen Wetterdienstes ergeben. Eine neue Zeitreihe wird im Jahr 2021 erstellt.

Erklären lässt sich das Ganze vor allem durch die Höhenunterschiede: Böblingen liegt über 500 Meter hoch, Ludwigsburg hingegen um die 300 Meter. Am Neckar in Stuttgart sind es 360 Meter, Esslingen liegt um die 450 Meter hoch, und im Landkreis Göppingen geht es auf über 800 Meter. Der Welzheimer Wald im Rems-Murr-Kreis liegt mit über 500 Meter im relativ frischen Bereich.

Meteorologe Hanns Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst hat auf Wunsch unserer Zeitung die Unterschiede herausgearbeitet. Das heißt auch, die Unterschiede sind so groß nicht, sie werden auf den Karten betont, um sie zu verdeutlichen. Bitte auch nicht über jeden Punkt rätseln. Es handelt sich um Flächenberechnungen – ausgehend von den Werten der Messstationen.

Wo es wenig Grün gibt, gibt es weniger Wolken

Im Raum Stuttgart scheint innerhalb der Region deshalb am häufigsten die Sonne, weil die Landeshauptstadt weniger grün ist als die Landkreise drumherum. So bilden sich im Sommer weniger Quellwolken und im Winter gibt es seltener Nebel.

Zwar fließt durch Stuttgart der Neckar, und die Landeshauptstadt hat auch ein paar kleine Seen – aber das ist kein ausreichendes „Feuchte-Angebot“, wie das der Meteorologe nennt. „Stuttgart ist so etwas wie eine Sonneninsel“, sagt Meteorologe Hanns Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst. Andererseits seien die Unterschiede – zum Beispiel zum Landkreis Ludwigsburg – doch relativ gering.

Deutlich feuchter ist es da schon Richtung Welzheimer Wald und Schwäbische Alb. Dort, wo sich an Steigungen Wolken stauen können, regnet es vergleichsweise viel und die Zahl der Sonnenstunden ist entsprechend niedriger.

Die Sommer werden wärmer und trockener

Die Zahl der Sommertage (einmal am Tag mindestens 25 Grad) hat sich auch in der Region Stuttgart erhöht. „Es ist insgesamt wärmer geworden - in den letzten hundert Jahren um etwa ein Grad“, sagt Meteorologe Hanns Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst. Die Zeitreihe, auf der die Karte basiert, endet 2010. An den kleinen Unterschieden beim Klima hat sich allerdings in den vergangenen Jahren nichts verändert. „Die Sommer werden tendenziell immer trockener, die Winter immer feuchter“, sagt Kümmerle.

Im Schnitt ist im Stuttgarter Talkessel mindestens jeder zweite Tag im meteorologischen Sommer (Juni bis August) auch wirklich ein Sommertag. Ähnliches gilt für die Täler wie Neckartal, Remstal und Filstal. Die Temperatur ist stark von der Höhe abhängig. Die höchsten Temperaturen werden meist am Nachmittag erreicht. Die jährliche Durchschnittstemperatur schwankt in der Region zwischen 11,3 Grad in Stuttgart und 7,5 Grad in Geislingen-Stötten.

Im Regenschatten des Schwarzwaldes

Das Wetter für den Raum Stuttgart kommt meist aus dem Südwesten. Von dort kommt der Wind, von dort kommen die Wolken. Zuvor regnen sich die Wolken allerdings oft im höher gelegenen Schwarzwald ab, so dass es in und um Stuttgart relativ trocken ist. „Der gesamte Großraum Stuttgart liegt im Regenschatten des Schwarzwaldes“, sagt Meteorologe Hanns Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst.

Im Osten der Region stauen sich die Wolken dann wieder am schwäbischen Wald und an der schwäbischen Alb. Entsprechend mehr Niederschlag gibt es dort. Berge oder Hügel, die quer zur Windrichtung stehen, bekommen besonders viel Regen ab.

In Stuttgart gibt es nicht nur relativ wenig Regen, sondern auch vergleichsweise wenige Frosttage (mindestens einmal am Tag unter null Grad). Dies liegt vor allem an der geringen Meereshöhe, aber auch am städtischen Raum: Viele Gebäude, viele Heizungen – da gefriert es nicht so schnell. Kümmerle nennt dies den „innerstädtischen Klimaeffekt“.

Für Wetterfühlige gibt es bald neue Informationen: Der Deutsche Wetterdienst aktualisiert dieses Jahr die Bioklima-Karte für ganz Deutschland. Dabei gehe es vor allem um die Wärmebelastung und Kältereize, sagt Kümmerle. Ende des Jahres werde die Karte voraussichtlich fertig sein.