Trotz der geringen Niederschlagsmenge reichte es für eine prächtige Magnolienblüte Mitte April auf dem Stuttgarter Schlossplatz allemal Foto: dpa

Im Durchschnitt um 1,9 Grad zu warm war der April 2015. Mit seiner Mitteltemperatur von 10,8 Grad kommt er allerdings nicht unter die zehn wärmsten April-Monate seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951.

Stuttgart - „Es war bei weitem kein extremer April“, erläutert Klaus Riedl, Leiter der Stuttgarter Niederlassung des Deutschen Wetterdiensts. 2007 war es, als mit durchschnittlich 14,2 Grad der bisher wärmste April verzeichnet wurde, „davon sind wir jetzt ja weit weg.“ Den höchsten aktuellen Wert ermittelten die Wetterforscher auf der Station am Schnarrenberg am 15. April 2015 mit 25,9 Grad – exakt denselben 15.-April-Spitzenwert gab’s auch im Jahr 2007. „Den absoluten Monats-Temperaturrekord hatten wir am 28. April 2012 mit 31,2 Grad“, sagt Riedl beim Blick auf die Klimadaten.

Die Sonne schien im April 2015 insgesamt 244,3 Stunden, „das bedeutet Platz drei in der Rangliste seit 1951“. Ursache war der vorherrschende Hochdruckeinfluss, der viel Sonne bescherte: Vom 19. bis 24. April schien die Sonne an sechs Tagen in Folge täglich jeweils mehr als zwölf Stunden. Zugleich war der April 2015 mit seinen 32,2 Litern auf den Quadratmeter „ziemlich trocken“, wie Riedl es ausdrückt, denn vom 5. bis 24. April fiel überhaupt kein Regen.

Das hat sich mit Beginn des neuen Monats erheblich geändert. An den ersten drei Mai-Tagen regneten in der Summe 21,7 Liter auf den Quadratmeter vom Himmel – also zwei Drittel des gesamten April-Niederschlags. Ein Sensationswert ist dies aber nicht: „Die absolute Mai-Spitze hatten wir am 22. 5. 1978, als bei extremem Unwetter 96,9 Liter auf den Quadratmeter herunterprasselten.“

Die Bauern und speziell die Weingärtner sind nach Riedls Einschätzung froh über den jüngsten Niederschlag, „die Landwirtschaft hat den Regen herbeigesehnt“. Diese Erkenntnis hat der Meteorologe übrigens direkt vor der Haustür der Schnarrenberg-Wetterstation gewonnen. Dort, oberhalb des Neckartals, befinden sich etliche Weinberge. „Auf dem Weg in mein Büro begegne ich denen öfter, und dann tauscht man sich natürlich vor allem übers Wetter aus.“

Bei den Wengertern, beruhigt allerdings Werner Bader, Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, „ist alles im grünen Bereich“. Die Weinberge seien noch gut mit Wasser versorgt,„es war keine Gefahr im Verzug“. Bei den Bäumen in den Städten sind es weniger monatliche Niederschlagsunterschiede, die sich auswirken, sondern längerfristige Entwicklungen. „Wir stellen in der Tendenz fest, dass der Trockenstress einfach zunimmt“, erläutert Nicole Preußner, Abteilungsleiterin Grünflächen und Ökologie der Stadt Ludwigsburg. Bei Neupflanzungen achte man deshalb auf die resistentere Arten und auf ausreichend Baumsubstrat im Boden, damit die Bäume besser gegen die Klimaerwärmung und höhere Temperaturen gewappnet sind.

In dieser Hinsicht dürfte der Stress für Baum und Mensch an diesem Dienstag noch zunehmen: An die 30 Grad sind angekündigt – allerdings vor allem im bayrischen Chiemgau. Für die Region Stuttgart liegen die Werte eher bei 25 Grad, die Sonne scheint etwa zwei Stunden, die Niederschlagswahrscheinlichkeit liegt bei 70 Prozent.