Haben beim landesweiten Gründerwettbewerb gewonnen: Saskia und Dirk Biskup, die 2009 zusammen die Firma CeGaT GmbH im Technologiepark Tübingen-Reutlingen gründeten. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Vorbildliche, junge Firmen auszuzeichnen – das ist das Ziel eines landesweiten Gründerwettbewerbs. In Stuttgart wurden Preise in Höhe von 90.000 Euro verliehen. Gewinnerin ist eine Bitotech-Firma aus Tübingen.

Stuttgart - Die L-Bank und das baden-württembergische Wirtschaftsministerium haben am Dienstag den Landespreis für junge Unternehmen 2016 verliehen. Die Auszeichnung soll Firmen aus Baden-Württemberg würdigen, die nicht älter als zehn Jahre sind und die nicht nur wirtschaftliches Potenzial bewiesen haben, sondern sich auch sozial oder ökologisch vorbildlich engagieren.

Der Hauptpreis in Höhe von 40 000 Euro geht in diesem Jahr an die 2009 gegründete Tübinger Firma Cegat, die mit einer innovativen Methode der Genomanalyse es ermöglicht, Erbkrankheiten preiswerter und schneller zu diagnostizieren. Den zweiten Preis erhält die Firma b2 Biomarkt aus Balingen, die regional verwurzelte Bioläden und Bistros betreibt. Das drittplatzierte Bau- und Abbruchunternehmen Oettinger aus Malsch ragt durch seine soziale Verantwortung heraus. Zu allen Gründerteams gehören übrigens jeweils in vorderster Linie auch Frauen.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte in seiner Festrede: „Ohne erfolgreiche Gründerinnen und Gründer, im Hightech besonders, schmälern wir unsere künftige wirtschaftliche Basis.“ Das Wachstum der Zukunft werde immer mehr „von neuartigen digitalen Geschäftsmodellen und sprunghaften Innovationen generiert“. Kretschmann betonte, Gründer müssten eine größere gesellschaftliche Anerkennung erhalten. „Wir müssen von einer überkommenen Fehlervermeidungskultur ein Stück weit wegkommen, zu einer Kultur, die Risiko und Scheitern nicht negativ bewertet.“

„Baden-Württemberg hat bei Start-ups an Gewicht gewonnen. Es bewegt sich“, sagte L-Bank-Chef Axel Nawrath am Dienstagabend. „Auch im ländlichen Raum wird leistungsstark gegründet. Das ist die Stärke Baden-Württembergs.“

Preisträger aus sehr unterschiedlichen Branchen

Die Jury hat ein breites Spektrum an Branchen gewürdigt, abseits des ansonsten in der öffentlichen Wahrnehmung dominierenden Technologie- und IT-Bereichs. Die Medizintechnik, für die der Sieger Cegat steht, gehört zu den Gebieten, auf denen Baden-Württemberg hohes Potenzial hat. Rund um die Universitäten und Forschungseinrichtungen in Tübingen, Freiburg, Mannheim und Heidelberg haben sich in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe vielversprechender Unternehmen entwickelt. Saskia Biskup, die zusammen mit ihrem Mann die Firma gegründet hat, erkannte als Fachärztin am Universitätsklinikum Tübingen die Möglichkeiten von modernen Gen-Analyseverfahren. Die Hürden waren dennoch hoch: Geräte hatten Kinderkrankheiten, die notwendige Software musste erst entwickelt werden, Mitarbeiter waren für das zunächst kleine Unternehmen schwer zu finden. „Man macht jede Menge Fehler und lernt in kurzer Zeit unglaublich viel“, sagt sie. Heute beschäftigt das Unternehmen 120 Mitarbeiter, die jedes Jahr das Erbgut von rund 10 000 Patienten auf Informationen durchforsten. Ein weiterer Durchbruch wäre es, wenn auch die Krankenkassen das innovative Verfahren in ihren Leistungskatalog aufnehmen würden – immerhin ist es nun schon seit fünf Jahren erprobt.

Ökologische und soziale Verantwortung

B2 Biomarkt steht für eine ökologisch ausgerichtete Gründung im Lebensmittelhandel. Die 2006 gegründete Firma, die inzwischen 90 Mitarbeiter hat, hat sich nicht nur des Themas Ökoprodukte angenommen, sondern will auch einen regionalen, nachhaltigen Wirtschaftskreislauf fördern. Die Produkte für zwei Biomärkte und Biobistros werden direkt von den Erzeugern eingekauft. „Die Kommunikation mit vielen kleinen Erzeugern bedeutet schon einen enormen Aufwand“, sagt Sabine Franz aus dem dreiköpfigen Gründerteam. Es braucht eine spitze Kalkulation, um trotz des hohen ökologischen Anspruchs preiswerte Mahlzeiten anbieten zu können. B2 Biomarkt organisiert vieles aus einer Hand: Es gibt eine eigene Gärtnerei und eine eigene Lieferlogistik. Ein weiteres Standbein ist auch der Online-Handel. Man sei mit seinem Konzept auf dem neuesten Entwicklungsstand, sagt Franz.

Unter anderem mit dem Thema soziale Verantwortung und faire Mitarbeiterführung hat der Drittplatzierte, das Abbruchunternehmen Oettinger aus Malsch (Landkreis Karlsruhe), gepunktet. „Mich fasziniert bis heute, was Mitarbeiter zu leisten imstande sind, wenn sie sich mit dem Unternehmen identifizieren“, sagt Catrin Oettinger, welche 2006 die Firma zusammen mit ihrem Mann gegründet hat. Die 60 Mitarbeiter konzentrieren sich beim Thema Abbruch auf knifflige Themen und setzen dafür auch Abbruchroboter, Elektrobagger oder Drohnen zur Vermessung der Grundstücke ein. Seine soziale Verantwortung will das Unternehmen künftig auch dadurch wahrnehmen, indem es mithilfe einer Stiftung straffällig gewordene Menschen und Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt integriert. „Das Potenzial dieser Menschen dürfen wir nicht einfach ungenutzt lassen“, sagt Oettinger.