13 leere Nischen an der Stadtkirche werden bis April mit Kunst bestückt. Foto: Stoppel

Zum Reformationsjahr gibt es an der Stadtkirche ein Kunstprojekt. Künstler gestalten 13 leere Nischen, in welchen bis zur Reformation Heiligenbilder standen.

Schorndorf - Wo einst Heilige standen, gibt es an der Schorndorfer Stadtkirche nur noch leere Nischen. Die Folge des protestantischen Bildersturms kurz nach der Reformation im Jahr 1534 wird nun, fünf Jahrhunderte später – in einem Wettbewerb künstlerisch aufgegriffen. 13 Akteure hat eine Jury jetzt bestimmt (siehe „13 Künstler besetzen Nischen“). Am 1. April des kommenden Jahres wird ihre Ausstellung eröffnet, mehr als sieben Monate lang werden die Arbeiten an der Stadtkirche gezeigt.

Fast 100 Arbeiten von 64 verschiedenen Künstlern seien eingereicht worden, sagt die Projektleiterin Ursula Quast. Alle Arbeiten seien anonymisiert gewesen, daher hätten auch die Namen keine Rolle gespielt . Im Mittelpunkt stand, verschiedene Aspekte des Themas Glaube und Reformation zu beleuchten und dazu unterschiedliche Darstellungsformen der Kunst zu verwenden, sagt Ursula Quast.

„Der Prozess war selbst Kunst“

Auch die Schorndorfer Stadtkirchenpfarrein Dorothee Eisrich ist Teil der Jury gewesen. „Der Prozess war selbst Kunst“, sagt sie. Bewusst habe man Personen in die Jury aufgenommen, die nicht nur im engere Sinn mit Kirchenkunst zu tun haben. Aber auch einige Experten für diesen Bereich, wie Professor Thomas Erne aus Marburg, der dort den wohl bundesweit einmaligen Lehrstuhl für praktische Theologie, Kirchenbau und Kunst in der Kirche inne hat. Die Auswahl trafen zudem der Weinstädter Bildhauer Karl-Ulrich Nuss, der Stuttgarter Kunsthistoriker Hans-Ulrich Roller sowie die beiden Lehrbeauftragten Tilman Eberwein und Justyna Koeke von der Stuttgarter Kunstakademie.

„Die Juryarbeit ist von einer hohen Wertschätzung geprägt gewesen“, sagt Dorthee Eisrich. Sie selbst habe sehr viele Impulse aufgenommen, was Glaube in der heutigen Lebenswirklichkeit bedeute. Das Ziel sei gewesen, dass jede der ausgewählten Arbeiten zum Dialog mit dem Glauben einlade. Diese Themen sollen dann in Begleitveranstaltungen vertieft werden, welche die Ausstellung fortlaufend begleiten. „Ich wünsche mir, dass die Diskussion darüber sehr breit wird“, sagt die Schorndorfer Stadtkirchenpfarrerin. Auch wünsche sie sich, dass sich daran Menschen beteiligten, bei denen der Glaube nicht mehr den Lebensmittelpunkt bilde. „Ich freue mich auch auf die Auseinandersetzung“, betont Dorothee Eisrich.

Auch Glaubensferne sollen angesprochen werden

Der Schorndorfer Kirchengemeinderat hat die Idee nach längeren Diskussionen einstimmig mitgetragen, im Reformationsjahr moderne Kunst an der Kirchenfassade zuzulassen. Der Wettbewerb wird von mehreren Geldgebern gefördert, unter anderem auch aus Bundesmitteln.