Die Professorin Chantal Akoua-Koffi führt durch die Laborräume. Foto: Keck

In der Elfenbeinküste wurde mit 1,8 Millionen Euro aus Deutschland ein Labor aufgebaut, um Ebola-Epidemien früh zu erkennen - und sich so dagegen zu wappnen.

Boauké - Ein wandhohes schweres Metallgitter und eine Tür versperren den Weg in den Hochsicherheitsbereich. „Wir hatten Glück, in der Elfenbeinküste gab es keinen einzigen Todesfall“, sagt die Mikrobiologin Chantal Akoua-Koffi und führt durch einen Mitarbeitereingang hinein in die Laborräume, die verhindern sollen, dass sich das Ebola-Virus in Westafrika ausbreitet. Die Ausstattung ist komplett neu: von der Schutzkleidung bis zu den Zentrifugen, von den Pipetten bis zum Handschuhkasten für die Untersuchung der angelieferten Proben. 1,8 Millionen Euro hat das Auswärtige Amt dafür bereitgestellt. Mit Hilfe der Experten vom Robert-Koch-Institut ist es an der Universität von Bouaké aufgebaut worden.

Die Gefahr einer weiteren Epidemie sei bei Weitem nicht gebannt, warnt Akoua-Koffi und atmetet tief durch. Fledermäuse seien die Überträger des gefährlichen Virus gewesen, der 2014 und 2015 mehr als 11 000 Menschen in Liberia, Guinea und Sierra Leone das Leben gekostet hat. Und Fledermäuse seien schließlich Reisevögel. „Wir können das Virus nicht beherrschen“, sagt die Professorin im himmelblauen Kittel, „aber wir können alles tun, um einen neu auftretenden Fall zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“

Nur zu gut erinnert sie sich an die Angst, die in Westafrika umging. „Ich habe bis letzes Jahr niemandem mehr die Hand gegeben“, sagt die Ebolaexpertin, alle waren alarmiert, der Gedanke an eine mögliche Ansteckung ließ die Menschen zu Hause bleiben. „Wir hatten einzelne Verdachtsfälle aus Guinea“, sagt die Professorin und ist froh, bei einem möglichen weiteren Ebolaausbruch besser gewappnet zu sein. Medizinisches Personal aus großen Teilen des Landes sei über Monate geschult worden, insgesamt 54 Mitarbeiter, das Labor sei einsatzbereit. Sobald ein Fall auftauche, starte die Alarmierungskette, die vom ivorischen Gesundheitsministerium bis nach Deutschland reicht.

In Berlin ist eine deutsche Virologin in Dauerrufbereitschaft

Mehr als ein Dutzend Mal ist Claudia Kohl, Virologin beim Robert-Koch-Institut in Berlin, in die Elfenbeinküste geflogen. Sie hat das Laborprojekt koordiniert und zusammen mit fünf deutschen Kollegen diagnostisches Know-how nach Bouaké gebracht. „Alles muss standardisiert ablaufen, jeder Handgriff muss sitzen“, weiß die Wissenschaftlerin, die bereits in Guinea einige Wochen mit einem mobilen Labor im Einsatz war. „Damals hatte ich einen Rachentupfer von einem Ebolapatienten in einem verknoteten Gummihandschuh erhalten“, erinnert sie sich mit Schrecken. Das war riskant für alle, schließlich ist das Ebolavirus einer der gefährlichsten Krankheitserreger der Welt, in den meisten Fällen verläuft eine Erkrankung tödlich. Ein Impfstoff ist bisher noch nicht gefunden worden. Und die Sorge, dass sich das Virus eines Tages auch in Europa ausbreitet, ist durchaus berechtigt.

Langfristig betrachtet wollen Chantal Akoua-Koffi und ihre Kollegen das ivorische Labor alleine betreiben. Nicht nur Ebolaviren, sondern auch die ähnlich gefährlichen Erreger wie Lassa- oder Marburgviren sollen dort untersucht werden. „Natürlich haben wir Angst“, sagt die Professorin, immer noch gebe es viel zu viele Menschen, die Fledermäuse und andere Wildtiere bedenkenlos essen, dabei sei das Fleisch potenzieller Überträger des Virus: „Aber jetzt sind wir vorbereitet und können künftig blitzschnell reagieren.“