Mit diesem Bild der Ahornallee hat Angelika Vetter-Kurz aus Wernau die Jury überzeugt. Foto: Angelika Vetter-Kurz/BUND

Eine Jury mehrerer Umweltverbände hat die Ahornreihe zwischen Wernau und dem Weiler Freitagshof zur schönsten Allee im Land gekürt. Auszeichnungswürdig ist auch die Entstehungsgeschichte gewesen.

Wernau - Der Schweiß, den die Helferinnen und Helfer vom Obst-und Gartenbauverein zur Jahrhundertwende vergossen haben, war echt. Die Früchte, die sie am Freitag geerntet haben, eher symbolisch: Die zum Millennium gepflanzte Ahornallee zwischen Wernau und dem Weiler Freitagshof ist zur Allee des Jahres 2017 gekürt worden.

Mit der Auszeichnung für die Baumreihe, die sich 1,5 Kilometer entlang der Landesstraße 1207 zieht, hat die Jury, bestehend aus mehreren Umweltverbänden, gleich mit zwei Gesetzmäßigkeiten gebrochen. Erstmals in der Geschichte des seit dem Jahr 2008 regelmäßig am 20. Oktober ausgerufenen „Tages der Allee“ ist eine Anlage aus Baden-Württemberg ins bundesweite Rampenlicht gerückt worden. Und erstmals ist es einer, gemessen an der Lebenserwartung der Bäume, relativ jungen Allee gelungen, sich durchzusetzen.

„Millenniumsallee im Herbstzauber“ hat die Jury überzeugt

Fotografisch in Szene gesetzt worden sind die ins warme Herbstlicht getauchten Ahornbäume von Angelika Vetter-Kurz. Ihr Bild „Millenniumsallee im Herbstzauber“ hat sich bundesweit gegen 131 Einsendungen durchgesetzt. Den Umweltverbänden Bund, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße dient der Fotowettbewerb als Grundlage für die Kür zur jeweils schönsten Allee des Jahres im Land.

Die Wernauer Allee ist nicht nur schön anzusehen und ein ökologischer Gewinn, sie ist auch ein Ergebnis gelebten Bürgersinns. Für jeden privat finanzierten Baum hatte damals auch die Stadt einen beigesteuert, sodass am Ende mehr als 200 Arbeitsstunden nötig waren, um die 160 Jungbäume in die Erde zu bringen. Mit der Auszeichnung hat die Jury auch den Vorbildcharakter der Wernauer Aktion gewürdigt. „Neupflanzungen entlang von Straßenzügen sind im Autoland Baden-Württemberg etwas Besonderes. Wir hoffen, dass noch weitere Kommunen dem Beispiel von Wernau folgen“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, die Landesgeschäftsführerin des Bund Baden-Württemberg.

Gelungene Gemeinschaftsleistung

„Das war eine tolle Gemeinschaftsleistung“, würdigte anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel auch der erst sieben Jahre später ins Amt gewählte Wernauer Bürgermeister, Armin Elbl, die Pflanzaktion, und der Wahlkreisabgeordnete und grüne Fraktionschef im Landtag, Andreas Schwarz, wusste über den gesellschaftlichen Mehrwert hinaus noch ein ganzes Bündel vom ökologischen Nutzwert der Allee zu schnüren. 1,9 Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid würden die 160 Bäume jedes Jahr binden, gar nicht zu reden von der Filterleistung beim Feinstaub und selbst beim Grundwasser. Zudem setzten die Bäume als Lebensraum für viele Tiere auch ein Zeichen gegen das Insektensterben.

Sein Wahlkreiskollege von der SPD, Andreas Kenner, ergänzte unter dem Hinweis auf die nahe liegende Bebauung, dass die Baumreihe die Wohnungen auch vor dem Straßenlärm schützen würde.

Die Allee des Jahres 2017 mag in Baden-Württemberg stehen, die prächtigsten Alleen aber sind anderswo zu finden. Sie stehen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Anders als im damaligen Westdeutschland hat sich die Motorsäge im Osten dem Tribut verweigert, den der Straßenverkehr gefordert hat. Den Angaben des Bunds zufolge stehen im Osten noch etwa 15 000 Kilometer Alleen – mehr als die Hälfte aller Alleenkilometer in der Bundesrepublik Deutschland.