Entlang der Kirchheimer Straße sollen Autofahrer in Zukunft zur Kasse gebeten, werden, wenn sie ihr Fahrzeug länger als 20 Minuten abstellen wollen. Foto: Horst Rudel

Mit neuen Parkscheinautomaten sollen Autofahrer zur Kasse gebeten werden, wenn sie länger als 20 Minuten stehen bleiben wollen. Das soll Geld in die Stadtkasse spülen – oder auch nicht.

Wernau - Zwei Schritte nach vorne und einen zurück. Eigentlich möchte die Stadt Wernau mit der Aufstellung von zwölf neuen Parkscheinautomaten entlang der Kirchheimer Straße Geld einnehmen, auch um die Ausgaben für ihre Parkhäuser und -plätze zu decken. Das Defizit betrug zuletzt immerhin 327 000 Euro im Jahr. Gleichzeitig möchte eine Mehrheit im Gemeinderat die Parker aber davor schützen, Geld in die Parkscheinautomaten werfen zu müssen. Ansonsten befürchten einige Gemeinderäte und Selbständige, dass der Kundenstrom in die Geschäfte und Lokalitäten der Ortsmitte versiegen könnte.

Die Freiparkzeit wird drastisch verringert

Während der jüngsten Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause wurde versucht, den beschriebenen Zielkonflikt zu lösen. Das Gremium folgte mehrheitlich einem Antrag der Wernauer Bürgerliste/Junge Bürger (WLB/JB). Demnach sollen Kurzzeitparker zukünftig 20 statt wie ursprünglich angedacht zwölf Minuten kostenlos entlang der Hauptverkehrsschlagader der Stadt stehen bleiben dürfen. Ein Antrag der Freien Wähler, die Parkscheinautomaten doch nicht aufzustellen, wurde lediglich von der SPD unterstützt und fand keine Mehrheit.

Im Gemeinderat äußerten einige Zuhörer ihren Unmut. Bisher konnten die Kunden mit einer Parkscheibe bis zu zwei Stunden kostenlos parken. Mit der Aufstellung der neuen Automaten könnte sich die Freiparkzeit also drastisch verringern. Der Vorsitzende des Bundes der Selbständigen in Wernau, Stefan Kübler, möchte die geplante Automatenaufstellung aber nicht gänzlich verteufeln. „Es ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt er. Einerseits könnten mit der neuen Regelung Parkplätze für Kunden freiwerden, weil damit wahrscheinlich weniger Dauerparker an der Straße parkten. Andererseits müssten Menschen, die beispielsweise in ein Restaurant gingen, fortan Gebühren bezahlen.

Der Bürgermeister Armin Elbl kann vor diesem Hintergrund die Sorgen der Selbständigen vor einem nachlassenden Kundenstrom nachvollziehen. Die Mindestbezahlzeit soll an den Automaten 30 Minuten betragen. Bleibt die Frage, ob sich mit dieser Regelung die Aufstellung der Parkautomaten für die Stadt überhaupt noch lohnt. Eine genaue Kalkulation mit einer Gegenüberstellung der Kosten und der Einnahmen gibt es nicht. „Es wäre Kaffeesatzleserei, hier einen Betrag zu nennen“, sagt der Bürgermeister Elbl.

Einzelhändler fürchten ein Fortbleiben der Kundschaft

Im November war im Gemeinderat mit den Stimmen der WLB/JB und der CDU mehrheitlich beschlossen worden, die Parkscheinautomaten aufzustellen. Die Kosten dafür betragen voraussichtlich mehr als 100 000 Euro. Die Stadtverwaltung hatte damals geschätzt, dass die neuen Automaten 80 000 Euro im Jahr einbringen würden. „Die Summe muss man deutlich nach unten korrigieren“, ist sich Wernaus Bürgermeister Armin Elbl nach der Ausweitung der Freiparkzeit auf 20 Minuten sicher. Hinzu komme, dass die Automaten teurer als geplant werden könnten, falls sie nicht an die Stromversorgung der Straßenlampen angeschlossen werden und einen eigenen Zähler brauchen.

Der Schultes rechnet frühestens mit einer Aufstellung Ende September. Für die Parkzeit von 20 Minuten sollen die Autofahrer eine Sanduhr nach dem Vorbild Kirchheims bekommen, die an die Autoscheibe oder auf das Armaturenbrett geklebt werden soll. Ob diese Sanduhr von den Kunden gekauft werde muss oder von örtlichen Einzelhändlern als Werbegeschenk an Kunden verteilt wird, ist aber noch offen. Ohne die Sanduhren sollen die Automaten aber nicht in Betrieb gehen.