Aus dem Neckar bei Wernau haben Polizeitaucher im vergangenen Oktober die Schmuckstücke geborgen Foto: Pascal Thiel

Polizeitaucher haben im vergangenen Oktober rund 200 Schmuckstücke aus dem Neckar bei Wernau geborgen, bei denen es sich vermutlich um Diebesgut handelt. Bisher haben sich aber kaum Eigentümer gemeldet.

Wernau - Wem gehört der Schmuck? Das fragt sich die Polizei nach wie vor. Denn rund 200 Ringe, Armbänder, Ketten, Ohrringe, Anhänger, Broschen, Münzen und vieles mehr liegen noch immer in der Aservatenkammer des Polizeipräsidiums Reutlingen und warten auf ihre rechtmäßigen Eigentümer.

Im vergangenen Oktober hatten Polizeitaucher den „Schatz“ aus den Tiefen des Neckars bei Wernau geborgen. Passanten hatten bemerkt, dass es unterhalb des Fußgängerstegs zwischen dem Bahnhof und der Eissporthalle auf dem Grund des Flusses gar prächtig funkelt. Daraufhin informierten sie die Polizei. Die geht nach wie vor davon aus, dass der Schmuck aus Straftaten stammt. Zumindest seien einige wenige Teile der mutmaßlichen Beute drei Wohnungseinbrüchen in Kirchheim, in Kirchheim-Ötlingen und in Wernau zugeordnet worden, berichtet Christian Wörner, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. Doch wessen Hals, Armgelenk oder Finger ein Großteil des Geschmeides ursprünglich schmückte, sei im Dunkeln geblieben. Und das, obwohl die Polizei sämtliche Stücke Mitte Januar auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. Einige Zugriffe auf diese Seite der Homepage seien zwar registriert worden, sagt Christian Wörner, „aber es hat sich niemand gemeldet, der etwas davon erkannt hat“.

Schmuck ist nicht besonders wertvoll

Die Fragen, wie und weshalb der Schmuck im Neckar bei Wernau gelandet ist, seien bisher ebenso unbeantwortet geblieben wie jene nach den rechtmäßigen Eigentümern. Laut Wörner gehen die Ermittler davon aus, dass die Einbrecher ihre Beute möglicherweise auf der Flucht über das Brückengeländer geworfen haben. Es könne aber auch sein, dass sie die „wertvollsten Stücke aussortiert“ und sich des eher billigen Schmucks entledigt hätten. Was eventuell auch das weitgehende Desinteresse daran, das gestohlene Geschmeide zurückzubekommen, erklären könnte. Sollte es nicht doch noch abgeholt werden, so Wörner, werde es an ein Fundbüro, vermutlich an jenes in Wernau weitergegeben.

Die im Neckar entdeckte Beute könnte aus einigen der 669 Wohnungseinbrüche stammen, die im vergangenen Jahr im Landkreis Esslingen verübt wurden. Damit hat sich die Zahl dieser Delikte im Vergleich zu 2011 mehr als verdoppelt (302 Einbrüche). Für den Nürtinger CDU-Landtagsabgeordneten Thaddäus Kunzmann war diese Entwicklung Anlass, beim Landesinnenministerium nachzuhaken und dieses zu einem „gezielten Handeln“ aufzufordern. Denn dem Politiker zufolge ist in derselben Zeit die Aufklärungsquote von 14,7 auf noch 6,1 Prozent gesunken.

Einbrecherbanden suchen die Nähe zur Autobahn

Besonders stark betroffen seien die Bereiche der Polizeireviere Filderstadt (plus 207 Prozent) und Kirchheim (plus 204 Prozent). Nürtingen liege mit 106 Prozent etwas unter dem Kreisschnitt. Am niedrigsten sei die Zunahme in Esslingen mit 45 Prozent. Das zeige, dass für die oft in Banden organisierten Diebe die Nähe zur Autobahn eine gewisse Rolle spiele, so Kunzmann. Das subjektive Gefühl der Menschen, in Baden-Württemberg zusammen mit den Bayern in den beiden sichersten Bundesländern zu leben, sei – zumindest im Wahlkreis Nürtingen/Filder – „mittlerweile massiv angekratzt“.

Wie berichtet, haben die beiden Bundesländer in der vergangenen Woche eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit der kriminellen Einbrecherprofis aus Osteuropa der Kampf angesagt werden soll. Den Ruf als sicherste Bundesländer wolle man sich schließlich nicht nehmen lassen. „Das Risiko, erwischt zu werden, steigt für Einbrecher im Süden Deutschlands deutlich“, verspricht der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD).