Einbrüche wirken sich massiv auf das Sicherheitsgefühl der Bürger aus. Für die Polizei ist der Kampf gegen ungebetene Gäste ein Schwerpunktthema. Foto: dpa

Im Jahr 2015 gab es in fast allen nördlichen Bezirken im Vergleich zum Vorjahr weniger Einbrüche, die Aufklärungsquote nahm hingegen zu.

Stuttgarter Norden - Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat im vergangenen Jahr bundesweit um fast zehn Prozent zugenommen – diese Meldung ging vor kurzem durch sämtliche Medien. Dieser Trend ist glücklicherweise an Stuttgart und auch an den nördlichen Stadtbezirken vorbeigegangen. Im Bereich des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, das für Feuerbach und Weilimdorf zuständig ist, wurden 2015 im Vergleich zum Vorjahr 18,8 Prozent weniger vollendete und versuchte Wohnungseinbrüche registriert. Gute Nachrichten kommen auch aus Botnang: Dort nahm die Zahl der Einbrüche und Versuche von 44 im Jahr 2014 auf 17 im Jahr 2015 ab. Nicht ganz so gut sieht es im Zuständigkeitsbereich des Reviers 7 Ludwigsburger Straße (Zuffenhausen, Stammheim, Mühlhausen) aus, dort wurden 2015 insgesamt 3,3 Prozent mehr Fälle als 2014 festgestellt.

„Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden“, sagt Jörg Schiebe, Leiter des Reviers an der Kärntner Straße in Feuerbach. Die vorbeugenden Polizeieinsätze im Bereich des Einbruchs, aber auch die Fahndungs- und Ermittlungsstrategie hätten Wirkung gezeigt. Dennoch ist für ihn die Gesamtsituation noch nicht befriedigend. 91 vollendete und versuchte Wohnungseinbrüche wurden 2015 insgesamt in Feuerbach (51) und Weilimdorf (40) festgestellt. 27,5 Prozent davon konnten aufgeklärt werden (2014: 9,8 Prozent). Besonders oft schlugen Einbrecher im vergangenen Jahr am Killesberg sowie im Gebiet Hattenbühl zu. Viele Einbrüche gehen laut Schiebe auf das Konto von reisenden Tätergruppen. Einen ganz speziellen Fall habe es in Weilimdorf gegeben. Dort hatte sich eine Gruppe Chilenen bei einem Landsmann einquartiert, um dann im Bezirk und darüber hinaus auf Beutezug zu gehen. Diese Gruppe konnte dingfest gemacht werden.

Das Thema Wohnungseinbruch steht in Stuttgart in allen acht Polizeirevieren ganz oben auf der Aufgabenliste. Seit November wird im Rahmen eines landesweiten Versuchs die Prognose-Software PRECOBS (Pre Crime Observation System) getestet. Innerhalb weniger Minuten durchforstet die Software alle kriminalistischen Daten und berechnet, wo und wann der nächste Einbruch stattfinden könnte. Dahinter steckt die Idee, dass Täter nach bestimmten Mustern handeln, die wiederum Prognosen über Folgetaten ermöglichen. Natürlich wird auch weiterhin auf die klassischen Methoden gesetzt: Um potenzielle Täter abzuschrecken und den Bürgern ein Sicherheitsgefühl zu geben, sind regelmäßig uniformierte Streifen unterwegs. Um Einbrecher auf frischer Tat zu ertappen, werden aber auch Zivilbeamte eingesetzt. Die, das berichtet Schiebe, erregen hin und wieder allerdings selbst die Aufmerksamkeit von Anwohnern. Wenn, so erzählt der Revierleiter, ein Bürger auf dem Revier anrufe und berichte, dass er einen Fremden in der Straße beobachtet habe, dann sei das für die Beamten eigentlich ein großes Lob. Zudem stelle dies unter Beweis, dass die Leute immer aufmerksamer würden und verstärkt auf das Umfeld achten würden.

Auf die Mitarbeit der Nachbarn setzt auch Volker Kehl. „Wo die Sozialkontrolle funktioniert, kann die Polizei effektiver arbeiten“, sagt der Leiter des Polizeireviers 7 Ludwigsburger Straße. Seine Beamten sind zuständig für Zuffenhausen, Stammheim und Mühlhausen. 93 vollendete und versuchte Wohnungseinbrüche gab es 2015 im Zuständigkeitsbereich. 2014 waren es noch 90 gewesen. Dass die Quote um gut drei Prozent zugenommen hat, liegt laut Kehl vor allem an der Entwicklung in Mühlhausen. In dessen Stadtteil Neugereut schnellte die Zahl von 18 Fällen in 2014 auf 36 in 2015 nach oben – was natürlich negative Auswirkungen auf die Gesamtstatistik hat. „In Mühlhausen schauen wir künftig ganz genau hin“, kündigt der Zuffenhäuser Revierleiter an. Ein Einbruch oder auch nur ein Versuch sei ein erheblicher Schlag für die Betroffenen und würde das Sicherheitsgefühl der Menschen massiv beeinträchtigen. 19,4 Prozent der Fälle, die 2015 im Zuständigkeitsbereich des Reviers 7 registriert worden sind, konnten aufgeklärt werden. 2014 waren es noch 15,6 Prozent. Trotz der verbesserten Aufklärungsquote ist Kehl nicht zufrieden und sagt: „Jeder Einbruch ist einer zu viel.“

Das gilt natürlich auch für Botnang. Für diesen Bezirk ist das Polizeirevier 3 Gutenbergstraße in Stuttgart-West zuständig. Dessen Leiter Rainer Weigl kann sehr gute Zahlen verkünden: Gab es 2014 noch 44 versuchte oder vollendete Einbrüche, so ging die Zahl im Jahr 2015 auf 17 zurück. 10 davon waren Versuche. Dies zeige, so Weigl, dass Präventionsmaßnahmen greifen und die Leute ihre Wohnungen besser sichern würden. Zudem funktioniere in einem eher kleinstädtisch geprägten Bezirk wie Botnang die Nachbarschaftskontrolle besonders gut. Grundsätzlich, das erläutert der Revierleiter, sei er mit der Situation in Botnang zufrieden.