Frauke Schlitz erzeugt mit ihren Zeichnungen ein neues Raumempfinden. Foto: Horst Rudel

Die Reihe „Kunst in der Region“ beschäftigt sich mit Raumempfinden und der menschlichen Natur.

Wendlingen - Abi Shek malt zwar Tiere. Rinder, Vögel, Katzen und andere Kreaturen bevölkern seine Bilder. Und doch erzählen seine Werke keine Tiergeschichten, sie sind vielmehr künstlerisches Mittel, um über Menschen etwas sagen zu können. „Es ist ein Umweg, der Banalität des zu Direkten zu entkommen“, erklärt der frühere Leiter der Kunstschule Filderstadt, Albrecht Weckmann, in seiner Einführung zu der Ausstellung „Kunst in der Region“, die derzeit in der Galerie der Stadt Wendlingen zu sehen ist.

Tugenden und Abgründe der Spezies Mensch

Der aus Israel stammende und in Stuttgart lebende Künstler Abi Shek sieht sich selbst in der Tradition der Fabeln und Märchen, in denen, so Albrecht Weckmann, „vermenschlichte Tiere die Akteure menschlicher Tugend, aber auch die Abgründe der Spezies Mensch“ darstellen.

Neben Abi Shek zeigt die Ausstellungsreihe, die im jährlichen Wechsel in Kirchheim, Nürtingen und Wendlingen stattfindet, Werke von Antje Fischer und Frauke Schlitz. Letztere stellt sich anhand geometrischer Grundformen den Grundfragen menschlichen Seins. „Mensch existiert im Raum, ist Raum, fühlt Raum, definiert Raum“, so formuliert es Albrecht Weckmann mit Blick auf Frauke Schlitz’ Installationen und Zeichnungen. Weckmann sieht in den Arbeiten der Stuttgarterin, die sich wegen eines Stipendiums momentan in New York aufhält, eine Verbindung zur Renaissance. Damals simulierten Künstler eine Illusion von Realität. „Was blieb bis heute, wie wir wissen, ist der verführerische Reiz, mit etwas Geschick in der Geometrie perfekte Bildillusionen herstellen zu können und damit Wahrheit zu suggerieren“, erklärt Albrecht Weckmann. An diese Arbeit, Raumdarstellung und Raumempfinden neu zu verstehen, knüpfe Frauke Schlitz mit den in der städtischen Galerie Wendlingen vertretenen Werken an.

Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart schlägt Antje Fischer, die den Reigen von Gegenwartskunst in der aktuellen Ausstellung „Kunst in der Region“ komplett macht. Die Künstlerin aus Reichenbach zeigt Beispiele aus ihrer Sammlung alter Postkarten, die sie mit floralen Elementen und Schriftzeichen durch ein spezielles Edeldruckverfahren überblendet. Geschichten von früher und Dokumente, wie beispielsweise alte Gemeinderatsprotokolle, erscheinen so in einem anderen Licht. Die Künstlerin geht bei ihrer Arbeit spielerisch vor, und indem sie von tagesaktuellen Geschehnissen beeinflusst Historisches in einen neuen Kontext bringt, trägt sie selbst zum kollektiven Gedächtnis ihres kulturellen und sozialen Umfeldes bei.