Die deutschen Nationalspieler (von li.) Roman Weidenfeller, Shkodran Mustafi, André Schürrle, Miroslav Klose, Mario Götze und Toni Kroos, die den „Gaucho-Song“ während der Siegerfeier für die Fußballer am Brandenburger Tor in Berlin Foto:  

Im Netz wird eine Tanzeinlage der WM-Sieger heiß diskutiert. DFB-Chef Niersbach bedauert die Irritationen. Nicht wenige Beobachter – auch in Argentinien – halten die Kritik am Gaucho-Tanz der Weltmeister für völlig überzogen.

Berlin/Buenos Aires - Die Nationalmannschaft hat in den letzten Wochen viel Unmögliches geschafft. Zum Schluss hat sie es auch noch hinbekommen, die linke „taz“ und die bürgerliche „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in Empörung zu vereinen. Der politisch unkorrekte „Gaucho-Tanz“ sorgt für Aufregung. Angeführt von Vorsänger Miroslav Klose hatten Torhüter Roman Weidenfeller, Shkodran Mustafi, André Schürrle, Mario Götze und Toni Kroos bei der Berliner Siegerparty einen Fangesang auf die unterlegenen Argentinier umgedichtet. In gebeugter Haltung sangen sie „So gehen die Gauchos“, um später aufgerichtet hinzuzufügen: „So gehen die Deutschen“.

Für „taz“-Chefredakteurin Ines Pohl war das zu viel. „Na nun doch noch das wahre Gesicht: So gehn die Gauchos, das ist wirklich schade“, twitterte sie. Die „FAZ“ meint sogar, die Weltmeister hätten mit einer „üblen Persiflage das Image der weltoffenen, toleranten Nation“ verspielt. Die Gauchos gingen „gebückt, zwischen Niedergeschlagenheit und Demütigung“, die Deutschen „aufrecht wie Hermann der Cherusker“. Es gab auch gelassenere Stimmen wie der Grüne Jürgen Trittin, der konstatierte: „Unsportlich, aber kein neuer Nationalismus.“ Im Netz wird die Einlage heftig diskutiert, wobei den anklagenden Stimmen mindestens ebenso viele verteidigende Wortmeldungen entgegenstehen.

In Argentinien selbst ist die Aufregung eher gering. Zwar nannte ein streitbarer Sportjournalist die Tänzer „ekelhafte Nazis“. Aber die meisten Blätter blieben ruhig. Die Sportzeitung „Olé“ nannte die Aktion „umstritten“, genauso wie die linke Tageszeitung „Pagina 12“. „El Clarin“ sprach von einem „umstrittenen Witz“ und einer „ironischen Einlage“, machte aber auch klar, dass nicht das gesamte Team, sondern sechs Spieler den Tanz aufführten. Wie „Clarin“ befasste sich auch „La Nación“ ausführlich und durchaus verwundert mit den heftigen Reaktionen in Deutschland und nannte den Tanz ebenfalls „broma“ – einen Witz.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sah sich indes zu einer offiziellen Stellungnahme veranlasst. „Es tut uns leid, wenn dies bei einigen falsch und missverständlich rübergekommen ist“, sagte er. Niersbach will Argentiniens Verbandschef Julio Grondona einen Brief schreiben und noch mal deutlich machen, dass die Aktion „in keiner Weise despektierlich“ gemeint war.