Die Weißenhof-Siedlung rückt immer wieder auch in den Fokus unserer Leserfotografen. Unsere Galerie zeigt deren Momentaufnahmen. Foto: Leserfotograf: schneeo

Überarbeiteter Antrag bei Welterbekomitee eingereicht - Für Werbung fehlt Geld.

Stuttgart - Nicht nur unter Architekturbeflissenen ist die Stuttgarter Weißenhofsiedlung weltweit bekannt. Doch das dazugehörende Museum ist für Besucher am Killesberg schwer zu finden. Deshalb ist die Museumsleiterin auf Betteltour: 1321 Euro fehlen für einen Fahnenmast.

 "Das Doppelhaus von Le Corbusier, einem der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, macht die ästhetischen, sozialen und technischen Umbrüche der Moderne deutlich", wirbt Stuttgart-Marketing für einen Besuch des Weißenhofmuseums, das seit Oktober 2006 die Geschichte der gleichnamigen Siedlung erzählt. "20.585 Besucher hatten wir im vergangenen Jahr", so Museumsleiterin Anja Krämer. Jeder dritte Besucher kam aus dem Ausland, wobei Weitangereiste keine Seltenheit waren, wie chinesische und russische Schriftzeichen im Gästebuch zeigen.

Beschwerden über herumirrende Besucher

Viele der Architekturtouristen haben offenbar Schwierigkeiten, das Museum in der Rathenaustraße 1 zu finden. "Das wissen wir von direkten Beschwerden und von Anwohnern, die uns von umherirrenden Besuchern berichten", schilderte Krämer jetzt im Bezirksbeirat Nord. Nach einer Ortsbegehung mit Vertretern von Tiefbau- und Ordnungsamt im August 2010 konnte das Problem teilweise entschärft werden. An der Straßenkreuzung Am Kochenhof/Birkenwaldstraße weisen nun Schilder in Richtung Friedrich-Ebert-Straße, von wo aus das Museum wenige Hundert Meter weiter erreicht werden kann. Da das Doppelhaus aber zurückgesetzt vom Straßenrand in einer Kurve steht, übersehen Autofahrer wie Fußgänger gern das Ziel.

"Aus Denkmalschutzgründen haben wir bewusst auf ein großes Museumsschild an der Fassade verzichtet", erläutert Krämer. Eine verträgliche Lösung, auf das Le-Corbusier-Haus aufmerksam zu machen, ist für die Museumsleiterin ein Fahnenmast, aufgestellt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. "Dort stört er weder Denkmalschützer noch Fotografen", so Krämer, die bereits Entwürfe und Kostenvoranschläge eingeholt hat.

Weißenhofmuseum: Für die Museumsfahne fehlt das Geld

Dass die Museumsfahne noch nicht im Wind flattert, liegt am fehlenden Geld: Die nötigen 2821 Euro für Planung, Produktion und Montage hat der Museumsverein nicht flüssig. Im Bezirksbeirat Nord bat Museumsleiterin Krämer deshalb jüngst um Unterstützung. Das Gremium spendete einstimmig 1500 Euro - sowie den Rat, den Rest bei der Wüstenrot-Stiftung zu beantragen. Die Stiftung hat die Renovierung des Le-Corbusier-Hauses bereits mit 1,2 Millionen Euro ermöglicht.

Die Geldgeber sollen aber nicht auch noch für einen Fahnenmast geradestehen. Zu den bisherigen Financiers zählt auch die Stadt Stuttgart, die im Jahr 2002 rund 1,15 Millionen Euro für Grund und Haus an den Bund überwiesen hatte. Zudem bezuschusste die Stadt den Museumsbetrieb bisher mit 23.000 Euro pro Jahr; 2010 musste die Förderung auf 38.000 Euro aufgestockt werden, um alle Kosten zu decken. "Wir planen außerdem einen Museumsumbau, und dafür benötigen wir 50.000 Euro", sagt Suse Kletzin, die Vorsitzende vom Freundesverein der Weißenhofsiedlung. Eines der bekanntesten Architekturmuseen Deutschlands sucht somit weiter wohlwollende Gönner, damit seine Besucher es über-haupt finden.