Arjen Robben: Der Kapitän der niederländischen Nationalmannschaft schert bei der Abstimmung aus dem Bayern-Pahlanx aus. Foto: dpa

Die Wahl des Weltfußballers ist gelaufen, wieder einmal hat Cristiano Ronaldo eine Abstimmung gewonnen. Aber wer hat ihn gewählt und wer nicht? Ganz erstaunlich fällt das Votum von Bayern-Profi Arjen Robben aus.

Stuttgart - Das kennen wir von der Bundestagswahl doch ganz gut: Nach der Wahl wird analysiert: Wer stimmte für wen? Wer wanderte von wem zu wem ab? Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres ist das selbstverständlich nicht anders. Wahlberechtigt waren Spielführer und Cheftrainer von Nationalteams, eine ausgewählten Gruppe von Medienvertretern und auch Fans.

So überrascht es uns nicht, dass Cristiano Ronaldo, der Gewinner, nicht für seinen Erzrivalen Lionel Messi, den Geschlagenen, votiert hat. CDU-Kanzlerin Angela Merkel hat bei der Bundestagswahl im September ja auch kein Kreuzchen bei der SPD gemacht – beim Geld und bei Wahlen hört der Spaß bekanntlich auf. CR7 setzte auf seiner Wahlliste selbstverständlich seine Teamkollegen von Real Madrid auf die Plätze eins bis drei: Luka Modric, Sergio Ramos und Marcelo. Lionel Messi, der Martin Schulz der Weltfußballer-Wahl, hielt seine Liste freilich auch vollkommen rein von irgendwelchen Real-Profis. Bei ihm lagen seine Mannschaftskameraden Luis Suárez und Andrés Iniesta auf den Plätzen eins und zwei – und immerhin, da gehört für einen Argentinier schon ein wenig Mut dazu, setzte er auf Position drei Neymar, der ist bekanntlich Brasilianer und seit dieser Saison nicht einmal mehr Teamkollege von Messi beim FC Barcelona. Alle Achtung, Senor Messi.

Stallgeruch ist anscheinend bei so einer Wahl ganz besonders maßgeblich – aber wieso eigentlich auch nicht, schließlich handelt es sich beim Fußball neben der schönsten Nebensache der Welt ja auch um einen Mannschaftssport. (Auch wenn manche ballverliebte Kicker das mitunter ausblenden.) Die Bayern-Profis, ganz der Philosophie des „Mia san mia“ verbunden, wählten sich gegenseitig. Torhüter Manuel Neuer platzierte Ex-Bayern-Kumpel Toni Kroos auf der Eins, seinen Stürmer Robert Lewandowski auf zwei und Arturo Vidal auf drei. Lewandowski, Kapitän der polnischen Auswahl, gönnt Neuer die Höchstpunktzahl und lässt brav Vidal auf Platz zwei folgen. Neu-Münchner James Rodriguez bedenkt Lewandowski immerhin noch mit Rang drei. Nur Arjen Robben schert völlig aus und nominiert als seine Favoriten Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos und Marcelo – kein Bayern-Spieler bekommt einen Punkt. Aber für Robben zählen mildernde Umstände. Der Mann ist Niederländer und folglich bei der WM 2018 nicht dabei, da darf man schon mal verwirrt sein. Deshalb hat Robben wahrscheinlich auch bei der Wahl des Trainers des Jahres keinen Punkt an Carlo Ancelotti, zum Zeitpunkt der Abstimmung noch Bayern-Coach, vergeben. Der nicht nach Russland fliegende Holländer votierte für Sieger Zinedine Zidane, Massimiliano Allegri und José Mourinho. Ganz ehrlich: Dabei kann man ihn sogar ein Stück weit verstehen. Übrigens: Bundestrainer Joachim Löw wählte wie im Vorjahr schon seinen Musterschüler Toni Kroos auf den ersten Platz, gefolgt von Manuel Neuer und Neymar.

Was sonst noch aufgefallen ist? Nun, von den 24 Nominierten landet der englische Stürmer Harry Kane abgeschlagen auf dem letzten Platz. Der Bursche scheint in seinem Team nicht sonderlich beliebt zu sein, weder Nationaltrainer Gareth Southgate noch Kapitän Jordan Henderson setzen Kane auf eine der ersten drei Positionen. Bekanntlich zählt der Prophet im eigenen Lande nichts, aber ist Mister Kane überhaupt einer? Aus Montserrat und von den Britischen Jungfern-Inseln bekommt der Tottenham-Profi immerhin Stimmen. Womöglich aus Versehen. Ach ja, auch Pierre-Emerick Aubameyang, Gabuner in Diensten von Borussia Dortmund, hat eine rege Fangemeinde im Niemandsland des internationalen Fußballs. Sowohl der Nationalcoach von Barbados, Mohamed Ahmed, als auch Kapitän Mario Harte setzten den 28 Jahre alten Stürmer auf Platz eins und damit vor Dauersieger Cristiano Ronaldo und den Dauer-Geschlagenen Lionel Messi.