Die Tasche gibt es in verschiedenen Größen – sie lässt sich flach stapeln. Foto: Eppler

Die Klingele-Gruppe hat eine Tragetasche aus 100 Prozent Wellpappe entwickelt. Damit könnte sie eine Marktlücke füllen. Denn Plastiktüten dürfen im Handel nicht mehr kostenfrei abgegeben werden.

Remshalden - Ob im Drogeriemarkt oder im Klamottenladen: Wo einem früher an der Kasse automatisch die Plastiktüte in die Hand gedrückt worden ist, muss der Kunde inzwischen dafür zahlen oder darauf verzichten. Dieser Wandel hat einen Grund: Das Umweltministerium und der Einzelhandel haben in diesem Jahr vereinbart, dass Plastiktüten künftig kostenpflichtig sind. Dadurch soll der Plastiktütenberg reduziert werden – bis 2019 will die Europäische Union den jährlichen Verbrauch von 198 auf 90 Tüten pro Person, bis ins Jahr 2025 sogar auf 40 Tüten senken. In Deutschland liegt der Verbrauch zurzeit bei 71 Plastiktüten. „Das ist genau die richtige Zeit für unser Produkt“, sagt Sylvia Huber von den Klingele-Papierwerken.

Zu 100 Prozent aus recycelbarer Wellpappe

Das Remshaldener Familienunternehmen hat vor wenigen Wochen die sogenannte Wellbag auf den Markt gebracht, eine Tragetasche aus Wellpappe. Weil sie ohne Kordeln oder Klammern auskommt, besteht sie zu 100 Prozent aus recycelbarer Wellpappe. Auf Wunsch kann sie klimaneutral produziert werden; dann wird die Herstellung durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten kompensiert. Zudem lässt sie sich auf allen Seiten bedrucken, „sie ist dadurch eine Werbeplattform auf der Straße. Die fehlt den Händlern nämlich, wenn die Kunden nur zur Stofftasche greifen“, sagt Sylvia Huber. Die Wellbag ist in verschiedenen Varianten und Größen erhältlich: vom Mini-Shopper einer Parfümerie bis zur XL-Version, in der auch die Winterjacke Platz hat.

„Damit können wir die Boutique genauso ansprechen wie eine Handelskette. Auch für Messen oder Großveranstaltungen eignet sich die Wellbag“, sagt Sylvia Huber. Die Tragetasche kann flach gefaltet aufbewahrt werden und ist dann mit einem Griff einsatzbereit. Im Gegensatz zur Papiertüte steht sie von selbst und ist wesentlich stabiler. „Ich habe selbst eine Wellbag im Auto. Sie ist eine tolle Aufbewahrungstasche, weil sie nicht umfällt“, erzählt Huber.

Die Variante: ein Schuhkarton mit Henkel

Zwei Gründe haben den Anlass für die Produktentwicklung gegeben: zum einen die bereits erwähnten politischen Rahmenbedingungen. „Zum anderen haben wir bereits die Einführung der Kassenkartons in Supermärkten begleitet. Nachdem unsere Kunden wissen wollten, ob es diese nicht auch in einer Tütenversion gibt, sind unsere Entwickler ins stille Kämmerlein gegangen. Herausgekommen ist die Wellbag“, berichtet Sylvia Huber.

Für den Schuhhandel hat die Klingele- Gruppe zudem die Variante Wellbag2go entwickelt – quasi einen Schuhkarton mit Henkel. Damit können die Produkte erst gelagert und dann an den Kunden herausgegeben werden. Konkrete Bestellungen gibt es noch keine, aber die Resonanz auf das Produkt sei extrem groß gewesen. „Es gab bereits viele Anfragen.“ Allerdings muss den Händlern der Umstieg auf die Wellbag schon etwas wert sein. Denn in einem Punkt kann die Papp-Tragetasche nicht mithalten: „Ich kann es nicht genau beziffern, aber sie ist auf jeden Fall teurer als eine Plastiktüte“, sagt Huber. Sie geht davon aus, dass die Wellbag in manchen Bereichen trotzdem gute Chancen hat: „Überall dort, wo auch die Produkte eine gewisse Wertigkeit haben.“

Die Klingele-Gruppe

Geschichte
Die Badische Wellpapierfabrik Klingele & Holfelder wurde 1920 in Wiesloch bei Heidelberg gegründet. Das Werk in Grunbach wurde 1936 gebaut und wird später das Stammwerk. Mit Jan Klingele führt seit 1992 die dritte Generation das Familienunternehmen.

Erfolg
Die Klingele-Gruppe gehört zu den fünf größten Herstellern von Wellpappenrohpapieren und Verpackungen aus Wellpappe in Deutschland und produziert jährlich 320 Millionen Quadratmeter Wellpappe. Zur Gruppe gehören zwei Papierfabriken, sechs Wellpappen- und acht Verarbeitungswerke im In- und Ausland. 1320 Mitarbeiter werden beschäftigt.