Farbenfrohe Anlaufstelle: Welcome Center am Stuttgarter Charlottenplatz Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Welcome Center Stuttgart, am Charlottenplatz mitten in der Landeshauptstadt gelegen, wird rege genutzt. Seit der Eröffnung im Herbst 2014 wurden rund 4000 Fachkräfte beraten, die in Stuttgart und der Region heimisch werden wollen.

Stuttgart - Hier soll der Gruß tatsächlich gelten und keine bloße Floskel sein: Herzlich willkommen! Ein Jahr nach der Eröffnung des Welcome Centers Stuttgart im Alten Waisenhaus ziehen die Initiatoren eine positive Bilanz. Die von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) und der Landeshauptstadt betriebene Einrichtung zur Unterstützung von internationalen Fachkräften und Neubürgern habe sich als rege genutzte Anlaufstelle etabliert.

„Vom Start weg“, berichtet WRS-Geschäftsführer Walter Rogg am Dienstag, sei das „in dieser Form deutschlandweit einmalige Willkommenszentrum bestens angenommen worden.“ Es habe „alle Erwartungen weit übertroffen“. Knapp 4000 Neubürger und internationale Fachkräfte aus 140 Ländern, ergänzt Gari Pavkovic, Leiter der Abteilung Integration der Stadt Stuttgart, seien in den vergangenen gut zwölf Monaten betreut worden. Etwas mehr als die Hälfte, nämlich 53 Prozent, kommt aus Ländern der Europäischen Union, 47 Prozent stammen aus sogenannten Drittstaaten, also Nicht-EU-Ländern. Die häufigsten Herkunftsländer sind nach Pavkovics Auskunft Italien, Kroatien, Spanien, Griechenland und Rumänien. Deutlich spürbar sei der zuletzt wachsende Anteil an Flüchtlingen unter den Ratsuchenden – demnach ist Syrien das am stärksten vertretene Land außerhalb der EU, gefolgt von Brasilien und Indien.

In den Räumlichkeiten am Charlottenplatz befinden sich noch der Verein Welthaus, das Weltcafé, der Weltladen Stuttgart, das Globale Klassenzimmer – und eben das Welcome Center mit seinem neunköpfigen Beratungsteam, das insgesamt zwölf Sprachen spricht. Es vermittelt Deutschkurse, informiert, wo ausländische Zeugnisse anerkannt werden, und hilft bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz in Deutschland. „Das Welcome Center bietet Neubürgern Erstberatung zu allen Fragestellungen der Integration an und lotst sie zielgerichtet an die zuständigen Stellen weiter; dies erspart ihnen Zeit und Wege“, erläutert Pavkovic. Außerdem gibt es noch 75 ehrenamtliche Willkommenspaten. Gefördert wird das Welcome Center von der Bosch-Stiftung und dem Integrationsministerium des Landes – mit jährlich insgesamt knapp 600 000 Euro. Die Gelder sind allerdings bis Ende 2016 befristet. Den bisherigen Landeszuschuss müsste die Stadt ab 2017 übernehmen, eine Entscheidung steht noch aus.

Insgesamt elf Welcome Center in Baden-Württemberg

Das Stuttgarter Zentrum gehört zu jenen mittlerweile elf Welcome Centern im Bundesland. „Damit haben wir in Baden-Württemberg hervorragende Voraussetzungen geschaffen, dass Fachkräfte aus aller Welt bei uns eine gute Perspektive haben“, erklärt Ministerialdirektor Guido Rebstock vom Finanz- und Wirtschaftsministerium. Das Stuttgarter Center „leistet einen elementaren Beitrag dazu, dass sich internationale Fachkräfte und auch ihre Familien rasch bei uns zurecht finden, dass sie sich zu Hause fühlen und dauerhaft bleiben“.

In diesem Jahr, so Rogg, wurde im Rahmen der Fachkräfteallianz das Beratungsangebot auch auf die Landkreise in der Region ausgedehnt: Seit Oktober 2015 bieten die WRS-Beraterinnen dort einmal wöchentlich Sprechtage vor Ort an. Ministerialdirektor Rebstock richtet im Übrigen noch „einen Appell an die Arbeitgeber: Besonders für die anerkannten Flüchtlinge gilt es, möglichst schnell einen Arbeitsplatz zu finden“, da für diese ja Rechtssicherheit bestehe, dass sie langfristig bleiben könnten.

Im Wettbewerb der Metropolen

Mit der durchs Welcome Center vorgelebten Willkommenskultur versuche man, „im Wettbewerb der Metropolen“ zu bestehen, so Rogg. Zunächst die dortige Unterstützung für die künftigen Neubürger, dann ewig lange Wartezeit in den Fluren des Ausländeramts der Stadt, weil Anträge nicht bearbeitet werden können – wie passt das zusammen? Gari Pavkovic räumt ein: „Wir haben einen personellen Engpass in der Ausländerbehörde“. Und es gebe einen „strukturellen Engpass beim bezahlbaren Wohnraum“, gerade für die erhofften internationalen Fachkräfte. Ein Dilemma, das Rogg so beziffert: Wenn man den Zuzug der Familien bis 2020 ebenso linear fortschreibe wie die Zahl der Flüchtlinge, „dann fehlen uns bis zum Jahr 2020 rund 100 000 Wohnungen in der Region Stuttgart“.