Weiße Weihnachten dank Kunstschnee. Foto: dpa

Kurz vor Weihnachten ist weit und breit nur Grau zu sehen. In den Skigebieten breitet sich Krisenstimmung aus: Wo kann man über Weihnachten Ski fahren?

Österreich
Schneewalzer und Jagertee: Weit über die Hälfte aller deutschen Skiurlauber kurven über die Berge der Alpenrepublik. Vor der Saison haben die Seilbahnen dort mehr als eine halbe Milliarde Euro in neue Bahnen investiert. Doch nun das: Von Serfaus übers Zillertal bis Obertauern mussten Dutzende Skigebiete den Saisonstart verschieben. Auf den großen Schneefall warten sie weiter. Mittlerweile hat sich die Situation immerhin etwas verbessert, weil es einzelne Nächte kalt genug war, um die Schneekanonen anzuwerfen. Die allermeisten Gebiete haben allerdings deutlich weniger als die Hälfte der Pisten geöffnet, die Talabfahrt ist fast nie möglich.

Am Arlberg zum Beispiel nicht: In St. Anton waren vor dem Wochenende gerade mal acht von 121 Kilometer Piste geöffnet, in Lech/Zürs 14 von 180 km. Oberhalb von 1000 Metern hat es zwar zur Wochenmitte geschneit, aber davon blieb kaum etwas liegen. Selbst am Berg werden nur 15 bis 40 Zentimeter Schnee gemessen, im Tal null. Wer die frische Luft mag, dem empfiehlt die Arlberg-Wetterfee 70 Kilometer geräumter Winterwanderwege.

In Ischgl konnte die Skisaison immerhin pünktlich beginnen. Unter der Woche waren ungefähr die Hälfte der Abfahrten geöffnet, dieses Wochenende sollen weitere folgen. Mehr als 40 Zentimeter Schnee haben allerdings auch die Ischgler nicht zu bieten. Da ist der Tourismusverband ganz ehrlich: Der große Wintereinbruch steht derzeit ganz einfach nicht auf dem Programm.

Nicht besser sieht es im Montafon aus. Die Silvretta Nova hat gerade mal 20 von 113 Kilometer Pisten in den Bereichen Kapell, Grasjoch und Versettla geöffnet. Auch das war nur möglich dank der über fünf Millionen Euro teuren neuen Beschneiung, sagt die Bergbahn. Aber auch die wird bei Nachttemperaturvorhersagen von fünf Grad plus kurzfristig nicht weiterhelfen.

Weiter östlich sieht es kaum besser aus. Serfaus konnte mit Mühe 44 von 196 Pistenkilometern präparieren, in Kitzbühel carven die Unentwegten auf 25 von sonst möglichen 170 Pistenkilometern. Flachau in der Salzburger Sportwelt meldet 40 anstatt sonst üblicher 115 Kilometer Abfahrten, und selbst im über 2000 Meter hoch gelegenen Kühtai ist die Hälfte der Pisten geschlossen.

Gut geht es auf den Gletschern: in Hintertux, am Kitzsteinhorn und am Rettenbachferner. Und in einem einzigen Winterskigebiet: Obergurgl/Hochgurgl konnte praktisch sein gesamtes Pistenareal öffnen. Möglich machen das die hohe Lage und eine Weltpremiere: In Obergurgl stellt man neuerdings Kunstschnee auf Knopfdruck aus einer künstlich produzierten Wolke her.

Deutschland
Kinderprogramm statt Skikurs: In den Bayerischen Alpen versuchen die Tourismusverbände, das Beste aus der Situation zu machen. Das ist kein einfaches Unterfangen: Die Temperaturen liegen bis zu fünf Grad über dem langjährigen Mittel, meldet der Deutsche Wetterdienst. Da war es auch den Schneekanonen zu warm, die Betreiber bräuchten mindestens drei Nächte Frost. An der Kanzelwand oberhalb von Oberstdorf/Kleinwalsertal sind Zweiländer- und Zwerenalppiste geöffnet; die Bahnen auf Nebelhorn, Fellhorn und Söllereck fahren für Fußgänger. Die Schneelage: oben 50 cm, unten nichts. Tourismus Oberstdorf bietet den Gästen kostenlose, geführte Wanderungen an und empfiehlt ansonsten den Publikumslauf im Eissportzentrum. Im Kleinwalsertal plant man ein kostenfreies Erlebnisprogramm, von der Burmi-Schatzsuche für Kinder bis zur Genusstour für die Großen.

Die Zugspitze hat am vergangenen Wochenende den Betrieb aufgenommen. Aktuell läuft nur der Gletscherlift, geöffnet ist auch ein Rodelhang. Bis Weihnachten sollen weitere Lifte folgen, das Skigebiet Garmisch-Classic will mit einer Teilöffnung an den Start gehen. Oben auf der Zugspitze liegen aktuell 70 Zentimeter Schnee. Der Feldberg im Schwarzwald hatte am vergangenen Wochenende kurz geöffnet, musste dann aber den einen Lift gleich wieder schließen. Zur Wochenmitte hat es noch mal geschneit. Jetzt hoffen die Betreiber, dass der vorhergesagte Wärmeeinbruch ausbleibt, dann könnte es dieses Wochenende wieder etwas werden.

Im Allgäu läuft noch ein Lift im kleinen Skigebiet Grasgehren bei Balderschwang. Am Brauneck in Oberbayern hat man am Freitag die neue Sesselbahn eröffnet, allerdings noch ohne Piste. Am Arber im Bayerischen Wald hoffen die Verantwortlichen, an Weihnachten öffnen zu können. Zwei Lifte laufen bereits jetzt in Mitterfirmiansreut im Bayerischen Wald, einer in Oberwiesenthal im Erzgebirge. Und in Norddeutschland leuchtet ein einsamer Schneestern: Winterberg im Sauerland hat 10 von 22 Liften und knapp zehn Kilometer Pisten geöffnet. Damit bietet das Hausskigebiet des Ruhrpotts mehr als viele alpine Regionen.

Südtirol
Nicht mal diese alte Regel stimmt mehr: Bislang schneite es stets entweder auf der Alpennord- oder der Südseite. Diesen Winter hat auch Südtirol erst ab 1400 Meter Naturschnee. An den Bergstationen werden kaum mehr als 35 oder 40 Zentimeter Schnee gemessen. Dank Rundumbeschneiung und einigen kalten Nächten funktionieren wenigstens die Talabfahrten in Gröden, in Alta Badia und im neu zusammengeschlossenen Gebiet Sexten, seit Mittwoch ist auch die Sellaronda in beiden Richtungen geöffnet. Keine Talabfahrten erlauben Kronplatz und Schnalstal, Ötzis Heimat bietet oben am Gletscher 260 Zentimeter Schnee und 30 Kilometer Pisten. Mehr hat nur Sulden am Ortler zu bieten: In dem traditionellen Bergsteigerdorf sind 32 von 42 Pistenkilometern geöffnet.

Schweiz
Die Eidgenossen feiern gerade 150 Jahre Skisport. Und in den geöffneten Skigebieten herrschen tatsächlich verhältnismäßig gute Pistenverhältnisse. Geöffnet sind unter anderem Aletsch Arena (25 Kilometer Pisten), Andermatt (fast 30 Kilometer), Davos (39 Kilometer an Jakobshorn und Parsenn), Grindelwald (40 Kilometer Abfahrten), Laax (31 Kilometer), Saas-Fee (45 Kilometer) und St. Moritz (100 Kilometer). Der alpenweite Abfahrtskönig heißt freilich Zermatt. Die Matterhorngemeinde hat aktuell sagenhafte 247 Kilometer Skipisten geöffnet. Dass die Bergbahn bereits von „grenzenlosem Skivergnügen“ spricht, liegt allerdings wohl vorwiegend an der internationalen Skischaukel ins italienische Cervinia.

Frankreich
Ski fahren wie Gott in Frankreich? „La France“ besitzt derzeit nur in der Theorie die größten Skigebiete der Welt. In den Trois Vallées sind von 600 Pistenkilometern gerade mal 75 befahrbar, die noch etwas größeren Portes du Soleil haben überhaupt nur einige Übungslifte aufgemacht. Die besten Bedingungen herrschen derzeit in Isola 2000: Für einen Tagesausflug dürfte das allerdings zu weit sein: Das Gebiet liegt in den Seealpen kurz vor Nizza.

Weitere Informationen: Täglich mehrfach aktualisierte Wintersportberichte bieten einschlägige Webportale wie www.bergfex.de, www.schneehoehen.de, www.schneeundmehr.de und www.skiresort.de.