Viele Hände hat Jürgen Oswald zur Begrüßung zu schütteln. Foto: Jan Potente

350 Gäste sind in die Jahnhalle in Endersbach gekommen, um dem scheidenden Oberbürgermeister von Weinstadt Adieu zu sagen.

Weinstadt - Rund 20 Jahre lang ist Jürgen Oswald in Weinstadt tätig gewesen, zunächst fast vier Jahre als Erster Bürgermeister und die letzten 16 als Oberbürgermeister. 20 großformatige Fotografien, die in der Endersbacher Jahnhalle aufgehängt waren, erinnerten bei seiner offiziellen Verabschiedung aus dem Amt am Donnerstagabend an die vergangene Zeit.

Derweil strömten rund 350 Gäste in die Halle, darunter die Landtagsabgeordneten Claus Paal (CDU) und Ulrich Goll (FDP), Regierungspräsident Wolfgang Reimer, Landrat Richard Sigel und die Regionaldirektorin des Verbands Region Stuttgart, Nicola Schelling, sowie die Oberbürgermeister der übrigen Großen Rems-Murr-Kreisstädte, Vertreter weiterer Nachbarkommunen, von örtlichen Vereinen und der Wirtschaft sowie Regional-, Kreis- und Stadträte. Zahlreiche Hände hatten Oswald und seine Ehefrau zur Begrüßung zu schütteln, wobei die Schlange all jener, die ihm ein letztes Mal in Amt und Würden die Hand drücken und teils auch Präsente überreichen wollten, eher immer länger denn kürzer wurde. Zudem geleitete die Marktwache die aktuelle Weinkönigin und die Weinprinzessin nebst einiger Amtsvorgängerinnen zu ihrem Abschiedsgruß.

Thomas Deißler verleiht seinem Noch-Chef ein Bambi

Auch der Erste Bürgermeister Thomas Deißler, der die Moderation übernahm, hatte für seinen Noch-Chef ein Geschenk oder besser gesagt einen Preis. Angelehnt an den Fernsehpreis Bambi verlieh er ihm ein selbst gebasteltes Rehkitz für, so Deißler, „eine Kombination aus Entertainment, bester männlicher Hauptdarsteller, Comedy und Lebenswerk“. Wie das wohl gemeint war? Auf jeden Fall sorgte die Verleihung für Lacher im Saal. Eine lockere und fröhliche Abschiedsveranstaltung hatte Oswald sich von seinen Verwaltungsmitarbeitern gewünscht und diese bekam er auch.

Dazu trugen ebenfalls die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates ihren Teil bei: Ulrich Witzlinger, Hans Randler, Manfred Siglinger und Rolf Weller, die ihre Hemdenfarben zur politischen Gesinnungen passend gewählt hatten. „Wir sind bekannt dafür, gefürchtete Reden zu halten, aber Sie sollten uns erst einmal singen hören“, witzelte Witzlinger, bevor die „Boygroup des Gemeinderats“ bei Klavierbegleitung ihr erstes Lied anstimmte: „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader, ein Titel, so Witzlinger, der die Gedanken des OB spiegeln soll – und einer der Raum für eigene Assoziationen ließ. Dies tat auch das zweite Lied aus der Feder des berühmten Sohns des Teilorts Schnait, Friedrich Silcher, „Hab’ oft im Kreise der Lieben“, das auf den Gemeinderat gemünzt war. Gelächter, Applaus und Zugaberufe gab es dafür. Die Rede des Regierungspräsidenten Reimer regte mitunter indes ganz andere Muskelpartien im Gesicht an, jene auf der Stirn.

Der Waiblinger Oberbürgermeister lobt die interkommunale Zusammenarbeit

Sein Kommunalreferat habe ihm gesagt, die finanzielle Lage Weinstadts sei einigermaßen entspannt und er müsse sich darum keine Sorgen machen, meinte Reimer etwa, woraufhin ein Raunen durch den Saal ging. Und man fragte sich so manches Mal, spricht er wirklich von Weinstadt? „16 Jahre, 16 Millionen Sanierungsmittel, da habe ich mich schon gezahlt“, zog später Oswald seine eigene Bilanz aus Reimers Rede. Und an die Fraktionsvorsitzenden gewandt meinte er: „Möge dieser gemeinsame Klang die Zukunft des Gemeinderates prägen.“ Zudem appellierte er insgesamt für mehr Achtsamkeit und Respekt im Umgang miteinander. Letzteres zollte ihm an diesem Abend vor allem sein Waiblinger Amtskollege Andreas Hesky, der im Namen aller Kreisbürgermeister sowie des Gemeinde- und Städtetags sprach, wobei man bei seiner Lobeshymne auf die interkommunale Zusammenarbeit schon fast meinte, die Hochzeitsglocken für die beiden Herren läuten zu hören: „Wenn wir verheiratet wären“, sagte Hesky etwa, „müssten wir uns nicht jeden Tag sagen, wie sehr wir uns möge, aber wir wissen es.“