Vom Gastraum aus hat man eine weite Aussicht in die Waiblinger Bucht. Foto: Stoppel

Die Naturfreunde Weinstadt erweitern ihr Haus, das oberhalb von Strümpfelbach am Skulpturenpfad liegt.

Weinstadt - Im Naturfreundehaus gibt es keinen Raum, keine Ecke, die nicht in irgendeiner Form genutzt wird. Schon mehrfach hat die Weinstädter Ortsgruppe der Naturfreunde das Gebäude, das eine öffentliche Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten für Selbstversorger beherbergt, in den vergangenen Jahrzehnten umgebaut und vergrößert. Nun steht das nächste Erweiterungsprojekt an: Auf der Rückseite des Hauses soll ein Anbau errichtet werden, mit einem zusätzlichen 60 Quadratmeter großen Seminarraum im Erdgeschoss und einer doppelstöckigen Hausbetreuerwohnung darüber, die insgesamt 120 Quadratmeter misst.

Mit dem Bauprojekt verfolgt der Verein gleich mehrere Ziele: Zum einen will man mehr Raum für Übernachtungsgäste schaffen. „Denn wir haben bei einer Zukunftswerkstatt 2012 festgestellt, dass bei einer maximalen Belegung pro Person nur ein Quadratmeter als Aufenthaltsraum zur Verfügung steht“, erklärt der Naturfreunde-Ehrenvorsitzende Wolf-Dieter Forster, der 20 Jahre lang dem Verein vorgestanden und als Hausreferent tätig gewesen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt habe man mehr als 3000 Übernachtungen im Jahr verzeichnet. Insgesamt können in den Schlafräumen im Obergeschoss 28 Gäste unterkommen, und unter dem Dach gibt es ein Matratzenlager für weitere 25 Personen.

Koordiniert werden Buchungen mittlerweile von dem neuen Pächter der Gastwirtschaft im Naturfreundehaus. Dieser werde daher in die Hausbetreuerwohnung einziehen, um künftig noch mehr vor Ort sein zu können, erläutert Forster.

Die Ortsgruppe wächst

Zum anderen profitiere auch die Ortsgruppe selbst von dem Anbau, sagt Armin Kiesel, der jetzige Naturfreunde-Vorsitzende und Hausreferent. Denn damit gewinne man für eigene Aktivitäten ebenfalls mehr Raum, könne etwa die so genannte Widmaier-Stube, die Gästen als zweiter Aufenthaltsraum zur Verfügung steht, wieder verstärkt selbst nutzen. Zumal man bei den Mitgliedern weiterhin eine Zunahme verzeichne, vor allem auch von jüngeren Leuten. Aktuell seien rund 150 Menschen in der Ortsgruppe.

Darüber hinaus trage die Hauserweiterung zum „Wir-Gefühl“ im Verein bei. Denn wie schon bei vorausgegangenen Bauvorhaben wolle man möglichst viel in Eigenleistung erbringen. Daher möchten Kiesel und Forster zu den Kosten auch keine Zahlen nennen. Zumal man sich noch einen Zuschuss der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg erhoffe.

Der Verein will sein Veranstaltungsprogramm erweitern

„Mit dem Seminarraum werden wir im ideellen Bereich aber auch unabhängiger von der Gastronomie“, ergänzt Forster, der Verein könne etwa wochenends mehr öffentliche Vorträge anbieten, da man dafür nun nicht mehr nur auf den Gastraum angewiesen sei. Schließlich habe sich der Verein neben dem Umweltschutz noch weitere Tätigkeitsfelder gesteckt: sanfter Tourismus, Sport und Kultur.

Und wann geht es mit dem Anbau los? Auf jeden Fall noch in diesem Jahr, antwortet Forster, zumindest mit der ersten Ausbaustufe, dem Seminarraum. Die Baugenehmigung liege vor, die vergangenen fünf Jahre habe man bewusst als Ansparphase genutzt. Jetzt gelte es, den Zuschuss bei Totto-Lotto zu beantragen. Zudem hoffe man auf Geldspenden von Gönnern, um mit der Hausbetreuerwohnung die zweite Ausbaustufe angehen zu können.

Vom Vorwärts-Waldheim zum Naturfreundehaus

Vorläuferbau: Das Naturfreundehaus, das oberhalb von Weinstadt-Strümpfelbach am Waldrand steht, ist nicht der erste Bau an dieser Stelle. Zuvor war dort von 1932 an das Waldheim des Arbeiterturn– und Gesangvereins Vorwärts, das im Jahr darauf von der NSDAP enteignet und 1937 dem Gaukulturwart Georg Schmückle übereignet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich die Arbeiter, das Haus wiederzubekommen. 1949 erhielten sie es vom Amt für Wiedergutmachung zurück, nachdem es ihnen gelungen war, eine Ortsgruppe der Naturfreunde als Nachfolger des von den Nazis einst verbotenen Arbeitervereins zu gründen.

Neubau: 1953/54 errichteten die Naturfreunde anstelle des Blockhauses einen Neubau: das heutige Naturfreundehaus. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses mehrfach erweitert, zuletzt 1995 durch einen Anbau am Gastraum mit einer großzügigen Glasfront und 1999/2000 durch den Ausbau des Obergeschosses mit zusätzlichen Sanitärräumen und einer Selbstversorgerküche für die Hausgäste.