Marianne Siegle, Dietmar Freund und Miriam Ehret sorgen in der Kleiderkammer für Nachschub an Winterjacken. Foto: Gottfried Stoppel

Der Weinstädter Freundeskreis Asyl hat eine Kleiderkammer im ehemaligen Bleistift-Gebäude in Beutelsbach für Flüchtlinge und sozialschwache Mitbürger eingerichtet. Montagnachmittags ist sie geöffnet.

Weinstadt - Fein säuberlich sind Hemden, Pullover, Hosen, Handtücher und Bettwäsche in Regale eingeräumt, hängen Jacken ordentlich aufgereiht an Kleiderstangen, sind Schuhe nach Größe sortiert. Doch es ist kein gewöhnliches Geschäft, das in die Ladenräume der Ulrichstraße 33 in Weinstadt-Beutelsbach eingezogen ist, in denen zuletzt ein Schreibwarengeschäft war, der Bleistift.

Ein Willkommensplakat begrüßt Hereinkommende in mehreren Sprachen. Ein Zweites erklärt auf Deutsch, Englisch und Französisch, dass man sich gedulden soll, bis man an der Reihe ist. Ähnlich wie in einem Wartezimmer in einer Arztpraxis gibt es dazu links vom Eingang extra einen Bereich mit Stühlen, Zeitschriften, Kinderbüchern und Spielzeug. Der Zugang zu den Waren indes ist durch Tische verstellt. Einfach das Angebot auf eigene Faust nach Brauchbarem durchstöbern geht nicht.

„Wir nehmen uns Zeit für jeden, um ihn individuell zu beraten“, erklärt Marianne Siegle das eigenwillige Entrée. Gemeinsam mit Miriam Ehret, Dietmar Freund und weiteren rund 35 Mitgliedern des Weinstädter Freundeskreises Asyl hat sie die Kleiderkammer eingerichtet, die ansonsten so gar nicht nach einer Kammer aussieht, viel mehr den Eindruck eines Secondhand-Ladens erweckt. Das wolle man indes nicht sein, erklärt Marianne Siegle, zumindest nicht für alle, die eben mal günstig Kleider kaufen wollten. Doch stehe die Kammer auch nicht ausschließlich Flüchtlingen offen. Sozialschwache Mitbürger seien ebenfalls willkommen.

Freundeskreis hat Standort im Ortskern bewusst gewählt

Bedient und beraten wird nur auf Deutsch. Das ist den Ehrenamtlichen wichtig, damit Flüchtlinge Gelegenheit haben, sich die deutsche Sprache anzueignen. Denn die Kammer solle mehr sein als nur ein Ort, um sich Kleider zu beschaffen, sagt Dietmar Freund. „Das Ziel ist es auch, die Menschen aus ihren Unterkünften herauszuholen.“ Daher habe man die Kleiderkammer bewusst nicht bei den Asylunterkünften eingerichtet, sondern mitten im Beutelsbacher Ortskern.

Angefangen den ehemaligen Schreibwarenladen für ihre Zwecke auszustatten, haben die Ehrenamtlichen vor vier Wochen. Die meisten Kleider habe der Jugendgemeinderat bei Sammelaktionen in Weinstadt zusammengetragen, berichtet Ehret, die sich über die „überwältigend große Spendenbereitschaft“ freut. Die Räume habe die Stadt ihnen zur Verfügung gestellt, samt ein paar Regalen darin. Weitere hätten regionale Firmen gestiftet. Für den Mangel an Kleiderständern fanden die Freundeskreismitglieder kreative Lösungen: Obstbaumleitern.

Die zweckentfremdeten Aufstiegshilfen biegen sich unter der Last der zahlreichen Winterjacken durch, die an ihren Sprossen aufgehängt sind. Auch sonst ist das Angebot tatsächlich ziemlich groß. Selbst Gürtel, Sonnenbrillen, Sportbekleidung und Fahrradhelme können für geringe Beträgen erstanden werden.

Für Vorstellungsgespräche kann man Anzüge leihen

Denn umsonst ist nichts – bis auf Anzüge, die man sich für Vorstellungsgespräche ausleihen kann. Die Kundschaft solle sich die Bekleidungsstücke bewusst aussuchen, erklären die Ehrenamtlichen, „aus Respekt vor den Spendern“. Zum Anprobieren gibt es Umkleidekabinen. Der Verkaufserlös werde in die Kleiderkammer reinvestiert, sagt Ehret. Trotz der großen Auswahl bestehe indes immer noch Bedarf. Darüber was aktuell genau benötigt wird, informiere man an einem schwarzes Brett am Laden und auf der Homepage des Freundeskreises. „Denn unsere Lagerkapazitäten sind erschöpft.“

Öffnungszeiten und Spenden

Zeiten
Die Kleiderkammer in der Beutelsbacher Ulrichstraße ist montags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Für Spendenabgaben bitten die Verantwortlichen aber, einen extra Termin zu vereinbaren. Ein Kontakt ist unter dem Link „Unsere Arbeitsgruppen“ auf der Homepage des Freundeskreises Asyl (www.fkasyl-weinstadt.de) zu finden.

Spenden
Was aktuell an Kleidern gebraucht wird, steht ebenfalls auf jener Homepage unter dem Link „Spenden“ . Wer den Weinstädter Ehrenamtlichen zusätzliche Lagermöglichkeiten anbieten will, kann sich an das städtische Liegenschaftsamt (0 71 51/69 33 03) wenden.