Auf drei Hektar Fläche haben Fabian Rajtschan und seine Helfer Trauben gelesen. 70 Prozent des Bestandes sind Rotwein-, 30 Prozent Weißweinreben. Foto: Chris Lederer

In einer Serie begleiten wir den Weinbauer Fabian Rajtschan bei seiner Arbeit im Wengert. Heute: die Weinlese. Durch Schädlinge hat er hohe Ertragsverluste verzeichnen müssen, der Qualität schadet das keineswegs.

Feuerbach - Am Sonntag haben Fabian Rajtschan und sein Helferteam zum letzten Mal in diesem Jahr Trauben gelesen. „Der Riesling kam zum Schluss dran. Jetzt ist die Weinlese abgeschlossen“, sagt der Weinbauer. Losgegangen war das Traubenernten schon am 18. September – laut Rajtschan etwa zwei Wochen früher als normalerweise. Grund hierfür waren das warme Frühjahr und die frühe Rebblüte Anfang Juni.

Aufstehen vor den Schädlingen

Die Hauptlese war innerhalb einer Woche abgeschlossen. Oft bis zum Einbruch der Dunkelheit seien zehn bis 30 Lesehelfer am Lemberg im Einsatz gewesen. „Wegen der Kirschessigfliege mussten wir schnell sein“, erklärt der 28-Jährige. Der Schädling, der aus Südostasien seinen Weg nach Europa gefunden hat und dieses Jahr zum ersten Mal im Schwäbischen angekommen ist, hat die Weinbauern der Region in Atem gehalten. Fabian Rajtschan schätzt, dass er durch den Befall der Kirschessigfliege ein Drittel seines Ertrags verloren hat. Er hat ausgerechnet, dass er dieses Jahr durchschnittlich etwa 50 Kilogramm Trauben pro Ar geerntet hat, „das ist sehr wenig“. Nicht alle Rebsorten waren gleichermaßen betroffen, besonders hoch sei der Verlust beim Trollinger und Dornfelder gewesen.

Ein toller Jahrgang in kleiner Menge

„Der Frust war echt groß“, sagt Rajtschan. Sowohl für ihn als auch für die Lesehelfer sei die Arbeit im Weinberg belastend und aufwendig gewesen. „Wir mussten jede Traube in die Hand nehmen und befallene Beeren einzeln rauspicken.“ Für ihn als Weinbauer sei besonders deprimierend gewesen, dass der Großteil des Jahres optimal verlaufen und bis vor Kurzem noch mit hohem Ertrag zu rechnen gewesen sei. Doch inzwischen habe er sich mit der Situation arrangiert: „Wenn ich die ersten Jungweine probiere, sind die toll. Die Menge ist halt geringer. Aber ich denke, es wird trotzdem ein ordentlicher Jahrgang.“

Für das kommende Weinjahr hofft Rajtschan, dass die Weinbauberatung eine Strategie entwickelt, um den Schädling in den Griff zu bekommen. Auch ein kalter Winter könne helfen. Außerdem werde er Netze aufspannen, die Vögel, Wespen und Mäuse davon abhalten sollen, die Beeren anzufressen. Dann werde der Schädling hoffentlich weniger angelockt.

Wein ist ihr lieb gewonnenes Hobby

Rainer Nestele und seine Frau gehören seit einigen Jahren zu den Lesehelfern. „Wir trinken gerne Wein, das ist unser Hobby“, sagt er. Als Feuerbacher hätten sie die Entwicklung des jungen Weinbauers von Anfang an mitverfolgt. „Als er mit dem Studium angefangen hat, hat man einen großen Qualitätssprung gemerkt“, sagt Nestele. Für die Hilfe im Weinberg hat das Paar extra Urlaub genommen. Zwar sei die Arbeit am Steilhang anstrengend, „aber es macht großen Spaß. Zwischen den Reben entwickeln sich nette Unterhaltungen.“ Besonders lustig sei es beim gemeinsamen Essen und Zusammensitzen nach getaner Arbeit. Für Nestele steht fest: „Wir sind nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“