In Wilhelms Stuttgarter Hofkammer wurden 1822 erstmals rote und weiße Trauben getrennt ausgebaut. Foto: dpa

Kathrin Haasis hat auf der Burg Hohenzollern ein Souvenir gefunden, das kein Württemberger ist. Der Wein ist höchstens Mitbringsel, er schmeckt leider wie Feudalismus.

Stuttgart - Für einen besseren Württemberger Wein hat der König persönlich gesorgt: In Wilhelms Stuttgarter Hofkammer wurden 1822 erstmals rote und weiße Trauben getrennt ausgebaut. In den meisten Weinbergen des Landes stand bis dahin ein gemischter Satz – rote und weiße Trauben durcheinander, die zusammen gekeltert wurden. Es waren Sorten, die einen hohen Ertrag brachten und die viel zu früh gelesen wurden, um eine Missernte zu vermeiden. Jahrhundertelang überließ die Oberschicht die Traubenproduktion den Bauern. Diese Arbeitsteilung konnte kein gutes Ergebnis liefern, weshalb Württemberg als Weinbauregion ewig Gebieten wie dem Moseltal oder dem Rheingau hinterherhinkte, wo sich die Adligen mehr um ihre Tropfen kümmerten.

Auf der Burg Hohenzollern fallen die königlichen Bemühungen allerdings geringer aus: Sie gehört nur zu gewissen Teilen der schwäbischen Linie aus Sigmaringen, die Preußen haben dort die Oberhand. Und Georg Friedrich, der aktuelle Chef des Hauses, hat das Terrain weinmäßig seinem Verwandten Franz-Friedrich Prinz von Preußen überlassen. In Rheinhessen werden in seinem Namen Weine produziert. Einen Dornfelder verkauft er unter dem Schmuck der Hohenzollernkrone und dem Etikett der württembergischen „Burg Hohenzollern“. Der Wein ist höchstens Souvenir, er schmeckt leider wie Feudalismus: Ein bisschen süß wie der blaublütige Glamour, aber dann nur noch bitter und extrem sauer.

Das Urteil der StZ-Weinrunde: Harald Beck Nun ja, wer unbedingt ein Mitbringsel von der Burg da oben braucht, möge eine Flasche mitnehmen. Aber bitte in der Hoffnung, dass der Beschenkte diese als Deko fürs Wohnzimmer nutzt und nicht als vermeintliches Genussmittel.

Holger Gayer Diese Flüssigkeit besteht hauptsächlich aus Säure, die gepaart ist mit Auszügen von Traubensaft, der ein kräftiges Käsearoma aufweist. Wie jemand auf die Idee kommen kann, so etwas für 14 Euro anzubieten, ist mir schleierhaft.