Vom Weinberg werden nur noch Restflächen genutzt, der verwildernde Hang bietet einen tristen Anblick. Foto: Georg Linsenmann

Der Hedelfinger Bezirksbeirat ist für eine Wiederbelebung des Weinbaus an der Hohen Halde.Voraussetzung ist allerdings eine verbesserte Zugänglichkeit und eine wenigstens teilweise Bewirtschaftung mit handlichen Maschinen.

Hedelfingen - Als im Jahr 2010 das städtische Programm zur Sanierung der Steillagen aufgelegt wurde, sollte das Gewann Hohe Halde zum Pilotprojekt werden. Dann aber ist das älteste Weinbau-Areal von Rohracker, dessen einschlägige Nutzung bereits im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt wird, aus dem Blick geraten. Inzwischen werden nur noch Restflächen genutzt, weshalb der verwildernde Hang einen tristen Anblick bietet. Junge Freizeit-Wengerter der Weingärtnergenossenschaft Rohracker wollen die Steillage aber neu kultivieren. So nimmt deren Rückgewinnung für den Weinbau neu an Fahrt auf. Die entsprechenden Pläne wurde nun in der Sitzung des Bezirksbeirates vorgestellt.

Voraussetzung für eine Wiederbelebung des Weinbaues an der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Hohen Halde ist allerdings eine verbesserte Zugänglichkeit und eine wenigstens teilweise Bewirtschaftung mit handlichen Maschinen. Dazu hat das Tiefbauamt verschiedene Varianten geprüft, die Klaus Hofmann, Leiter der Bauabteilung, vorstellte. Erwogen wurde demnach zunächst, den Hang von oben, über die Rosengartenstraße zu erschließen. Weil dabei aber ein Höhensprung von vier Metern zu bewältigen wäre, würde die nötige Baumaßnahme „enorm in den Hang einschneiden“, wie Hofmann sagte. Zudem würde dies 400 000 Euro kosten. Eventuelle Probleme mit dem Naturschutz mal außen vorgelassen.

Ein bereits vorhandener Weg wäre eine Alternative

Als Alternative biete sich der Zugang „über einen bereits vorhandenen Weg im Tal an, der bereits befahrbar ist“. Die Kosten für dessen Ertüchtigung bezifferte Hofmann auf 100 000 Euro. Der Haken: Der Großteil befindet sich in städtischem Besitz, ein Mittelstück ist privat. Hofmann plädierte für den Erwerb durch die Stadt.

Für den Zugang von unten sprach sich auch Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, Sachgebiet Landschaftsplanung, aus. Zudem ließe sich ein verbuschter Mittelweg im Hang richten. Einigen Aufwand würde aber auch der Wiederaufbau der Trockenmauern erfordern: „Das Problem ist, dass wir dafür keine Finanzierung haben, denn das Budget dafür ist für die nächsten fünf Jahre ausgebucht“, stellte Maier fest. Er tendiere deshalb dafür, „eine Finanzierung als Sonderprojekt über den nächsten Haushalt“ zu beantragen. Nun sei es wichtig, „dass wir dafür ein Votum von Ihnen haben“.

Erhalt einer uralten Kulturlandschaft

Das war die leichteste Übung des Abends, wobei zunächst Manfred Kanzleiter das Wort erteilt wurde. Der Alt-Stadtrat hatte sich 2010 maßgeblich für den Weingau im Gewann eingesetzt. Nun meinte er: „Ich freue mich, dass wir jetzt an dem Punkt sind, wo wir mit einer realistischen Möglichkeit in die Zukunft schauen können“. In seinem Plädoyer zur Ergreifung dieser Chance betonte Kanzleiter zwei Aspekte: Zum einen, die Bereitschaft der Rohracker Wengerter zur Bewirtschaftung, zum anderen den „Erhalt einer uralten Kulturlandschaft, und das ist von öffentlichem Interesse“.

Dies hob auch Eberhard Schweizer (Grüne) hervor. Er plädierte für „schrittweises Vorgehen“: Ausbau des Talweges samt Pflege des schmalen Bachlaufes: „Da haben alle was davon.“ Den Querweg könne man freimachen „ohne dass das tipptopp ist“. Schließlich als Drittes ein kleiner Zugang von oben über einen Fußweg. Vehement widersprach Ilse Bodenhöfer-Frey der Erwägung von Fritz Currle das Areal einzuzäunen und zur Beweidung freizugeben. Karin Kaiser (Freie Wähler) warf ein: „Wir haben engagierte junge Leute, die den Hang nutzen wollen. Es geht darum, ein Eck von Stuttgart zu retten, dass sehr erhaltenswert ist.“ Schließlich stimmte das Gremium einstimmig für den Antrag, die Hohe Halde von unten her zu erschließen.