Im Jahr produziert Fabian Rajtschan bis zu 15 000 Flaschen Rebensaft. Zurzeit bietet er dreizehn verschiedene Weine an. Foto: Leonie Schüler

In einer Serie begleiten wir das Jahr über den Weinbauer Fabian Rajtschan. Letzter Teil: die Vermarktung.

Feuerbach - Das ganze Jahr über steht Fabian Rajtschan in den Weinbergen und hegt und pflegt seine Reben mit dem einen Ziel vor Augen: ein gutes Tröpfle zu produzieren. „Ich stehe für trockene Weine, die intensiv schmecken und lange im Gaumen bleiben“, beschreibt der 28-Jährige seine Marke. Seine Spezialität sind schwere Rotweine wie Lemberger und Dornfelder, neu angepflanzt hat er auch Merlot, Cabernet Franc, Zweigelt und St. Laurent. Die dreizehn verschiedenen Weinsorten, die er erzeugt, hat er in die Linien Wind, Regen, Boden und Sonne aufgeteilt. Sie stehen jeweils für einen bestimmten Geschmackstypus. Rajtschans Etiketten sind zu seinem Markenzeichen geworden: „70469R!“ prangt auf jeder Flasche und verbindet die Feuerbacher Postleitzahl mit dem Familiennamen, das Ausrufezeichen zeigt: Hier bin ich!

Die rund 10 000 Liter Wein, die Rajtschan pro Jahr erzeugt, vertreibt er derzeit vor allem in und um Feuerbach. Neben dem samstäglichen Verkauf im familieneigenen Besen an der Schenkensteinstraße 20 bieten auch ein paar örtliche Läden seinen Wein an. Einige Restaurants in Feuerbach und Weilimdorf sowie ein Lokal am Flughafen schenken ebenso den am Lemberg gereiften Rebensaft aus. Eine weitere Verkaufsstelle ist das Weinbaumuseum Stuttgart. In der Ausstellung wird Rajtschans Betrieb neben einem guten Dutzend anderen regionalen Weinbauern vorgestellt. In der angegliederten Vinothek wird jeden Monat ein Wein des Feuerbachers ausgeschenkt und verkauft.

Der Besen muss vorerst geschlossen bleiben

Fester Bestandteil des Vertriebs ist der Ausschank in der Besenwirtschaft „dr’ Emil“, die nach Rajtschans Uropa Emil Weischedel benannt ist. Im Frühjahr und im November, wenn das Kellerlokal einige Wochen geöffnet wird, packt die gesamte Familie mit an: Die Eltern wechseln sich in der Küche ab, die Oma kocht das Sauerkraut, die Mutter backt den Apfelstrudel und im Service helfen der Onkel, die Geschwister und die Freundin mit. „Wir freuen uns jedes Mal drauf, sind dann aber auch froh, wenn es wieder rum ist“, sagt Rajtschan über die anstrengende Besenzeit. Toll sei für ihn, dass er dann direkten Kontakt zu den Kunden hat. Ausgeschenkt werden alle seine Weine, vom leichten Trollinger bis zu dem im Barriquefass gereiften Dornfelder. Einen minderwertigen Besenwein gibt es bei Rajtschan nicht. „Ich verkaufe nur, was mir auch schmeckt. Niemand will im Besen schlechten Wein trinken“, sagt der 28-Jährige. Zu schaffen macht ihm, dass „dr’ Emil“ diesen November geschlossen bleiben muss, da das Baurechtsamt den zweiten Fluchtweg als zu klein befunden hat. „Wir hoffen, dass wir zu Fasching wieder öffnen können.“

Auch Feuerbacher Veranstaltungen wie das Kelterfest, der Höflesmarkt oder das Weinerlebnis stehen fest in Rajtschans Kalender, um sich im Stadtbezirk zu zeigen. Darüber hinaus sucht der Weinbauer stets nach Möglichkeiten, um sein Produkt einem überregionalen Publikum zu präsentieren. „Mein Hauptaugenmerk ist zwar die Region, aber der Markt hier ist begrenzt. Deshalb möchte ich aus dem Anbaugebiet rausgehen und auch anderswo auf mich aufmerksam machen“, sagt Rajtschan. Er denkt dabei an Städte wie München oder Berlin, in denen es keinen regionalen Weinanbau gibt. Verstecken müsse er sich mit seinem Wein schließlich nicht, meint der 28-Jährige und lacht. Der Beweis hängt unverkennbar im Besen: Eine Urkunde als bester Jungwinzer Württembergs, die er jüngst vom Weinbauverband Württemberg verliehen bekommen hat. Als Gewinner darf er im Januar seinen Wein auf der Landwirtschaftsmesse Internationale Grüne Woche in Berlin präsentieren. „Ich möchte die Welle des Jungwinzerpreises nutzen, um Kontakte zu knüpfen und auf meinen Wein aufmerksam zu machen.“