Platzverhältnisse wie diese gibt es offenbar nicht nur bei der SG Weilimdorf. Die Fußballer der SG hoffen dank des Bürgerhaushalts aber auf Abhilfe. Foto: Archiv Bergmann

Vier Anliegen aus Weilimdorf landen im Stuttgarter Bürgerhaushalt weit vorne. Insgesamt 130 Vorschläge werden nun von der Verwaltung geprüft.

Weilimdorf - Bei den Fußballern der SG Weilimdorf ist die Freude groß: „Wir sind total happy“, sagt der Abteilungsleiter Dirk Hoppmann. Ihre Forderung nach einem Kunstrasenplatz landete im Bürgerhaushalt auf dem vierten Platz. 2032 Stuttgarter haben dafür ihre Stimme abgegeben, entweder online oder per Unterschrift.

Den Wunsch nach einem neuen Sportplatz hegen offensichtlich Fußballer im ganzen Stadtgebiet: Insgesamt 13 Vorschläge hatten einen Kunstrasenplatz zum Ziel, vier davon schafften es auf die Liste derer, die von der Verwaltung geprüft werden. Davon bekam das Anliegen der SG Weilimdorf die mit Abstand meisten Stimmen – auch dank eifriger Unterschriftensammler.

Die Jugendmannschaften seien dazu mehrmals auf den Löwen-Markt gegangen, hätten aber auch bei den Heimspielen unter den Zuschauern und Gastmannschaften gesammelt, berichtet Dirk Hoppmann. Unterm Strich seien so etwa 1700 Unterschriften zusammengekommen. Das ist der Großteil der insgesamt gut 2000 Stimmen, die der Vorschlag erhalten hat.

Der Vorschlag wurde 2013 schon einmal eingereicht

Schon beim Bürgerhaushalt 2013 hatten die Fußballer der SG Weilimdorf ihr Glück versucht. Damals fand ihr Anliegen allerdings nur 321 Unterstützer – das entspricht ungefähr der Anzahl der in diesem Jahr online abgegebenen Stimmen. „Dieses Mal haben wir versucht, mit werbewirksamen Aktionen direkt auf die Leute zuzugehen“, sagt Hoppmann. Und dieses Konzept ging offensichtlich auf.

Auch Edeltraud John hat sich am Bürgerhaushalt beteiligt. Die Forderung des Vereins Pro Alt-Weil nach einer schnellen Sanierung des alten Schul- und des alten Rathauses in Weilimdorf landete mit 533 Unterstützern auf Platz 86. Dafür hat der Verein auch auf dem Löwen-Markt Unterschriften gesammelt: „Gerade die älteren Leute waren froh, dass sie mit unserer Unterstützung das Formular ausfüllen konnten“, berichtet John. Die Vorsitzende von Pro Alt-Weil weist darauf hin, dass man für die Unterschriftenaktion etwas Geld und viel Zeit investieren müsse – Zeit, die sie als Ruheständlerin zum Glück gehabt habe. Sie glaubt, dass mitgliederstarke und gut vernetzte Vereine die besten Chancen auf eine gute Platzierung haben. Die älteren Generationen werden ihrer Meinung nach beim Bürgerhaushalt benachteiligt, das Online-Verfahren stelle für viele eine Hemmschwelle dar: „Viele der Älteren haben noch nicht einmal eine Mail-Adresse, die für die Teilnahme benötigt wird“, sagt Edeltraud John.

Auch die Ringer der SG Weilimdorf waren aktiv

Von der SG Weilimdorf hat es noch eine weitere Abteilung unter die Top Ten des Bürgerhaushalts geschafft: Aus den Reihen der Ringer wurde der Wunsch nach einer neuen Sporthalle eingereicht. Und auch dafür wurde der größte Teil der 1722 Stimmen, die Platz sieben bedeuten, nicht online abgegeben: „Wir haben rund 1500 Unterschriften gesammelt“, erzählt der Abteilungsleiter Peter Vogt. „Wir sind aktiv auf die Bevölkerung zugegangen, an Kindergärten, an Schulen und in Vereinen.“

Und noch ein vierter Weilimdorfer Vorschlag landete unter den besten Hundert: die Forderung nach kostenlosem Sprachunterricht für Zuwanderer. Warum dieses Anliegen, das sich auf das ganze Stadtgebiet bezieht, Weilimdorf zugeordnet wurde, weiß der Leiter der städtischen Haushaltsabteilung Bernhard Schwaderer nicht: „Das ist wahrscheinlich durchgerutscht.“ In Bezug auf das Beteiligungsverfahren kann er aber die Bedeutung der gesammelten Unterschriften bestätigen: Bevor die Formulare und Listen eingegeben wurden, sei die Reihenfolge unter den Top-Vorschlägen noch eine ganz andere gewesen, so Schwaderer.

130 Vorschläge aus dem Bürgerhaushalt werden jetzt von der Verwaltung geprüft und beurteilt. Die Entscheidung darüber, was letztlich umgesetzt wird, liegt dann beim Gemeinderat. Deswegen ist auch Dirk Hoppmann klar: „Wir haben mit dem vierten Platz noch nichts gewonnen.“