Die Zeilenhäuser sollen durch Querriegel verbunden werden. Eine massive Nachverdichtung, gegen die sich wegen der erwarteten Zunahme des Verkehrs Widerstand regt. Foto: Linsenmann

Der Bezirksbeirat fordert für die Nachverdichtung in der „Postsiedlung“ ein Verkehrskonzept.

Weilimdorf - Ganz schön locker, wie die sieben Zeilenbauten am Molchweg platziert sind. Mit soviel Luft und Freiraum wohnt sich nur selten in der Stadt. Wobei hier noch die idyllische Lage direkt am Waldrand hinzukommt, dessen Zugänglichkeit direkt von den Geschossbauten her durch die aktuelle Durchforstung wieder hergestellt wurde. Kein Wunder, dass angesichts der angespannten Lage am Wohnungsmarkt gerade hier die Idee sprießt, per Nachverdichtung zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Zumal die fast 60 Jahre alten Bauten der „Postsiedlung“ sichtbar in die Jahre gekommen sind und der „Grünraum“ dazwischen kaum noch über den Status von Wiesen hinausreicht.

Schön am Waldrand

Die Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg als Eigentümerin des Areals und der Gebäude will an dieser Stelle nun nicht kleckern, sondern eher klotzen – und dabei die Zahl der Wohneinheiten mehr als verdoppeln: von 76 auf 160. Modernisieren, aufstocken und neu bauen ist dabei der Dreiklang des Vorhabens. Ein großer Schritt ist schon der geplante Abriss von drei kleineren Häusern, östlich der Zeilenbauten am Molchweg. Sie sollen durch einen Neubau mit integrierter Kindertagesstätte für drei Gruppen ersetzt werden. Dort soll auch eine Tiefgarage entstehen. Der entscheidende Eingriff in den Charakter der Siedlung geschieht jedoch durch den Plan, die sechs am Molchweg liegenden, langgestreckten Bauten im Zugangsbereich mit drei „Querriegeln“ jeweils paarweise zu verknüpfen.

Nicht zuletzt daran entzündete sich der Widerspruch im städtebaulichen Gestaltungsbeirat der Stadt (GBR). Bauherrschaft und Planer wurden deshalb aufgefordert, „nochmals die städtebaulichen Qualitäten des Bestands zu analysieren“. Diese sieht der GBR „in der lockeren Zeilenbebauung mit ihrer Durchlässigkeit zum Waldrand und im augenscheinlich wertvollen Baumbestand am Molchweg“. Dieser Charakter werde durch den „Umfang der Nachverdichtung nachhaltig verändert“. Gleichwohl wird die Intensität der Nachverdichtung auf dem Areal für realisierbar gehalten. Diese sei aber „nur vertretbar, wenn auch städtebauliche Qualitäten bewahrt bleiben“. Angeregt wird deshalb eine „flächige Umverteilung der Baumasse oder eine punktuelle Erhöhung an geeigneter Stelle im Quartier“, um so „mehr Lockerheit und mehr Bezug zur Hangkante und zum Wald“ zu erreichen.

Erhöhte Verkehrsaufkommen

Gegen die Art der Nachverdichtung regt sich auch bei Anliegern auf der gegenüberliegenden Seite der Straße Widerstand. Eine Initiative hat so bereits 80 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Sie richten sich nicht prinzipiell gegen eine Nachverdichtung, sondern gegen das befürchtete „erhöhte Verkehrsaufkommen“. Etwa im Bereich der geplanten Kita und gegen „erheblichen Parkplatzsuchverkehr in der gesamten Landsiedlung“.

Just über diese Thematik kam das Vorhaben nun auf die Tagesordnung des Bezirksbeirates: Per Anfrage will die CDU Auskunft darüber erlangen, „mit wie viel zusätzlichem Verkehr durch das Bauvorhaben zu rechnen“ sei. Für „zwingend notwendig“ erachtet wird „eine daraus resultierende Planung“. Jürgen Lehmann (CDU) forderte so in der Sitzung ein „sinnhaftes Verkehrskonzept“. Bezirksvorsteherin Ulrike Zich versicherte, dass es „bereits ein Verkehrsgutachten“ gebe, über das Auskunft zu erlangen sei. Zudem betonte sie, dass der GBR den Bauherrn „mit erheblichen Hausaufgaben zur Nachbesserung“ betraut habe: „Das Projekt ist also so noch nicht beschlossen“, sagte Zich. Schließlich stimmte das Gremium einstimmig für die Anfrage.