Frank Wendelstorf (l.) übergibt Steffen Pfeiffer das Tablet, mit dem der Wasser-Aktivist von seiner Wanderung berichten wird. Foto: Braun

Um für das Recht auf Wasser zu werben, wandert Steffen Pfeiffer über drei Kontinente. Auf seiner Internetseite berichtet er regelmäßig über sein Abenteuer und sammelt Spenden für sein Anliegen.

Weilimdorf - Am Freitag, 15. Mai, ist Steffen Pfeiffer zu einer Wanderung aufgebrochen, die es so wohl noch nie gegeben hat. Er wird in den nächsten drei Jahren auf Pilgerwegen vom Nordkap nach Mekka wandern – und anschließend auch wieder zurück. Seine Route führt ihn durch 32 Länder. Dabei wird er voraussichtlich mehr als 30 000 Kilometer zurücklegen. Mit seiner Wanderung möchte er auf das Menschenrecht auf Trinkwasser aufmerksam machen und Spenden für die Stiftung „Water is Right“ sammeln. Diese macht sich weltweit für den Zugang zu sauberem Wasser stark.

Dafür hat Pfeiffer eine Internetseite eingerichtet, auf der sich sich seine Pilgerreise verfolgen lässt. Gleichzeitig werden dort Spenden gesammelt. Technische Unterstützung bekommt er vom Telekommunikations-Unternehmen Vodafone, das ihn mit einem Tablet-Computer samt Internet-Flatrate für die gesamte Dauer der Wanderung ausgestattet hat. Bei der Übergabe des Geräts in der Weilimdorfer Niederlassung zeigte der Leiter des Geschäftskundenvertriebs von Vodafone, Frank Wendelstorf, großen Respekt vor den Plänen Pfeiffers. Es sei ihm eine Freude, „dass wir hier mit bescheidenem Aufwand Gutes tun können“, schließlich sei es „keine Raketenwissenschaft, die wir zur Verfügung stellen“.

Pilgern als mentales Gegenkonzept

Pfeiffers Wasser-Marsch hat eine längere Vorgeschichte: Der 48-Jährige stammt aus Freiberg am Neckar, hat in Korntal Restaurantfachmann gelernt und zuletzt als Finanzberater gearbeitet. Nachdem ihn 2010 ein Burn-out aus der Bahn geworfen hatte, machte sich Pfeiffer auf Schusters Rappen auf den Weg nach Spanien. Während seiner Wanderung durchquerte er auch die Pyrenäen. Dort seien ihm die zahlreichen Brunnen entlang des Jakobswegs aufgefallen, aus denen sich die Pilger mit Trinkwasser versorgen konnten – gewissermaßen sein Erweckungserlebnis.

2013 war er erstmals unterwegs, um für freien Zugang zu sauberem Wasser zu demonstrieren. „Das Pilgern ist für mich ein friedliches und mentales Gegenkonzept“, sagt Pfeiffer. Auf dem Weg vom Nordkap nach Spanien sammelte er Unterschriften gegen die Privatisierung des Trinkwassers. Im vergangenen Herbst lernte er den Musiker Rolf Stahlhofen kennen, der mit seiner Stiftung ganz ähnliche Ziele verfolgt. Die Idee zur längsten Pilgerreise der Welt war geboren.

40 Paar Schuhe für 30 000 Kilometer Fußmarsch

Seine Planung sieht vor, täglich etwa 30 Kilometer zurückzulegen. Ungefähr 40 Paar Schuhe wird er dafür brauchen. Zu Ostern 2016 möchte er in Santiago de Compostela sein. Seinen 50. Geburtstag im September 2016 wird er voraussichtlich irgendwo zwischen Wien und Rom feiern. Auf ein Ende seiner Reise hat sich Pfeiffer auch schon festgelegt: „Da ich leider schon die goldene Hochzeit meiner Eltern verpasse, möchte ich spätestens zum 80. Geburtstag meines Vaters im Juni 2018 wieder da sein.“

Bis dahin hat er noch mehr als 30 000 Kilometer Fußmarsch vor sich. Bei der Planung seiner Route habe er sich an Pilgerwegen orientiert – allerdings eher aus pragmatischen denn aus religiösen Gründen. „Religiös zu sein, ist sekundär“, sagt Pfeiffer. Ein gesunder Glaube sei viel wichtiger. In Rom möchte Pfeiffer Papst Franziskus treffen, in Mekka den Imam. Dafür ist er sogar extra zum Islam konvertiert. Den Koran hat er im Gepäck.

Ungefähr 25 Kilogramm wiegt sein Rucksack, eingepackt wird nur das Nötigste. „Luxus bedeutet bei mir gleich mehr Gewicht auf dem Rücken“, sagt Pfeiffer. Als Schwabe möchte er während der nächsten drei Jahre aber auf eines nicht verzichten: auf handgeschabte Spätzle. Deswegen ist auch ein Spätzlebrett in seinem Reisegepäck. Und nicht nur das: „Ich habe das Rezept für Spätzle in zwölf Sprachen dabei“, erzählt er lachend. Der Wasser-Läufer pilgert also in doppelter Mission.