Personelle Querelen bei der Stuttgarter AfD: Nach Stefan Gromers Rücktritt ist unklar, wer künftig für die Partei im Weilimdorfer Bezirksbeirat sitzt. Foto: dpa

Stefan Gromer tritt als Bezirksbeirat und stellvertrender Sprecher des AfD-Kreisverbands zurück und verlässt die Partei. Auslöser dafür ist eine Kooperation des AfD-Regionalrats Korneffel mit den Republikanern.

Weilimdorf - Noch bevor die Weilimdorfer Bezirksbeiratssitzung richtig begonnen hatte, sorgte Stefan Gromer, der Vertreter der AfD, für den ersten Paukenschlag. Er verkündete mit sofortiger Wirkung seinen Rückzug aus dem Gremium und auch aus der Partei. Momentan sei es so, dass in der AfD rechtes Gedankengut geäußert werde und die Partei einen Weg finden müsse, damit umzugehen, begründete Gromer seinen Schritt: „Ich persönlich bin nicht bereit, die Partei auf diesem Weg zu unterstützen.“ Sprach’s und räumte seinen Platz im Weilimdorfer Ratssaal für seinen Stellvertreter Frank Ebel.

Im Gespräch mit der Nord-Rundschau erläutert Gromer, dass er im Mai 2014 trotz einiger Vorbehalte in die AfD eingetreten sei, da ihn das Programm zur Kommunalwahl total überzeugt habe. Von Anfang an sei für ihn aber klar gewesen, dass sich die AfD nach rechts abgrenzen müsse: „Damals habe ich eine Richtschnur für mich definiert, wann ich die Partei verlasse.“ Konkret nennt Gromer die aktuelle Entwicklung in der Regionalversammlung als Auslöser für seine Entscheidung. Dort hatte der Zuffenhäuser AfD-Regionalrat Burghard Korneffel jüngst bekannt gegeben, künftig mit dem Republikaner Ulrich Deuschle zusammenzuarbeiten.

„Ich habe immer gesagt, dass ich mit rechtsaußen nichts zu tun haben will“, sagt Gromer. Diesen Standpunkt habe er auch im Kreisverband klargemacht, als die Kooperation mit den Republikanern Thema war. Dort habe ihn nicht nur die Position Korneffels gestört, sondern auch, dass dessen Zusammenarbeit mit den Republikanern von Teilen seiner Partei, unter anderem von AfD-Stadtrat Heinrich Fiechtner, goutiert worden sei. Für ihn sei es deshalb nur konsequent, aus der Partei auszutreten und seine Abberufung als Bezirksbeirat zu beantragen, so Gromer.

Die anderen AfD-Mandatsträger im Stuttgarter Norden wollen weitermachen

Das kommt für AfD-Stadtrat Bernd Klingler nicht in Frage. Er ist selbst erst Anfang des Jahres nicht ganz geräuschlos von der FDP zur AfD gewechselt und sagt, er habe dort seinen Platz gefunden. „Wir stehen in der Mitte des politischen Spektrums“, so Klingler. Er sieht keine Schnittmengen zu den Republikanern. Allerdings gebe es ein paar wenige in der Partei, denen die Abgrenzung nach rechtsaußen schwerfalle, daher verstehe er Gromers Schritt.

Auch für Roland Schmid, der als stellvertretender Bezirksbeirat die AfD im Feuerbacher Gremium vertritt, kommt ein Rückzug „ganz sicher nicht“ in Betracht: „Ich will dabei bleiben und mitmachen“, auch wenn die AfD derzeit allen Mitgliedern Bauchschmerzen bereite. „Der Herr Korneffel ist für mich kein Thema“, sagt Schmid. Ähnlich wie Fiechtner habe der Regionalrat keine Basis in der Partei. Die Linie der AfD sei, nicht mit den Republikanern zusammenzuarbeiten.

Sehr wohl ein Thema ist der Herr Korneffel hingegen für die Zuffenhäuser AfD-Bezirksbeirätin – sie ist mit ihm verheiratet. So überrascht es auch nicht, dass Lidia Korneffel einen Rückzug aus dem Gremium ausschließt: „Selbstverständlich mache ich weiter.“ Ihr Mann war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Der Kreisverband will nicht mit den REPs in Verbindung gebracht werden

In Botnang sitzt Karl-Friedrich Hotz für die AfD im Bezirksbeirat. Er ist zudem Sprecher des AfD-Kreisvorstands und bestätigt: „Wir haben derzeit personelle Querelen im Kreisverband.“ Das Verhalten Korneffels habe dem ganzen Kreisvorstand gestunken, schließlich wolle man keine Nähe zu den Republikanern. Er schätzt den Regionalrat aber „nicht als rechts ein, sondern als Querkopf“. Dennoch habe er Verständnis für Gromers Rücktritt, den er zutiefst bedauere.

Wer die AfD im Weilimdorfer Bezirksbeirat künftig vertritt, ist derweil noch unklar. Für Gromers Stellvertreter Frank Ebel ist es generell denkbar, dass er das Amt dauerhaft übernimmt. Er sei „aber auch vollkommen einverstanden, wenn das jemand anders macht“. Laut Karl-Friedrich Hotz ist noch keine Entscheidung gefallen: Der Kreisvorstand schaue jetzt in Ruhe, ob sich aus der Weilimdorfer Bezirksgruppe jemand dafür eigne.