Der Ludwigsburger Barock-Weihnachtsmarkt ist bei vielen Besuchern beliebt – bei wie vielen, darüber gibt es keine Schätzungen Foto: StN

Die Stadt Ludwigsburg ist zurückhaltend mit Zahlen. Kosten für den Unterhalt von Gebäuden oder Daten zu Großveranstaltungen bleiben oft ungewiss. Das ist in anderen Städten der Region anders – wie am aktuellen Beispiel des Themas Weihnachtsmarkt deutlich wird.

Ludwigsburg - Die Liste der Fälle geringer Zahlenverliebtheit der Stadt Ludwigsburg ist lang. Der finanzielle Aufwand für die MHP-Arena zum Beispiel bleibt undurchsichtig – erst recht, seitdem diese als Eigenbetrieb geführt wird. Zur Bilanz des neuen Parkkonzepts in der Oststadt wurden lediglich grob geschätzte Zahlen präsentiert – explizit ohne Garantie auf Belastbarkeit.

Beim Thema Weihnachtsmarkt sollen die Kosten und die Besucherzahlen nach Angaben der Stadtverwaltung nicht ermittelbar sein. Beim Pressetermin zum Auftakt der imageträchtigen Großveranstaltung wurde zwar viel über das schöne Ambiente, die Vielfalt der Angebote und die barocke Großzügigkeit der Budenanordnung gesprochen. Doch sobald Fragen nach den Ausgaben der Stadt, den Standgebühren und der erwarteten Besucherzahl kamen, wichen die Repräsentanten der Stadtverwaltung aus. Die Kosten könne man nicht beziffern, weil man auch viele Einnahmen habe, die Höhe der Standgebühren wolle man nicht preisgeben, die Zahl der Besucher sei nicht ermittelbar, hieß es. „Wir können ja niemanden hinstellen, der die Gäste zählt“, erklärte Martin Boy, der Veranstaltungsleiter der städtischen Tochter Tourismus und Events. Das machen andere Städte auch nicht. Gleichwohl findet man dort Mittel und Wege, um sich einer wahrscheinlichen Zahl zu nähern – und sich entsprechend vorzubereiten. In Esslingen werden Berechnungen angestellt, die auf den Kriterien Flächengröße, Parkhausbelegung und Anzahl von Reisebussen beruhen: „Wir haben immer etwa eine Million Besucher“, sagt Michael Metzler, Geschäftsführer der Stadtmarketing und Tourismus. Auch in Stuttgart werden Größenordnungen ermittelt: Man zählt Reisebusse sowie Besucher an bestimmten Punkten – und kam für den Weihnachtsmarkt 2013 auf rund vier Millionen Gäste.

Auch in puncto Kosten ist man anderswo auskunftsfreudiger. In Bietigheim-Bissingen weiß Stadtsprecherin Anette Hochmuth aus dem Stehgreif, dass der zehntägige Sternlesmarkt die Stadt 85 000 Euro kostet, zuzüglich 25 000 Euro für Beleuchtung. Besigheim muss für zwei Tage Weihnachtsmarkt nach eigenen Angaben 2700 Euro zahlen. In Esslingen wird für Weihnachts- und Mittelaltermarkt eine halbe Million Euro investiert – die allerdings über die Einnahmen aus den Standgebühren refinanziert werde, wie Michael Metzler berichtet.

Es ist zumindest ungewöhnlich, wenn eine so große Kommune wie Ludwigsburg keine konkreten Zahlen nennen könne, sagt Wolfgang Rieth, Professor für öffentliche Finanzwirtschaft an der Ludwigsburger Verwaltungshochschule. Größere Städte hätten zwar oft unübersichtlichere Strukturen als kleinere, dafür aber mehr Personal und ausgefeiltere Systeme zur Erfassung und Berechnung von Daten. Zudem müsse sich jede Kommune im Klaren darüber sein, was sie ausgebe und einnehme – das sehe schon das Haushaltsrecht vor. Künftig werde dies eher noch mehr zur Pflicht, denn das neue Haushaltsrecht fordere noch mehr Details. „Und wenn eine Kostenstelle nicht errechenbar ist, sind Kommunen immer gehalten, sehr sorgfältig zu schätzen“, so Rieth.